Musselin

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Frauenkleid aus Musselin, Europa, circa 1855. Los Angeles County Museum of Art, M.2007.211.755.

Die sprachlich verwandten "Pommes mousseline" (deutsch: Schaumkartoffeln) sind ein cremig gerührter Kartoffelbrei.[1]

Der Musselin (auch der Mousselin; frz. la mousseline; ital. la mussolina; in der Schweiz die Mousseline) ist ein lockerer, feinfädiger und glatter Stoff, der wegen der ursprünglich verwendeten orientalischen Muster nach der Stadt Mosul im heutigen Nordirak benannt ist. Veraltete Bezeichnungen für Musselin sind Chaly, Chalinet, Vapeur, Zephir, Ornis, Milaine, Lainette, Muslinet und Doreas.[2]

Der Musselin wird aus Baumwolle oder Wolle – seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch aus Viskose-Spinnfasern – in Leinwandbindung gewebt. Durch die weich gedrehten Fäden entsteht ein fließender Stoff mit weichem Griff. In sehr hochwertiger Ausführung wird Musselin auch aus Seide hergestellt.[3]

Der Musselin wird seit dem 17. Jahrhundert gefertigt und erlebte seine Blütezeit Ende des 18. beziehungsweise Anfang des 19. Jahrhunderts: Frauenkleider der während des Empire und Directoir beliebten Mode à la Grecque wurden nach klassisch-griechischem Vorbild vorzugsweise aus weißem Musselin gefertigt.

Erkältungskrankheiten wurden zu dieser Zeit unter dem Scherznamen „Musselinkrankheit“ zusammengefasst, da viele Frauen dieser Mode selbst im Winter folgten.[4] Eine mittelbare Folge der Mode war das Aufkommen großer, häufig mit orientalischem Muster (Paisley) versehener Kaschmirschals.

Je nach Einsatzgebiet ist Musselin stückgefärbt oder bedruckt. Leichter Musselin wird vor allem für Blusen und Sommerkleider sowie für Gardinen verwendet, grober Musselin als Grundbezug für Polstermöbel (Weißpolster).

Weblinks

Wiktionary: Musselin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Musselin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.schlemmergarten.com/kochrezepte/rezepte/Schaumkartoffeln%20(Pommes%20mousseline).html
  2. Eberhard Wadischat: Expert-Praxislexikon Textilkunde. 3. Auflage. expert verlag, Renningen 2008, ISBN 978-3-8169-2748-8, S. 102. (online)
  3. Hugo Glafey (Hrsg.): Textil-Lexikon – Handwörterbuch der gesamten Textilkunde. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/ Berlin 1937, S. 538.
  4. Erika Thiel: Geschichte des Kostüms. Berlin 1982, S. 294.