Kloster Heiligenberg

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Siegel des Klosters Heiligenberg von 1298

Kloster Heiligenberg ist ein ehemaliges Prämonstratenserkloster aus dem 13. Jahrhundert im niedersächsischen Flecken Bruchhausen-Vilsen im Landkreis Diepholz. Es befand sich innerhalb einer Ringwallanlage, von der Reste erhalten sind.

Geschichte

Das umgangssprachlich gern als „Kloster“ bezeichnete Prämonstratenserstift St. Thomas und Maria wurde 1218 als Propstei von den Grafen von Wernigerode / Wölpe auf deren Erbgut gestiftet und existierte bis 1543. Der Grund war ein politischer: Die Wernigeroder befürchteten (berechtigterweise) den Zusammenbruch der welfischen Vormachtstellung in Norddeutschland infolge des Todes Kaiser Ottos IV. (1218) und sahen den einzigen Ausweg ihr entlegenes Erbgut zu sichern darin, es dem Prämonstratenserorden zu übereignen. Anfangs übte Bischof Adolf von Osnabrück, Graf von Tecklenburg, ebenfalls ein Anhänger Kaiser Ottos IV., das Amt des Vogtes aus, später waren es die Grafen von Oldenburg-Bruchhausen und zum Schluss die Grafen von Hoya, in deren Territorien das Kloster lag. 1242/63 wurde die Propstei Heiligenberg zur Abtei erhoben. Von ihr ging die Gründung der Propstei Heiligenthal bei (und später in) Lüneburg aus. Nach der Reformation 1535 wurde die Abtei im Zuge der Säkularisation 1543 durch Graf Jobst II. von Hoya aufgehoben. 1563 war die Kirche bereits zur Ruine verfallen. In der Zeit von 1563 bis 1620 gehörten die Wirtschaftsgebäude und der Landsitz als Vorwerk zum Bruchhauser Witwensitz der letzten Gräfin von Hoya. Die letzten Teile der Klostergebäude wurden 1607 abgetragen. In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts benutzten die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg zu Celle das Bruchhauser Schloss als Sommerresidenz; von dort aus gingen sie zur Reiherjagd auf den Heiligenberg. Im Jahr 1794 wurde das Vorwerkgebäude zur Dienstwohnung des reitenden Försters umgebaut; das Forsthaus erhielt eine Schankerlaubnis. 1962 wurde es vom Forstamt Syke verkauft und 1966 das Restaurant „Forsthaus Heiligenberg“ eröffnet. Dieses wurde im Jahr 2001 zu einem Hotel und Tagungshaus erweitert mit Gestaltung eines Rosen- und Kräutergartens. Archäologische Untersuchungen bestätigten 2011 die These des Mediävisten Bernd Ulrich Hucker, der einen frühmittelalterlichen Adelssitz als Vorgänger des Stifts postuliert hatte.

Heutiger Zustand

Klostermühle Heiligenberg

Vom Kloster ist nichts erhalten geblieben. Das weiträumige ehemalige Klostergelände ist heute das „Erholungsgebiet Heiligenberg“. Dazu gehören die Reste eines Ringwalls, ein Wasserlauf mit der jahrhundertealten „Klostermühle“ – heute Gasthof „Klostermühle“ – und das 1966 eröffnete Restaurant „Forsthaus Heiligenberg“. Ein alter Ziehbrunnen neben diesem Restaurant und das Bruchstück eines Grabsteins, auf dem kniende Personen zu erkennen sind, erinnern an das ehemalige Kloster.

Eine erste archäologische Untersuchung des Geländes fand im Zuge eines Bauvorhabens des Restaurants im Jahre 2011 statt. Im Winter 2012/2013 wurde eine geophysialische Prospektion und ein Airborne Laserscanning von 4,5 km² vorgenommen. 2014 nahm das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege auf 17 Meter Länge und 4 Meter Breite einen Grabungsschnitt durch den Wall der Anlage vor. Der Wall besteht unter einem 10 cm starken humosem Oberboden aus feinsandigem Schluff. Hinweise auf Einbauten ließen sich im Wallkörper nicht feststellen, in dem sich aber einzelne Keramikscherben und Eisenfragmente fanden. Insgesamt konnten durch die Grabung Fragen zur Bauweise des Walls, seinem Zweck und zur Datierung nicht im erhofften Umfang geklärt werden. Beim Wall handelte es sich vermutlich um eine Erdkonstruktion ohne Verstärkung durch Holz- oder Steinbauten.

Literatur

  • Norbert Backmund: Monasticon Praemonstratense. Band 1, Berlin 1983, S. 211–212 (Übersicht über die ältere Literatur)
  • Ernst Andreas Friedrich: Die Wallburg auf dem Heiligenberg, S. 90–91, in: Wenn Steine reden könnten. Band I, Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-03973.
  • V. König, Friedrich-Wilhelm Wulf: 28 Hornfeld FStNr. 8, Gde. Flecken Bruchhausen-Vilsen, Ldkr. Diepholz In: Fundchronik Niedersachsen 2014. (= Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte. Beiheft 19). 2016, ISBN 978-3-8062-3308-7, S. 32-35

Siehe auch

Weblinks

Koordinaten: 52° 48′ 12,8″ N, 8° 59′ 33,7″ O