Physikum

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Physikum ist die umgangssprachliche Bezeichnung für den ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung (Bezeichnung nach alter Approbationsordnung: Ärztliche Vorprüfung), die erste umfassende Prüfung im Rahmen des Medizinstudiums nach der deutschen Approbationsordnung für Ärzte. Die Prüfung findet nach vier Semestern Regelstudienzeit statt und umfasst einen schriftlichen und einen mündlichen Teil.

Medizin

Der schriftliche Teil ist im Studiengang Humanmedizin in Form einer deutschlandweit einheitlichen Prüfung zu bearbeiten. Die inhaltliche Ausrichtung der Prüfungen, die Vorbereitung der Unterlagen und die Auswertung erfolgen zentral im Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen, dem IMPP. Die Meldung zum Examen und die Entscheidung über die Zulassung erfolgen dezentral bei den Landesprüfungsämtern (LPÄ). Diese Ämter führen auch die Prüfungen durch und informieren die Prüfungsteilnehmer über die Ergebnisse. Die Prüfung umfasst 320 Multiple-Choice-Fragen aus den Fächern Physiologie/Physik (80 Fragen) und Biochemie/Chemie (80 Fragen) am ersten Tag, sowie Anatomie/Biologie (100 Fragen) und Psychologie/Soziologie (60 Fragen) am zweiten Tag. Der Prüfling hat je vier Stunden Zeit für die Bearbeitung der Fragen.

Der mündliche Teil (eigentlich: mündlich-praktischer Teil) umfasst nach der neuen Approbationsordnung die Fächer Anatomie, Physiologie und Biochemie/Molekularbiologie. Nach der alten Approbationsordnung wurden zwei mündliche Prüfungsfächer ausgelost (Anatomie, Biochemie, Physiologie, Psychologie/Medizinische Soziologie). Der eigentlichen Prüfung geht unmittelbar ein halbstündiger praktischer Vortermin voraus. Die mündliche Prüfung wird von den Hochschullehrern der Universität abgehalten, an der der Prüfling studiert. Die Approbationsordnung sieht bis zu vier Prüflinge je Prüfungsgruppe vor und legt eine Prüfungsdauer zwischen 45 Minuten und einer Stunde je Prüfling fest. In der Regel wird die Prüfung in Dreiergruppen abgenommen und dauert entsprechend bis zu drei Stunden zuzüglich eventueller Pausen (Pausen werden nicht auf die Prüfungsdauer angerechnet).

Das erfolgreiche Bestehen des Physikums beendet den vorklinischen Teil des Medizinstudiums und leitet in den klinischen Teil über. An einigen Universitäten, die Modell- und Reformstudiengänge durchführen, wird das Physikum durch andere Prüfungen ersetzt.

Veterinärmedizin

Das Physikum im Studiengang der Veterinärmedizin findet ebenfalls nach dem vierten Semester statt. Geprüft werden die Fächer Tierzucht und Genetik, Biochemie, Physiologie, Anatomie, Histologie und Embryologie. Die Prüfungen erstrecken sich über einen Zeitraum von acht bis zehn Wochen und werden alle in mündlicher, zum Teil auch in praktischer Form abgelegt. Die Fächer Chemie, Physik, Zoologie und Botanik werden bereits im Vorphysikum nach dem zweiten Semester geprüft.

Zahnmedizin

Das Physikum (eigentlich: die Zahnärztliche Vorprüfung) im Studium der Zahnmedizin kann frühestens nach dem fünften Semester abgelegt werden und umfasst die Fächer Anatomie, Physiologie, Biochemie und Zahnersatzkunde. Diese Fächer werden separat mündlich geprüft, Zahnersatzkunde ist zudem mit einer mehrere Tage dauernden praktischen Prüfung verbunden. Die Fächer Chemie, Physik und Biologie werden im Rahmen des Vorphysikums (eigentlich: der Naturwissenschaftlichen Vorprüfung) frühestens nach dem zweiten Semester mündlich geprüft.

Geschichte

Die Prüfung wurde 1869 im Königreich Preußen eingeführt. Im selben Jahr schaffte der Norddeutsche Bund den Promotionszwang für öffentlich bestallte Mediziner ab.[1]

Weblinks

Wiktionary: Physikum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • www.impp.de Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen in Mainz, stellt zentral deutschlandweit die schriftlichen Fragen des Physikum

Einzelnachweise

  1. Klaus-Peter Wenzel: 200 Jahre Hochschulchirurgie in Halle an der Saale (1811–2011). Projekte Verlag Cornelius, Halle 2011, ISBN 978-386237-278-2.