Mordraupe

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Als Mordraupen werden Raupen von Schmetterlingen (Lepidoptera) bezeichnet, die die Raupen anderer Schmetterlingsarten sowie auch weitere, vornehmlich weichhäutige Insekten wie Blattläuse (Aphididae) als Zusatznahrung fressen. Seltener wird auch der Ausdruck „insectivore Raupen“ angewendet. Als Beimischung zur pflanzlichen Hauptnahrung dienen den Mordraupen z. B. die Larven des Kleinen Frostspanners (Operophtera brumata).

Obwohl die Verwendung von Begriffen wie Mord und Raub im Tierreich fragwürdig ist, wird „Mordraupe“ in der entomologischen Literatur oft verwendet. Es wurde bisher kein geeigneter Versuch unternommen, in Analogie zum Begriffspaar Raubtier vs. Beutegreifer einen sprachlich entschärften Terminus für Mordraupe einzuführen.

Die ebenfalls auf eine Ernährung durch Insekten hinweisenden Bezeichnungen Insektivoren oder Insectivora beziehen sich auf fleischfressende Pflanzen oder auf die Insektenfresser aus der Ordnung der Säugetiere (Mammalia).

Schmetterlinge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raupe der Trapezeule (Cosmia trapezina)

Beispiele für Mordraupen betreffen die folgenden Eulenfalterarten (Noctuidae):

Die Raupen vieler weiterer Arten greifen insbesondere bei Feuchtigkeitsmangel unter Zuchtbedingungen andere Raupen an.[5] Gelegentlich kommt es dabei sogar zu Kannibalismus, d. h., es werden selbst Geschwistertiere ausgesaugt.

Anders gelagert ist das Verzehren von Insektenlarven bei einigen zu den Tagfaltern zählenden Bläulingsarten (Lycaenidae). Sie sind vollkommen von speziellen Ameisenarten abhängig. So benötigt der Quendel-Ameisenbläuling (Phengaris arion) die Knotenameisen (Myrmica sabuleti) zur Entwicklung. In einem Symbioseverhältnis ernährt sich die Raupe im Austausch gegen die Absonderung eines zuckerhaltigen Sekrets von Ameisenlarven. Ähnliches gilt für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausitous), der auf die Rote Gartenameise (Myrmica rubra) als Wirt angewiesen ist. Ameisenbläulingsraupen werden nicht als Mordraupen bezeichnet, da das Fressen von Ameisenbrut für ihren natürlichen Entwicklungszyklus zwingend notwendig ist.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Günter Ebert (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. 1. Auflage. Band 6. Nachtfalter IV. Noctuidae 2. Teil. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1997, ISBN 3-8001-3482-9.
  2. a b Arno Bergmann: Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands. Band 4/2: Eulen. Verbreitung, Formen und Lebensgemeinschaften. Urania-Verlag, Jena 1954, DNB 450378381.
  3. Walter Forster, Theodor A. Wohlfahrt: Die Schmetterlinge Mitteleuropas. Band 4: Eulen. (Noctuidae). Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1971, ISBN 3-440-03752-5.
  4. Manfred Koch: Wir bestimmen Schmetterlinge. Band 3: Eulen. 2., erweiterte Auflage. Neumann, Leipzig/Radebeul 1972, DNB 760072930.
  5. Georg Warnecke: Welcher Schmetterling ist das? Kosmos Naturführer, Franckh´sche Verlagshandlung, Stuttgart 1958.