Piquet

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Ernest Meissonier, Die Pikettpartie (1861)

Piquet (deutsch: Pikett oder Rummelpikett, früher auch Piket) gilt als eines der interessantesten und anspruchsvollsten Kartenspiele für zwei Personen. Piquet kann aber nach derselben Methode wie etwa Écarté oder Backgammon als Piquet-Chouette zu drei oder mehr Personen gespielt werden.

Piquet gilt als ein französisches Kartenspiel, dessen Ursprung auf 1390 datiert wird; das Spiel ist aber wahrscheinlich jünger und stammt wohl erst aus dem frühen 16. Jahrhundert. Im Jahre 1744 verfasste Edmond Hoyle eine Abhandlung über Piquet.

Die folgende Darstellung der Regeln stützt sich auf Meyers Konversationslexikon von 1888.

Die Regeln

Ein Paket Piquet-Karten

Piquet wird mit 32 Blatt französischer Spielkarten, der sogenannten Piquetkarte oder Pikettkarte, seltener auch mit deutschen Karten gespielt.

Das Ass zählt elf, die Bilder zählen zehn Augen, die anderen Karten nach ihrer Bezeichnung. Gestochen wird nach der natürlichen Ordnung: Ass – König – Dame – Bube –10 – 9 – 8 – 7, es gibt keine Trümpfe.

Jeder Spieler erhält zwölf Karten. Die übrigen acht Karten werden verdeckt als Talon (Stapel) auf den Tisch gelegt. Dabei ist es üblich, die oberen fünf quer über die unteren drei zu legen.

Der erste Spieler, die sogenannte Vorhand, welche vor Beginn der Partie durch Los bestimmt wurde, legt nun diejenigen drei bis fünf Karten, die ihm am wenigsten zu nützen scheinen, verdeckt beiseite und ersetzt sie durch Ziehen der oberen Karten vom Talon. Danach verfährt der Gegner in gleicher Weise, wobei auch er mindestens drei Karten wechselt und höchstens so viele, wie die Vorhand übrig gelassen hat.

Nun werden die Blätter bewertet, d. h. es wird der Wert der Hände, der sich aus besonderen Kartenkombinationen ergibt, angesagt. Man unterscheidet:

  • den Rummel (oder das Blatt),
  • die Sequenzen (oder Folgen) und
  • die Kunststücke.

Rummel nennt man die Farbe, von welcher der Spieler die meisten Blätter in der Hand hat; jede Karte davon zählt so viel Points (frz. für Punkte) wie der Rummel einzelne Blätter, d.h. besitzt ein Spieler fünf Blätter der gleichen Farbe, so darf er sich dafür 5 × 5 = 25 Points notieren; ein Rummel von sechs Blättern zählt daher 36 Points usw.

Folge oder Sequenz nennt man die in einer Reihe aufeinander folgenden Blätter von derselben Farbe. Nach ihrem Umfang haben sie besondere Namen und Werte. Eine Reihe von drei Karten heißt Terz (und gilt drei Points), von vier Quarte (vier Points), von fünf Quinte (fünfzehn Points), von sechs Sexte (sechzehn Points), von sieben Septime (siebzehn Points) und von acht Karten Oktave (achtzehn Points).

Ein Kunststück ist das vier- oder dreifache Vorhandensein von Karten im Wert zwischen Ass und Zehn; im ersteren Fall wird es Geviert, im andern Gedritt genannt; dieses gilt drei, jenes vierzehn Points.

Bei der Bewertung ist zu beachten, dass eine Karte, die bereits in einem Rummel gezählt wurde, auch später in einer Sequenz Verwendung finden kann: Besitzt ein Spieler eine Sexte, so meldet er zuerst die sechs Karten als Rummel und später nochmals als Sequenz. Ebenso dürfen Karten, die in einem Rummel oder einer Sequenz bewertet wurden, später zur Bildung eines Kunststücks herangezogen werden.

