Liste der Abgeordneten der Provisorischen Landesversammlung (Kärnten)

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Diese Liste der Abgeordneten der Provisorischen Kärntner Landesversammlung listet alle Abgeordneten dieses ersten Kärntner Landtages nach Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie. Er trat in Klagenfurt am 11. November 1918 erstmals zusammen und agierte (mit Änderungen) bis zur konstituierenden Sitzung des nachfolgenden Landtags am 5. Juli 1921.

Historischer Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 26. Oktober 1918 hatten die Vertreter der größeren politischen Parteien sich auf die Einrichtung eines Vollzugsausschusses und mehrerer Nebenausschüsse geeinigt. Zum Vorsitzenden des Vollzugsausschusses wurde Arthur Lemisch gewählt. Aufgabe dieses Ausschusses war die Vorbereitung einer konstituierenden Landesversammlung. Diese trat dann am 11. November 1918 erstmals zusammen. Aus der 58 Personen zählenden Landesversammlung wurde ein zehnköpfige Landesausschuss gewählt, dieser wiederum wählte den Landesverweser Arthur Lemisch und seine beiden Stellvertreter Florian Gröger (nach dessen Wahl in den Nationalrat 1919 August Neutzler) und Gustav Frank.[1]

Die Provisorische Landesversammlung war nicht unmittelbar demokratisch legitimiert, sondern als Übergangslösung bis zur Abhaltung regulärer Wahlen gedacht. Ihre Zusammensetzung hatte man aus Ergebnissen der Reichsratswahl 1911 abgeleitet. Am 21. März 1919 wurde das Gesetz betreffend die Einberufung des verfassungsgebenden Landtages von Kärnten[2] beschlossen. Dieser war auf 45 Personen reduziert und hatte nun direkt die Aufgabe, die Landesregierung (bestehend aus dem Landeshauptmann, seinen beiden Stellvertreter und fünf Landesräten) zu wählen. Der neue Landtag sollte durch eine Wahl im Juni 1919 legitimiert werden. Aufgrund des aufkommenden Konfliktes mit dem Königreich Jugoslawien, das Gebietsforderungen an Kärnten stellte und Teile des Landes militärisch besetzte (Kärntner Abwehrkampf), musste die Wahl verschoben werden. Die Provisorische Landesversammlung agierte daher bis zur Landtagswahl 1921 unter Führung der Landesregierung Lemisch I weiter.[1]

Zusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sitzverteilung in der Landesversammlung nach Fusion der Deutschdemokratischen Partei
    
Insgesamt 58 Sitze
  • SDAP: 18
  • CS: 11
  • Militärische Abgeordnete: 2
  • DDP/KBB: 27

Auf Basis der Wahlergebnisse von 1911 setzte die 58-köpfige Provisorische Landesversammlung sich aus fünf Abgeordneten der Alldeutschen Partei (Verein der Alldeutschen in Kärnten), 14 Abgeordneten des Kärntner Bauernbundes (KBB), elf Abgeordneten der Christlichsozialen Partei (CSP), zwei Abgeordneten des Völkisch-sozialen Verbandes „Deutsche Einheit“ (eine Villacher Regionalpartei), sechs Abgeordneten der Deutschen Volkspartei (auch: Deutscher Volksverein für Kärnten) und 18 Abgeordneten der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zusammen. Diese zivilen Vertreter wurden durch einen von der Offiziersversammlung und einen von der Mannschaftsversammlung der Kärntner Truppen gewählten Abgeordneten ergänzt. Abgeordnete kärntnerslowenischer Parteien waren nicht vertreten, sie hatten bereits im September 1918 einen separaten Slowenischen Nationalrat für Kärnten ausgerufen.[1] Am 19. November 1918, wenig mehr als eine Woche nach Konstituierung der Landesversammlung, schlossen die Vertreter des Bauernbundes und der drei deutschnationalen Parteien sich unter dem Namen Deutschdemokratische Partei (DDP) zusammen. Somit reduzierte sich die Anzahl der Parteien im Landtag auf drei.[3]

Präsidium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Präsidium der Provisorischen Landesversammlung bildeten die Abgeordneten Richard Strobl (DDP), Julius Lukas (SDAP) und Michael Paulitsch (CSP).[4] Ab dem 30. November 1920 war Max von Burger Erster Landtagspräsident.

Abgeordnete der Provisorischen Landesversammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste gibt die Zusammensetzung der Provisorischen Landesversammlung mit 58 Abgeordneten nach der Fusion der deutschnationalen Parteien am 19. November 1918 wieder.[5] Der Bauernbund schied im Vorfeld der Landtagswahl 1921 wieder aus der Deutschdemokratischen Partei aus und trat eigenständig an, weswegen bei seinen Mitgliedern beide Parteizugehörigkeiten angeführt werden.

