Lucius Valerius Catullus Messalinus

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Lucius Valerius Catullus Messalinus (* um 35; † vor 97)[1] war ein römischer Senator und Militär. Er war zweimal Konsul.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus vornehmer Familie stammend,[2] war er der Sohn des pontifex Lucius Valerius Catullus[3] und der Statilia Messalina. Nicht identisch ist er nach Hannah M. Cotton und Werner Eck[1] mit dem von Flavius Josephus kritisierten Prokonsul von Kreta und Kyrene. Ab dem 1. Januar 73 war er zusammen mit Domitian consul ordinarius. Stephen Rutledge hält das für eine besondere Auszeichnung, da zwischen 70 und 81 die meisten ordentlichen Konsulate von Vespasian und seinen Söhnen besetzt wurden.[4] Wie lange sie amtierten, ist nicht klar.

Valerius Catullus Messalinus gehörte schon unter Vespasian und dann erst recht während Domitians Regierungszeit zu den einflussreichsten Senatoren.[5] Er zählte nach Juvenal[6] zum consilium (Hofrat) des Domitian, nach Plinius dem Jüngeren zum Kreis der engsten Berater[7] und stand nach Tacitus in dem Ruf, ein delator („Denunziant“) zu sein.[8] März und April 85[9] wiederholte er sein Konsulat, diesmal als Suffektkonsul zusammen mit Gaius Rutilius Gallicus. Eine Tätigkeit als Prokonsul in Africa kann nicht sicher belegt werden.

Nachleben und Urteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lucius Valerius Catullus Messalinus war schon seinen Zeitgenossen verhasst – verdient, wie Ronald Syme findet.[10] Er galt als ein berüchtigter Denunziant unter Kaiser Domitian und erblindete im Alter. Nach seinem und Domitians Tod wurde er von Plinius[11] und Juvenal[12] scharf angegriffen. Bestandteil der Kritik war seine Blindheit. Dass ein körperliches Gebrechen von der Kritik instrumentalisiert wird, ist in der römischen Literatur ungewöhnlich. Johannes Stahl erklärt es aus dem Hass, den er durch sein Verhalten während der Autokratie des Domitian auf sich zog.[13]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Hannah M. Cotton, Werner Eck: Josephus’ Roman Audience: Josephus and the Roman Elites. In: Jonathan Edmondson u. a. (Hrsg.): Flavius Josephus and Flavian Rome. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 978-0-19-926212-0, S. 47 f.
  2. Ronald Syme: The Augustan Aristocracy. Clarendon Paperbacks, Oxford 1985, ISBN 0-19-814731-7, S. 241, table IX Messalla Corvinus.
  3. CIL 14, 2095 Vgl. Sueton, Gaius 36.
  4. Stephen Rutledge: Imperial Inquisitions: Prosecutors and informants from Tiberius to Domitian. Routledge, London 2001, ISBN 0-415-23700-9, S. 274.
  5. Werner Eck: [II 6] L. V. Catullus Messalinus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12/2, Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01487-8, Sp. 1107.
  6. Juvenal, Satiren 4,113 f.
  7. Plinius, Epistulae 4,22,5 f.
  8. Tacitus, Agricola 45,1.
  9. Paul Gallivan: The Fasti for A. D. 70–96. In: The Classical Quarterly. Band 31, Nr. 1. Cambridge University Press, Cambridge 1981, S. 190, JSTOR:638472.
  10. Ronald Syme: The Augustan Aristocracy. Clarendon Paperbacks, Oxford 1985, ISBN 0-19-814731-7, S. 241.
  11. Plinius, Epistulae 4,22,4-6.
  12. Juvenal 4,113–122.
  13. Johannes Stahl: Physically Deformed and Disabled People. In: Michael Peachin (Hrsg.): The Oxford Handbook of Social Relations in the Roman World. Oxford University Press, Oxford 2012, ISBN 978-0-19-518800-4, S. 720.