Nach geschehener Zählung spielt die Vorhand aus. Es muss stets Farbe bekannt werden. Jedes einzelne Ausspielen und jeder gemachte Stich zählen einen Point; doch wird, wenn der Ausspieler auch den Stich macht, ihm für beides zusammen nur ein Point gerechnet. Für den letzten Stich, der beim Ausspielen der zwölf Karten gemacht wird, zählt man zumeist drei Points. Wer die größere Zahl von Stichen gemacht hat, rechnet dafür zehn Points. Haben beide Spieler je sechs Stiche gemacht, so bleiben diese stehen und werden je nach Übereinkunft demjenigen zugeschrieben, der im nächsten Spiel die meisten Stiche macht.

Ist der Gegner nicht imstande, etwas Gültiges anzusagen, und kann er keinen einzigen Stich machen, so zählt die Vorhand, wenn sie eine Anzahl von Augen angesagt hat und mit diesen durch das ununterbrochen Ausspielen bis auf 30 gekommen ist, statt 30 nun 60 (macht einen Sechziger oder Pique) und zählt weiter mit 61, 62 etc.

Wenn einer der Spieler nichts Gültiges anzumelden hat, der andere aber durch fortgesetztes Anmelden bis auf 30 kommt, so macht er einen Neunziger oder Repique. Macht einer alle Stiche (Capot oder Vole), so zählt er dafür 30 extra.

Hat einer der Spieler nach beendigtem Kauf keine Bilder (Figuren), so nennt man dies Cartes blanches, und der Spieler erhält dafür zehn Points. Gewöhnlich wird hierbei auch die Zehn als Bild betrachtet.

Piquet wird entweder nach Partien oder nach Augen gespielt. Beim Spiel nach Partien wird nicht weiter als bis zu 100 Augen gespielt. Erreicht der Verlierende nicht 50 Augen, so muss er das Doppelte des ausgemachten Preises zahlen.

Ergänzungen

Eine Partie besteht aus sechs einzelnen Spielen, wobei das Geben von Spiel zu Spiel wechselt. Die Abrechnung wird wie folgt vorgenommen:

Hat der Verlierer weniger als 100 Punkte, so hat er den Rubicon nicht überschritten und der Gewinner erhält die Summe (!) der Punktezahlen der beiden Spieler zuzüglich weiterer 100 Punkte. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn der Gewinner selbst ebenfalls weniger als 100 Punkte erzielen konnte.

Hat der Verlierer aber 100 Punkte melden können, so gewinnt der Sieger die Differenz der Punktezahlen zuzüglich weiterer 100 Punkte.

Sollten nach sechs einzelnen Spielen beide Spieler gleich viele Punkte aufweisen, so folgen zwei weitere Spiele (sodass beide Spieler gleich oft die Karten teilen); sollte dann noch immer Gleichstand herrschen, so gilt die Partie als Unentschieden.

Nach den Regeln des Londoner Portland Club schreibt man für den letzten Stich nur einen statt drei Punkte. Die Meldung von Cartes blanches bedeutet, dass ein Spieler keine Könige, Damen und Buben hält. Zehner (und auch Asse) dürfen bei der Meldung von Cartes blanches jedoch gehalten werden.

Literatur

Sachbücher

  • Heinrich Stich: Theoretisch-praktische Anleitung zum edlen Piquet-Spiele. Nach allen Regeln, Grundsätzen und bewährtesten Kenntnissen bearbeitet und durch zwölf Musterbeispiele erläutert. Haas, Wien 1823
  • Franz Unger: Das Kartenspiel Piquet. Verlag Mickl, Wien 1931
  • Pikett. In: Spielkartenfabrik Altenburg (Hrsg.): Erweitertes Spielregelbüchlein aus Altenburg, Verlag Altenburger Spielkartenfabrik, Leipzig 1983, S. 154ff

Belletristik

  • Narcisse Fournier: Eine Partie Piquet. Lustspiel in einem Aufzug. Reclam, Leipzig 1899.