Ochsenhauser Pfleghof

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Der Ochsenhauser Pfleghof (auch Altes Schloss genannt) ist ein von 1696 bis 1698 in der Regierungszeit von Franziskus Klesin, durch den Vorarlberger Baumeister Franz Beer von Au errichteter dreigeschossiger schlossartiger Pfleghof in Tannheim im Landkreis Biberach in Oberschwaben. Die unmittelbar an die Kirche St. Martin angebaute Liegenschaft befindet sich seit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 im Besitz der Familie von Schaesberg. In ihm war im Jahre 2016 unter anderem das Gräflich von Schaesberg'sche Forstamt untergebracht.

Geschichte und Bauwerk

Pfleghof und Sommerresidenz der Reichsabtei Ochsenhausen von 1696
Park

Die heutige Gemeinde Tannheim war vom 12. Jahrhundert bis zur Säkularisation 1803, eine territoriale Exklave und Amtssitz der früheren Reichsabtei Ochsenhausen. Während der Amtszeit von Reichsabt Franziskus Klesin wurde der schlossartige Bau in der Form einer dreigeschossigen Winkelhakenanlage errichtet.

Der Wirtschaftshof befindet sich in verkehrsgünstiger Lage an der Kreuzung der Straßen nach Biberach, Leutkirch, Memmingen und Ulm. In dem Pfleghof wurden die Geschäfte zwischen dem Kloster, angrenzenden Territorien und den Untertanen des Ortes abgewickelt. Rechtsgeschäfte, Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, Einsammeln von Abgaben wie dem Zehnt und deren Lagerung im Pleghof, sowie im räumlich anliegenden 2013 abgerissenen Tiberiushof waren weitere Funktionen des Gebäudes.

Der Pfleghof hatte auch die Funktion eines Gerichtssitzes des Klosters. Am 13. Oktober 1397 verlieh der Römisch-deutsche König Wenzel von Luxemburg dem Kloster Ochsenhausen die Reichsunmittelbarkeit. Mit dem Bau des Pfleghofs erhielt Tannheim wegen seiner Abgelegenheit ein eigenes Hoch- und Malefizgericht. Die Richtstätte mit Galgen lag südwestlich des Haldenhofes auf einer Anhöhe oberhalb der Iller.

Innerhalb des Gebäudes befinden sich auch Gasträume, in denen der Abt oder Gäste des Klosters nächtigen konnten. 1702 wurde ebenfalls von Franz Beer von Au, die heutige Pfarrkirche St. Martin unmittelbar neben dem Pfleghof errichtet. Weil die später hinzukommende Kirche den bestehenden Pleghof nach Westen abschließt, wurde sie nicht geostet sondern genordet.

Im Jahre 1719 bezog der geistig verwirrte und abgesetzte Ochsenhauser Abt Plazidus Kobolt den Pfleghof; im gleichen Jahr fiel er von einem zwei Stufen hohen Ofensessel und verstarb.

Alte Schloss Familie von Schaesberg

Der Pfleghof Ochsenhausen befindet sich in fünfter Generation im Besitz der Familie von Schaesberg, die auch noch weiteren Grundbesitz und Liegenschaften in und um Krickenbeck im Rheinland hat. Das Gebäude wird bewohnt von Angehörigen der Familie und dient den jährlichen Jagdgesellschaften des Grafen und dem gräflichen Forstamt von Schaesberg. Über der Ulmer Straße in östlicher Lage, befindet sich der der Öffentlichkeit zugängliche ca. 10.000 m² große Rehgarten. Im Rehgarten befindet sich am nordöstlichen Ende, die von Ernst Haiger 1913 entworfene Familiengruft[1] von Schaesberg, ein Kinderspielplatz und ein Bildstock mit dem Heiligen Josef.

Literatur

Wappen Adelshaus von Schaesberg seit 1510 belegt
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Band: Baden-Württemberg. Teilband 2: Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 701.
  • Leo Peters: Geschichte des Geschlechtes von Schaesberg bis zur Mediatisierung. Ein Beitrag zur Erforschung der interterritorialen Verflechtungen des rhein-maasländischen Adels. Kreis Kempen-Krefeld, Kempen 1972 (Schriftenreihe des Landkreises Kempen-Krefeld 24, ZDB-ID 401348-7), (Zugleich: Bonn, Univ., Philos. Fak., Diss. 1971).
  • Hans-Jörg Reiff, Gebhard Spahr, Dieter Hauffe: Kloster Ochsenhausen. Geschichte, Kunst, Gegenwart. Biberacher Verlags-Druckerei, Biberach 1985, ISBN 3-924489-27-0.

Weblinks

Commons: Ochsenhauser Pfleghof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ein Modell dieser Gruft ("ein reizendes kleines Bauwerk") genannt in einem Bericht "Architekturausstellung Ernst Haiger im Kunstverein München" in: Süddt. Bauzeitung 33 (1913) S. 260. - Weihe 1913: Dorfchronik Tannheim im Internet

Koordinaten: 48° 0′ 1″ N, 10° 5′ 14″ O