Nabelschnur

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Embryo in utero. Die Nabelschnur ist farblich markiert.
Nabelklemme
Durchtrennung der Nabelschnur.
Verknotete Nabelschnur

Die Nabelschnur (lateinisch Funiculus umbilicalis) verbindet bei allen Säugetieren (außer Kloakentieren und Beuteltieren) inklusive des Menschen den Embryo beziehungsweise Fetus im Mutterleib über die Plazenta mit dem Blutkreislauf des Muttertieres bzw. der Schwangeren. Sie stellt damit die Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff sowie die Entsorgung von Stoffwechselabbauprodukten wie Kohlenstoffdioxid sicher.

Aufbau und Funktion

Nabelschnur im Ultraschall

Die menschliche Nabelschnur ist bei einem Reifgeborenen etwa 50–60 Zentimeter lang, 1,5–2 Zentimeter im Durchmesser, meist spiralig gewunden und vom Amnion umgeben. Sie enthält anfänglich vier Blutgefäße, von denen sich die rechte Nabelschnurvene zwischen dem 28. und 32. Tag der Embryonalentwicklung zurückbildet. Danach verfügt die Nabelschnur in der Regel über drei Gefäße, zwei Nabelarterien (Arteriae umbilicales), die kohlenstoffdioxidreiches und nährstoffarmes Blut vom Kind zur Plazenta leiten, und eine Nabelvene (Vena umbilicalis), die Blut von der Plazenta zum Kind leitet. Typisch für die Nabelschnur ist das gallertige Bindegewebe, das einerseits für die notwendige Flexibilität verantwortlich ist und gleichzeitig vor einem Abknicken bei Biegebelastungen schützt. Es besteht aus feinen Kollagenen, wenigen Fibroblasten und großen Mengen an wasserbindenden Hyaluronen (Wharton-Sulze).

Ist nur eine Nabelarterie nachweisbar, spricht man von einer Singulären Umbilikalarterie. Eine Nabelschnur mit zwei Gefäßen wird als eine Variante angesehen und tritt relativ selten (beim Menschen in circa einem Prozent der Fälle) auf; das Risiko einer Fehlbildung entweder der Chromosomen oder an den Organen ist um 30–60 % erhöht.[1] Auch kurze Nabelschnüre sind mit einem erhöhten Risiko von Fehlbildungen vergesellschaftet, so zum Beispiel wenn die Bewegungen des Föten wegen Störungen des zentralen Nervensystems oder des Muskelsystems reduziert waren.[2] Lange Nabelschnüre gehen einher mit einem Risiko von Knoten in der Schnur und Schnurprolaps.[2]

Abnabelung nach Geburt

Beim Menschen wird die Nabelschnur üblicherweise nach der Geburt zweifach abgeklemmt und durchtrennt. Bei fast allen Tieren wird die Nabelschnur vom Muttertier durchgebissen oder sie reißt von alleine ab. Die nach Abfallen des Nabelschnurrests (nach etwa drei bis zehn Tagen) entstehende Narbe in der Mitte des Bauchs ist der Bauchnabel. Die Nabelschnur ist schmerzunempfindlich, daher ist die Abnahme von Nabelschnurblut für den Säugling schmerzfrei. Aus dem Nabelschnurblut können Nabelschnurblutstammzellen gewonnen werden.

Komplikationen

In der Schwangerschaft und unter der Geburt kann es zu sogenannten Nabelschnurkomplikationen, wie die Nabelschnurumschlingung, Nabelschnurknoten und Nabelschnurvorfall, kommen. Auch eine Omphalozele (Nabelschnurbruch, Nabelschnurhernie), eine Fehlbildung des Kindes, ist möglich.

Sonstiges

In der Technik werden besondere Versorgungsschläuche auch umbilical cable (englisch für „Nabelschnurkabel“) genannt. Diese werden zum Beispiel in der Raumfahrt bei der Betankung von Raketen eingesetzt, oder verbinden den Raumanzug eines Astronautens mit den Lebenserhaltungssystemen während einer Außenboardaktivität im Weltraum.

Literatur

  • Alex Novotny: Gynäkologie, Geburtshilfe und Neonatologie: Lehrbuch für Pflegeberufe. W. Kohlhammer Verlag, 2006, ISBN 3-17-018346-X, S. 208.
  • Jörg Baltzer, Klaus Friese, Michael Graf, Friedrich Wolff : Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe: Das komplette Praxiswissen in einem Band. Georg Thieme Verlag, 2006, ISBN 3-13-144261-1, S. 294.

Einzelnachweise

  1. Peter W. Callen: Ultrasonography in Obstetrics and Gynecology. Saunders, 2000, ISBN 0-7216-8132-8, S. 618.
  2. a b Peter W. Callen: Ultrasonography in Obstetrics and Gynecology. Saunders, 2000, ISBN 0-7216-8132-8, S. 619.

Weblinks

Commons: Nabelschnur – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien