Parlando (Sprachwissenschaft)

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Im Bereich der Sprachwissenschaft bezeichnet der Begriff Parlando ein besonders in den letzten drei Jahrzehnten in der Schriftsprache vorkommendes Phänomen. Nach dem Schweizer Universitätsprofessor Peter Sieber bezeichnet Parlando einen Text, der typische Merkmale der gesprochenen Sprache aufweist, sei es in der Wortwahl und dem Satzbau als auch in der Textstruktur. Solche Parlando-Texte kann man – wenn sie einigermaßen gelungen sind – mit monologischen Radio-Manuskripten vergleichen. Sie scheinen anfangs leicht verständlich und flüssig zu lesen zu sein, jedoch fällt eine langsame, reflektierende und nachfragende Rezeption relativ schwer.

Typische Merkmale von Parlando-Texten sind:

  • äußerlich wenig gegliedert; wirken wie eine monologische Rede
  • weisen häufig die sogenannte Texthintergrundslogik auf: auch wenn man die Argumente des Textes selbständig durch eigene ergänzt und ihn auch manchmal nicht ganz wörtlich nimmt, bleibt er dennoch klar und verständlich
  • wirken an einigen Stellen geschwätzig
  • zahlreiche Sätze, die mit fragwürdigen Konnektiven wie „und“, „nun“ oder „auch“ beginnen
  • oft stellt der Autor deutlich seine Meinung zum behandelten Sachverhalt dar
  • lange Sätze mit wenig gliedernder Interpunktion
  • typische syntaktische Muster und Ausdrücke der Mündlichkeit, häufig umgangssprachliche und dialektale Verfärbung der Hochsprache

Literatur

  • Peter Sieber (Hrsg.): Sprachfähigkeiten – Besser als ihr Ruf und nötiger denn je. (Reihe Sprachlandschaft, Bd. 12), Sauerländer, Aarau/Frankfurt am Main/Salzburg 1994.