Kloster Neuwerk (Halle)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. August 2016 um 10:37 Uhr durch Sojo (Diskussion | Beiträge) (→‎Spätere Nutzung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Kloster Neuwerk war ein 1116 in Halle an der Saale gegründetes Stift der Augustiner-Chorherren. Die Klostergebäude sind heute nicht mehr erhalten, einzelne Bauelemente wurden in der Neuen Residenz wiederverwendet.

Geschichte

Im Jahre 1116 begann Erzbischof Adelgotus mit Hilfe der Hallenser Bürgerschaft den Bau des Klosters Neuwerk, nördlich der Stadtmauern von Halle. Die Auswahl des Bauplatzes geschah der Legende nach durch die Vision eines wohlhabenden Bürgers, der an dieser Stelle eine glühende Egge gen Himmel aufsteigen sah. Am 5. Juli 1121 stellte Graf Rogerus von Veltheim das offizielle Stiftungsprivileg aus und konstituierte das Kloster als geistiges Zentrum Halles, dem die Pfarrkirchen und die geistige Gerichtsbarkeit unterlagen.[1] Dem Kloster wurde als erster Einrichtung in Halle das Schulrecht verliehen. Spätestens nach der Übertragung von Reliquien des Heiligen Alexander im Jahre 1124 wurde die Kirche ihm geweiht.[2]

Die Kanoniker zur Besiedlung stammten vermutlich ursprünglich aus dem Kloster Reichersberg, dessen Propst Berwinus (oder Berewigus) aufgrund von politischen Unstimmigkeiten nach Sachsen geflohen war und in Giebichenstein Aufnahme fand.[3] Berewigus von Rodenbach wurde erster Propst von Neuwerk, sein Nachfolger Lambert leitete das Kloster 26 Jahre lang und wurde 1144 im Kloster beigesetzt. An seinem Grab soll es 1153 zu einer Wunderheilung des im gerichtlichen Zweikampf schwer verletzten Grafen Heinrich von Bodenburg gekommen sein; Lambert wurde später als Lambert von Neuwerk heiliggesprochen.[4]

Um das Kloster entstand die Siedlung Neumarkt, deren Pfarrkirche die heutige St. Laurentiuskirche war.

Am 11. Dezember 1445 trat im Kloster Neuwerk ein fürstliches Schiedsgericht zusammen, um die Streitigkeiten um die Aufteilung der wettinischen Ländereien beizulegen und fällte dort den Halleschen Machtspruch.

Im Zuge der Reformation geriet das Kloster Neuwerk in Schwierigkeiten, ab 1520 begann Markgraf Albrecht von Brandenburg mit dem Bau eines neuen Stifts, das bereits 1523 geweiht wurde. Zentrum des neuen Stifts war die heutige Domkirche von Halle. Das neue Stift übernahm die Verwaltungs- und Gerichtsfunktionen von Neuwerk, das dadurch in Bedeutungslosigkeit versank. 1528 übergab der letzte Propst das Kloster an Kardinal Albrecht. 1530 wurde Neuwerk aufgelöst und alle Kirchengebäude abgetragen. Sämtliches Vermögen ging auf das neue Stift über.[5]

Spätere Nutzung

Erhaltene Wirtschaftsgebäude wurden lange als Speicher genutzt, die ehemaligen Wirtschaftsflächen am Saalehang dienten zunächst als „fürstlicher Küchengarten“ und wurden später für den Botanischen Garten Halle ausgewiesen, der 1698 gegründet wurde.[6] Die ehemals zum Klosterbesitz zählende, erstmals 1121 erwähnte Steinmühle ist in Halle bis heute erhalten. Auf dem ehemaligen Gelände der Klosteranlage befindet sich heute die Wohnsiedlung Halle-Neuwerk.

Einzelnachweise

  1. Ernst Maximilian Lambert: Das hallische Patriciat: ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Städteverfassungen des Mittelalters. 1866, S. 19ff
  2. liborius.de
  3. H. Bresslau: Die Vita des Propstes Lambert von Neuwerk bei Halle. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, Vol. 41, 1919, S. 591
  4. Hans Goetting: Die Bistumer der Kirchenprovinz Mainz- das Bistum Hildesheim 3: Die Hildesheimer Bischofe von 815 bis 1221(1227). Walter de Gruyter, 1973, S. 341ff
  5. Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg: Mittheilungen des Vereins für die Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg, Band 1-2, E. Baensch jun., 1866, S. 155ff
  6. Andrea Thiele: Neuwerk – vom Chorherrenstift zur Villengegend. Verein für hallische Stadtgeschichte, online auf stadtgeschichte-halle.de, gesehen 18. Juni 2010

Koordinaten: 51° 29′ 21″ N, 11° 57′ 32″ O