Nibelungen von Worms

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Die Nibelungen von Worms sind ein von Jürgen Breuer vermuteter hochmittelalterlicher Familienverband im Wormser Raum.

Ausgehend von einem möglichen Leitnamen Nibelung schreibt Breuer dieser angenommenen Familie einen 1128 als Zeuge einer Urkunde unter Reichsministerialen erwähnten Nibelung zu.[1] Wormser Geistliche und Ministeriale bzw. Adlige dieses Namens, im 12. und 13. Jahrhundert sind mehrere urkundlich nachweisbar, verbindet er ebenfalls alle mit jener Familie. Ausgehend von Beinamen der Träger dieses Namens verknüpft er die Wormser Familie „ante monetam“[2], die Herren von Wolfskehlen, die von Diemerstein und die von Abenheim zu einem Familienverband.

Diesem von ihm konstruierten Familienverband weist er eine Rolle bei der Entstehung des Nibelungenliedes zu. Bligger von Steinach, der von Jürgen Breuer für den Dichter des Nibelungenliedes gehalten wird,[3] habe durch Kontakte mit Angehörigen dieser Wormser Nibelungen Kenntnis von Überlieferungen burgundischer Karolingerverwandten, den Auftraggebern einer Fortsetzung der Chronik des sogenannten Fredegar (unter ihnen ebenfalls Träger des Namens Nibelung), erhalten.

Breuers Thesen zum Nibelungenlied werden in der deutschsprachigen Mediävistik als sehr spekulativ angesehen und abgelehnt.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dieter Breuer, Jürgen Breuer: Mit spaeher rede. Politische Geschichte im Nibelungenlied. Fink, München 1995, ²1996, ISBN 3-7705-2972-3.
  • Jürgen Breuer (Hrsg.): Ze Lorse bi dem münster. Das Nibelungenlied (Handschrift C). Literarische Innovation und politische Zeitgeschichte. Fink, München 2006, ISBN 3-7705-4259-2.
  • Jürgen Breuer: Die Familie der Nibelungen im Wormser Raum: Herkunft, Wohnsitze und Amtsfunktionen im Hochmittelalter. In: Bernd Riechey (Hrsg.): Wo lebten unsere Vorfahren? Ortsbezüge in der Genealogie: Tagungsband / 59. Deutscher Genealogentag, 14. bis 17. September 2007, Heinrich-Pesch-Haus, Ludwigshafen am Rhein. Degener, Insingen 2008, ISBN 978-3-7686-3083-2, S. 243–264.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. RI IV,1,1 n. 178, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1128-12-27_1_0_4_1_1_178_178 (Abgerufen am 8. Dezember 2014).
  2. Deutlich vorsichtiger: Sabine Happ: Stadtwerdung am Mittelrhein. Die Führungsgruppen von Speyer, Worms und Koblenz bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2002 (Rheinisches Archiv 144) ISBN 3-412-12901-1, hier S. 275–276.
  3. Vgl. auch Werner Wunderlich: Bligger von Steinach. In: Francis G. Gentry, Winder McConnell, Ulrich Müller und Werner Wunderlich (Hrsg.): The Nibelungen Tradition. An Encyclopedia. Routledge, New York und London 2002 ISBN 0-8153-1785-9, S. 196.
  4. Vgl. z. B. die Rezensionen von Jürgen Wolf in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 130 (2008) 3, S. 528–532 (DOI:10.1515/bgsl.2008.062) und von Werner Hoffmann in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 136 (2007) 4, S. 517–525 (JSTOR:20658517).