Möllner Rede im Exil

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Die Möllner Rede im Exil ist eine Gedenkveranstaltung, die in kritischer Auseinandersetzung mit dem offiziellen Gedenken der Stadt Mölln an den Brandanschlag vom 23. November 1992 in Mölln erinnert. Sie finden seit 2013 in unterschiedlichen Städten statt.

Beim Mordanschlag von Mölln kamen die zehn- und 14-jährigen Mädchen Yeliz Arslan und Ayşe Yılmaz sowie ihre 51-jährige Großmutter Bahide Arslan zu Tode. Ibrahim Arslan, zum damaligen Zeitpunkt sieben Jahre alt, überlebte, weil seine Großmutter Bahide Arslan ihn in dem brennenden Haus in feuchte Tücher wickelte, um sein Leben zu retten. Ibrahim Arslan kritisierte die Stadt Mölln, bei dem Gedenken den Stimmen der Opfer nicht ausreichend Gehör zu geben. Sein Anliegen ist es, beim Erinnern und Gedenken die Perspektive der Opfer von rechtsextremen und rassistischen Anschlägen in den Mittelpunkt zu stellen.[1]

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Mölln veranstaltet jährlich zum Jahrestag des Anschlags ein offizielles Gedenken,[2] bei dem sich Ibrahim Arslan als Opfer nicht beteiligt sah. Er fühlte sich eher als Statist der Veranstaltung. Gemeinsam mit seinem Vater Faruk Arslan und dem Freundeskreis im Gedenken an die fremdenfeindlichen Brandanschläge von Mölln 1992 initiierte er 2013 die Möllner Rede im Exil, bei der die Perspektive der Betroffenen im Zentrum stehen und aktuelle Entwicklungen von Rassismus und Neonazismus thematisiert werden sollen.[3][4]

Redner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2013: Kutlu Yurtseven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2013 fand die Rede zum ersten Mal im Exil in Hamburg statt. Es sprach der Kölner Rapper Kutlu Yurtseven von der Band Microphone Mafia, der sich auch in der Auseinandersetzung um den vom NSU verübten Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße engagiert. Am 25. November 2013 wurde mit Demonstrationen und einem Solidaritätskonzert in Mölln an die Opfer des Anschlags und weitere Opfer rechter Gewalt erinnert.[5][6]

2014: Adetoun Kueppers-Adebisi[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2014 sprach Adetoun Kueppers-Adebisi (Autorin, Publizistin, Lehrbeauftragte für Schwarze- und Afrikanisch-Deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin) in Lüneburg.[7]

2015: Argyris Sfountouris[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2015 hielt Argyris Sfountouris, Überlebender des SS-Massakers im griechischen Distomo vom 10. Juni 1944, die Möllner Rede im Exil in Bremen.

2016: Doğan Akhanlı[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2016 fand die Rede in Köln in Kooperation mit der Initiative Keupstraße ist überall statt.[8] Es sprach der Schriftsteller Doğan Akhanlı. In der Kölner Keupstraße verübten Mitglieder des NSU am 9. Juni 2004 einen Nagelbombenanschlag, bei dem zahlreiche Menschen verletzt wurden.

2017: Esther Bejarano[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2017 wurde die Rede von Esther Bejarano in Berlin gehalten.[9][10] Esther Bejarano ist Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz. Sie musste in Auschwitz im Mädchenorchester spielen. Bis zu ihrem Tod im Juli 2021 setzte sie sich gegen Rassismus und Neofaschismus ein.

2019: İdil Baydar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2019 hielt die Kabarettistin İdil Baydar die Rede im Historischen Museum in Frankfurt am Main. Im Vorfeld der Rede wurden Morddrohungen als SMS an sie geschickt mit dem Wortlaut „Wenn du am 17. November 2019 die Möllner Rede im Exil hältst, knalle ich dich ab. Unterzeichnet mit SS Obersturmbannführer“. Unter erhöhtem Polizeischutz fand die Rede trotzdem statt.[11][12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ibrahim Arslan - Wie ein Betroffener rechter Gewalt anderen Opfern helfen will. Abgerufen am 20. November 2019 (deutsch).
  2. Gedenkfeier am 23.11.2019 zum 27. Jahrestag der Möllner Brandanschläge | Mölln – Die Eulenspiegelstadt. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. November 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.moelln.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. 25 Jahre nach dem Brandanschlag in Mölln - Gedenken mit Spannungen. Abgerufen am 20. November 2019 (deutsch).
  4. Gedenken Mölln 1992. Abgerufen am 20. November 2019 (deutsch).
  5. 100 Demonstranten erinnern an Brandanschläge. Abgerufen am 20. November 2019.
  6. Brandanschläge in Mölln – Das Erinnern erkämpfen | leftvision. Abgerufen am 20. November 2019.
  7. Kommentar von freundeskreismoelln on Januar 28, 2015 8:20 Pm: Moellner Rede im Exil – Speech of Moelln in Exile – Adetoun Kueppers-Adebisi – In Memoriam der Opfer des Rassismus in Deutschland In Memoriam Victims of Racism Germany. In: AFROTAK TV cyberNomads Afrika Deutschland Medien Archiv BLACK GERMAN MEDIA MAGAZINE - Schwarze Deutsche Bildung Kultur Medien Kunst Literatur ARCHIV - Pan Afrika Fernsehen. 11. November 2014, abgerufen am 20. November 2019 (deutsch).
  8. reclaim and remember – Die Möllner Rede im Kölner Exil. Abgerufen am 20. November 2019 (deutsch).
  9. „Einige denken, dass sie mit uns abschließen können, aber wir werden immer da sein.“ In: NSU Watch. 17. November 2017, abgerufen am 20. November 2019 (deutsch).
  10. mass: Möllner Rede im HAU: Unbeugsam im Exil. In: Young Migrants. 20. November 2017, abgerufen am 20. November 2019 (deutsch).
  11. Frankfurt: Möllner Rede im Exil unter Polizeischutz. 17. November 2019, abgerufen am 20. November 2019.
  12. Ayesha Khan: Möllner Rede im Exil: Gedenken unter Polizeischutz - taz.de. Abgerufen am 7. Dezember 2019.