Ledigenheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Februar 2015 um 10:13 Uhr durch Harry8 (Diskussion | Beiträge) (wikilink). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ehemaliges Ledigenheim in der Danckelmannstraße in Berlin-Charlottenburg

Ein Ledigenheim ist eine bauliche Unterkunft für unverheiratete Arbeiter, Angestellte, Bergleute, Handwerker, Soldaten und Tagelöhner mit meist geringem Einkommen, die aufgrund der vorherrschenden Wohnungsknappheit eine günstige Übernachtungsmöglichkeit suchen.

Einrichtung und Zweck

Mit den Ledigenheimen sollte dem gefürchteten "Übelstand" des sogenannten Schlafgängerwesens exemplarisch entgegentreten werden. Von bürgerlichen Reformern wurden die Schlafgänger verantwortlich gemacht für die verheerende Überbelegung vieler Arbeiterwohnungen und für die damit verbundene Gefährdung der Familien. Frauen hatten zu den Unterkünften keinen Zugang, weshalb sie im Volksmund auch Bullenkloster genannt wurden. Zur Ausstattung der Heime gehörten neben den Wohnräumen, eine Kantine, gemeinsame Sanitäranlagen (Waschräume, Toiletten, z. T. Badegelegenheiten), Verwaltungs- und Aufenthaltsräume.

Die Heime wurden häufig in der Nähe von Industriebetrieben und Zechen gebaut, um die Arbeitskräfte an die Werke zu binden. Sie dienten aber auch der Kontrolle und sollten den Kontakt zu den bestehenden Gewerkschaften unterbinden.[1]

Im Lied vom Geiseltal, das Karl-Boy Simonsen (1914-1994) 1933 verfasst hat, heißt es:

Wenn der Tag zu Ende, die Arbeit aus
Und verblasst der Abendsonnenschein,
Fuhren wir, die Grabungskolonne, ahoi,
Auf dem Rad ins Ledigenheim.
Dort brachte uns Meta das Essen herbei,
(Von der Industrie finanziert).
Zur Liebe hatten wir keine Zeit,
Die Arbeit hat uns ruiniert.[2]

Geschichte

Ledigenheime wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und bis in die 1960er Jahre geführt, da nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin Wohnungsnotstand bestand. Heute sind die Einrichtungen in München und Hamburg die letzten noch betriebenen Ledigenheime in Deutschland. Die übrigen sind meist in Aus- und Übersiedlerheime, Studentenwohnheime, Seniorenheime, Hotels oder Wohnhäuser umgewandelt. [3]

Ledigenheim in Berlin-Charlottenburg (Ausschnitt)

Ehemalige Ledigenheime (Auswahl)

Weitergeführtes Ledigenheim

Quellenangaben

  1. Frühe Industrialisierung (Memento vom 29. Juni 2007 im Internet Archive)
  2. Nostalgisches zur berühmten Fossillagerstätte Geiseltal
  3. http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/ledigenheim.html
  4. http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/ledigenheim.html
  5. Eintrag 09050243 in der Berliner Landesdenkmalliste
  6. http://www.stiftung-ledigenheim.com/ledigenheim_lohberg/historie.asp?navid=3
  7. Rathaus in Werdohl
  8. http://www.diakonie-westend.de/Geschichte-des-Westends/img23.html
  9. http://www.ledigenheim.de/haus.html
  10. http://www.rehhoffstrasse.de/blicke/