Massaker im Golden Dragon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. März 2014 um 12:46 Uhr durch EWriter (Diskussion | Beiträge) (HC: Ergänze Kategorie:Geschichte der Vereinigten Staaten (1964–1980)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Massaker im Golden Dragon wurde die Ermordung von fünf Menschen am 4. September 1977 bekannt. Das Golden Dragon war ein Restaurant in 816 Washington Street im Chinatown von San Francisco. Es war im Besitz der Hop Sing Tong, einer ins organisierte Verbrechen verwickelten Tong; also einer traditionellen Gemeinschaft, welche sich um die Belange ihrer Mitglieder oder der Gesellschaft kümmert. Bei dem Überfall durch die Straßengang der Joe Boys wurden fünf Menschen getötet und elf weitere verletzt. Kein Mitglied der Hop Sing Boys oder der Wah Ching Gang, denen der Angriff galt, wurde getötet oder verletzt – die Opfer waren ausschließlich unbeteiligte Personen.[1][2]

Hintergrund

Bei den Bandenkriegen in Chinatown ging es um die Kontrolle der dortigen Einnahmequellen. Neben den klassischen Mafia-Aktivitäten wie Prostitution, Schutzgelderpressung und dem Drogenhandel, war die Frage wichtig, wer den lukrativen Markt für Feuerwerkskörper kontrollierte.[3]

Traditionell beherrschten die Hop Sing Boys und die Wah Ching Gang Chinatown, beide arbeiteten für die Hop Sing Tong. Ihr Gegenspieler waren die Joe Boys, welche die Dominanz der Wah Ching beim Handel mit Feuerwerkskörpern brechen wollten.[3]

Dem Massaker direkt vorausgegangen war ein Überfall der Joe Boys auf die Ping Boys, einer Gang, die unter dem Schutz der Wah Ching Gang stand. Da die Joe Boys keinen Parkplatz finden konnten, parkten sie zwei Blocks[3] entfernt und erreichten die „Ping Yeun Projects“ – einem Wohnungsbauprojekt, das von den Ping Boys kontrolliert wurde – zu Fuß. Als sie deswegen von den Ping Boys verspottet wurden, kam es zu einer Schießerei. Dabei wurde ein Mitglied der Joe Boys getötet und vier weitere verwundet. Die Joe Boys glaubten, dass Michael „Hot Dog“ Louie, der Anführer der Wah Ching, für ihre Niederlage verantwortlich war und planten ihn aus Rache zu ermorden. Drei Monate später kam es zum Angriff auf das Golden Dragon, als sich Louie dort aufhielt.[1]

Das Massaker

Am 4. September 1977 betraten um 2:40 Uhr[2] drei Mitglieder der Joe Boys das Golden Dragon. Michael Louie, das Ziel des Anschlags, sah die Männer und warf sich auf den Boden, um aus der Schusslinie zu kommen. Die drei maskierten Täter eröffneten das Feuer in das Innere des Restaurants mit Schrotflinten und halbautomatischen Waffen. Sie töteten dabei fünf unbeteiligte Zivilisten, darunter zwei Touristen,[2] und verletzten elf weitere Personen. Unter den Opfern war dabei kein einziges Mitglied der Hop Sing Boys oder der Wah Ching Gang, das Ziel Louie blieb völlig unverletzt. Anschließend flohen die Schützen in einem Fahrzeug, dass von einem weiteren Gangmitglied gefahren wurde.[1]

Ermittlungen und Verurteilungen

Die Ermittlungen erstreckten sich über die nächsten Monate und schnell war klar, dass der Angriff von den Joe Boys ausging. Ende Oktober waren die Namen der Schützen bekannt, doch zu einer Verurteilung fehlten die Beweise. In den nächsten Monaten zeigte die Polizei Präsenz in Chinatown und sprach mit den Einwohnern. Dabei fing die „Mauer des Schweigens“ – welche meint, dass die Einwohner nicht mit der Polizei sprechen und ihre Angelegenheiten selbst regeln wollen – an zu bröckeln. Der 24 Jahre lang beim Gang Squad arbeitende, und ab 1986 leitende, Sergeant Dan Foley meinte einmal dazu: „Wenn du Zeit mit ihnen verbringst und ihr Vertrauen gewinnst, dann werden die Chinesen anfangen dir zu glauben und dann werden sie ihr Wissen mit dir teilen.“ Auch würden Gangs bereitwillig Informationen über ihre Gegner herausgeben, wenn es sich nicht zu ihren Nachteil auswirke. Am Ende der Ermittlung wurden die drei Schützen, der Fahrer und mehrere weitere Gangmitglieder verhaftet und verurteilt. Die Urteile beinhalteten mehrere Verurteilungen wegen vorsätzlichen Mordes.[1]

Folgen

Auf das Massaker gab es eine starke Pressereaktion, welche deutlich stärker war, als bei Fällen, wo Gangmitglieder einander getötet hatten. Auch verlangte die Öffentlichkeit eine starke Reaktion auf diese Tat. Kurz darauf wurde die „Chinatown Squad“ wieder als eigene Abteilung des San Francisco Police Department eingerichtet, wenn auch unter dem neuen Namen „The Gang Task Force“. Der Bürgermeister setzte eine Belohnung über 100.000 US-Dollar aus, für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen würden – eine in der Geschichte San Franciscos einmalige Summe. Die Chinese Chamber of Commerce berichtete Ende September, dass die Einnahmen der Geschäfte in Chinatown um 50 % eingebrochen seien.[1]

Das Golden Dragon nach dem Massaker

Nach dem Massaker wurde das Golden Dragon wieder eröffnet. Im Januar 2006 wurde es von der Gesundheitsbehörde wegen Verstößen gegen Gesundheitsauflagen geschlossen. Die Betreiber des Golden Dragon wurden später zu einer Geldstrafe über mehrere Millionen verurteilt, da sie ihre Mitarbeiter nicht nach dem Mindestlohn und zeitweise gar nicht bezahlt hatten. Die 37 Mitarbeiter erhielten neben 195.897 Dollar ausstehendem Lohn eine Entschädigung über 1,5 Millionen. Dazu kommt eine Strafzahlung an die Stadt in der Höhe von 871.300 Dollar. Das Restaurant wurde im Mai 2006 als Imperial Palace wieder eröffnet.[4][5]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Shaping San Francisco: The Golden Dragon Restaurant Massacre, Abgerufen am 5. Oktober 2013
  2. a b c MisterSF: Notorious SF: Golden Dragon Massacre, Abgerufen am 5. Oktober 2013
  3. a b c Bamboo Tigers: Fireworks, Abgerufen am 5. Oktober 2013
  4. SFGate: Workers want pay from Dragon / Back wages claimed as restaurant reopens under new name vom 11. Mai 2006, Abgerufen am 6. Oktober 2013
  5. SFGate: Restaurant must pay $1 million to workers vom 7. Oktober 2006, Abgerufen am 6. Oktober 2013

Koordinaten: 37° 47′ 43″ N, 122° 24′ 24,8″ W