Name Fraktion Anmerkung
Kirschner, Franz KBB/DDP
Strießnig, Karl KBB/DDP
Schumy, Vinzenz KBB/DDP
Pirsch, Anton KBB/DDP
Egger, Bernhard KBB/DDP
Niedermüller, Balthasar KBB/DDP
Lemisch, Arthur KBB/DDP
Michor, Simon KBB/DDP
Gailer, Johann KBB/DDP
Hönlinger, Alois KBB/DDP
Glantschnig, Josef KBB/DDP
Nagele, Josef KBB/DDP
Größbauer, Philipp KBB/DDP
Pirker, Alois KBB/DDP
Breitegger, Ignaz KBB/DDP
Ritter von Burger, Max DDP Vormals Deutsche Volkspartei
Dörflinger, Fritz DDP Vormals Deutsche Volkspartei
Keuschnigg, Josef DDP Vormals Deutsche Volkspartei
Manhart, Karl DDP Vormals Deutsche Volkspartei
Pflanzl, Josef DDP Vormals Deutsche Volkspartei
Pressinger, Bernhard DDP Vormals Deutsche Volkspartei
Angerer, Hans DDP Vormals Alldeutsche Partei
Axmann, Gustav DDP Vormals Alldeutsche Partei
Prugger, Rudolf DDP Vormals Alldeutsche Partei
Schueller, Otto DDP Vormals Alldeutsche Partei
Winkler, Jakob DDP Vormals Alldeutsche Partei
Bartel, Fritz DDP Vormals Völkisch-sozialer Verband „Deutsche Einheit“
Strobl, Richard DDP Vormals Völkisch-sozialer Verband „Deutsche Einheit“
Gröger, Florian SDAP
Neutzler, August SDAP
Lukas, Julius SDAP
Dimnig, Martin SDAP
Steinrigl, Josef SDAP
Schatzmayr, Johann SDAP
Eich, Wilhelm SDAP
Melcher, Peter SDAP
Samek, Franz SDAP
Bierkopf, Peter SDAP
Gabriel, Josef SDAP
Weinberger, Anton SDAP
Amlacher, Franz SDAP
Hubmann, Georg SDAP
Leitner, Gottlieb SDAP
Tiefenbacher, Philipp SDAP
Gröger, Anna SDAP
Frank, Gustav CSP
Irrasch, Viktor CSP
Krampl, Josef CSP
Leer, Silvester CSP
Paulitsch, Michael CSP
Reinprecht, Franz CSP
Thomaschitz, Josef CSP
Thurner, Josef CSP
Walcher, Konrad CSP
Weiß, Emil CSP
Lutz, August[6] CSP Als Vertreter der Verbrauchervereinigungen
Michner, Emil[7] Major, Vertreter der Offiziersversammlung
Errath, Albin Vertreter des Soldatenrates

Josef Krampl legte gesundheitsbedingt sein Mandat am 3. Dezember 1918 nieder und Franz Kahn übernahm sein Mandat. Nach der Gesundung von Josef Krampl legte er am 11. März 1919 das Mandat nieder und Josef Krampl nahm den Sitz im Parlament wieder ein.

Ausschüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der eingangs erwähnte zehnköpfige Landesausschuss bestand aus den Abgeordneten Angerer, Gröger, Hönlinger, Schumy, Schatzmayr, Neutzler, Leer, Frank, Lemisch und Kirschner. Außerdem installierte die Landesversammlung einen Kontrollausschuss, in dem neben den regulären Abgeordneten Fritz Bartl und Martin Dimnig auch drei Personen vertreten waren, die kein Mandat in der Landesversammlung innehatten: Leopold von Aichelburg-Labia (Landeshauptmann 1909–1918) sowie die Herren Grießmayr und Kleinmayr. Davon abgesehen gab es einen Verfassungsausschuss, einen Finanzausschuss, einen Verkehrsausschuss, einen Wehrausschuss und einen Wirtschaftsausschuss, die alle von regulären Abgeordneten gebildet wurden.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Dachs, Herbert; Dippelreiter, Michael; Schausberger, Franz: Radikale Phrase, Wahlbündnisse und Kontinuitäten. Landtagswahlkämpfe in Österreichs Bundesländern 1919 bis 1932 (= Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek Nr. 57). Böhlau, Wien, ISBN 978-3-205-20498-5, S. 72 f. (Google Books).
  2. Gesetz betreffend die Einberufung des verfassungsgebenden Landtages. In: LGBl. Nr. 20/1919 (onb.ac.at).
  3. Tagesneuigkeiten - Deutscher Zusammenschluss. In: Freie Stimmen. Klagenfurt 20. November 1918, S. 2 (onb.ac.at).
  4. a b Die Abgeordneten der provisorischen Landesversammlung für Kärnten. In: Arbeiterwille. Graz / Klagenfurt 22. November 1918, S. 5 f. (onb.ac.at).
  5. Provisorische Kärntner Landesversammlung. In: Unterkärntner Nachrichten (=Lavanttaler Bote). Wolfsberg 16. November 1918 (onb.ac.at).
  6. Wilhelm Wadl: Beiträge zur Geschichte der Christlichsozialen Partei in Kärnten. In: Carinthia I. 181. Jahrgang, 1991, S. 391, Digitalisat online auf ANNO.
  7. Provisorische Kärntner Landesversammlung. In: Unterkärntner Nachrichten (vormals Lavanttaler Bote), 16. November 1918, S. 1–2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ukn