Konversationsstück (Kunst)

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Jean-Honoré Fragonard (1732–1806): Galante Unterhaltung in einem Park, 1754/55; Öl auf Leinwand, 62 × 74 cm; Wallace Collection, London
Jan Vermeer (1632–1675): Das Mädchen mit dem Weinglas, 1659/60; Öl auf Leinwand, 78 × 67 cm; Herzog Anton Ulrich-Museum, Wolfenbüttel
Giorgione (1477–1510): Ländliches Konzert, ca. 1510; Öl auf Leinwand, 110 × 138 cm; Louvre, Paris

Konversationsstück (seltener: Konversationsbild) ist die Bezeichnung für ein Genre in Malerei und Grafik, das Geselligkeit oder Personen im Gespräch zeigt. Als eigenes Genre hatten Konversationsstücke im 17. und 18. Jahrhundert in der europäischen Kunst ihre Blütezeit.

Bildgegenstand

Konversationsstücke kombinieren Geselligkeiten und Unterhaltungen mit verschiedenen anderen Motiven und Genres, so zum Beispiel mit musikalischen Darbietungen, Festessen oder Liebeserklärungen; auch können Gesellschaftsspiele und Alkoholgenuss Gegenstand der Bilder sein. Als Milieus finden sich private Häuslichkeit (Interieurs), aber auch Gesellschaften im Freien oder Orte öffentlicher Geselligkeiten, wie zum Beispiel in Darstellungen von Personen im Theater oder im Kaffeehaus.

Konversationsstücke dienten der Abbildung zwischenmenschlicher Beziehungen und repräsentierten deren jeweilige Auffassungen sowie die sozial bestimmenden Lebensformen.[1]

Geschichte

Als höfische conversation galante (galante Unterhaltung) taucht das Motiv in Europa zuerst auf französischen Tapisserien des 14. Jahrhunderts auf und ist dann vor allem in der venezianischen Renaissancemalerei anzutreffen, zum Beispiel in Giorgiones Konzert (ca. 1510). Im 17. Jahrhundert wurde das Konversationsstück als auf Wirklichkeitsabbildung spezialisierte Malerei für bürgerliche Wohnräume zu einem eigenständigen Genre, so zum Beispiel bei Jan Vermeer, Pieter de Hooch und Gerard Terborch.

Im 18. Jahrhundert setzte es sich vor allem in der französischen und englischen Malerei durch, zum Beispiel in den fêtes galantes Antoine Watteaus und Jean-Honoré Fragonards oder den "conversation pieces" von William Hogarth, Gawen Hamilton und Arthur Devis. Im 19. und 20. Jahrhundert erfuhr es, insbesondere mit dem Motiv der Tischgesprächs, zahlreiche Variationen, zum Beispiel in Menzels Tafelrunde Friedrichs II. in Sanssouci (1850) bis hin zu Henri Matisse' Familie des Malers (1911).[2]

Literatur

  • Mario Praz: Conversation Pieces. A Survey of the Informal Group Portrait in Europe and America. Pennsylvania State University Press, University Park und London 1971.
  • Lexikon der Kunst Band II. Berlin, 1981; S. 687
  • Uwe M. Schneede: Das repräsentative Gesellschaftsbild in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts und seine Grundlagen bei H. Vredeman de Vries. Kiel 1965

Einzelnachweise

  1. Lexikon der Kunst (1981), S. 687
  2. Lexikon der Kunst (1981), S. 687

Weblinks