Polyphon (Musikautomat)

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Die Schutzmarke der Firma

Polyphon ist der Markenname eines selbstspielenden mechanischen Musikinstruments, das von der Firma Polyphon-Musikwerke AG in Wahren bei Leipzig um die Jahrhundertwende 1900 hergestellt wurde. Der Begriff polyphon kommt vom altgriech. πολύ polý „viel“ und φωνή phonḗ „Stimme“, also „vielstimmig“.

Firmengeschichte

Ein Polyphon der Polyphon-Musikwerke spielt:
Stille Nacht, Heilige Nacht.

Die Polyphon-Musikwerke wurden 1889 unter dem Namen Brachhausen & Rießner von Gustav Adolph Brachhausen (1860–1943) und Ernst Paul Rießner gegründet. Beide waren vorher bei der Konkurrenzfirma Symphonion beschäftigt gewesen und hatten von dort technisches Wissen „mitgenommen“, was der Inhaber von Symphonion, ein Herr Lochmann, vergeblich zu unterbinden suchte.

Brachhausen & Rießner stellte erstmals ihr Polyphon auf der Leipziger Herbstmesse 1890 aus. Das Warenzeichen wurde 1891 registriert und zeigt eine Frau mit Lyra und Lorbeerkranz unter einem Komet. Die Firma erlangte zwischen 1890 und 1894 insgesamt sieben Patente und 12 Gebrauchsmuster-Einträge. Zur Weltausstellung in Antwerpen 1894 wurden die Polyphons mit einer Silbermedaille belohnt. Am 1. April 1895 wurde die Firma in Polyphon Musikwerke AG umgewandelt.[1] Die Geräte wurden auch auf der Weltausstellung Paris 1900 vorgestellt. Um 1900 beschäftigte man ungefähr 800 Mitarbeiter und hatte eine Jahresproduktion von 40.000 Instrumenten.

1904 stellten die Polyphon Musikwerke die erste unzerbrechliche Schallplatte aus Metallblech mit Zelluloidüberzug vor. Am 25. Juli 1914 folgte die Eintragung der Marke Polydor für Musikinstrumente, Noten, Walzen, Schallplatten und Apparate. Am 24. April 1917 erwarb die Polyphon Musikwerke AG die als Feindvermögen unter Verwaltung stehende Deutsche Grammophon, der Firmenname wurde daraufhin in Polyphon Werke AG umbenannt. Die weitere Geschichte der Polyphon Werke ist auch die der Deutschen Grammophon.[2]

Funktion

Stimmkamm einer Polyphon

Das Funktionsprinzip der Polyphon Lochplatte besteht in einer Metallplatte mit eingestanzten länglichen Löchern, die auf der Unterseite kleine Haken bilden. Diese Haken drehen ihrerseits an mit Zähnen versehenen Rädchen, die Metalllamellen am so genannten Stimmkamm anreissen, und so einen Ton erzeugen. Das Polyphon war mit einem Federwerk versehen, dass mit einer Kurbel aufgezogen werden musste.

Die Melodien waren auf Lochplatten aufgebracht, die leicht ausgetauscht werden konnten. Lochplatten gab es in verschiedenen Größen und mit unterschiedlich langer Spieldauer. Beispielsweise hatte eine Lochplatte mit 28 cm Durchmesser eine Spieldauer von ungefähr einer Minute.

Größere Instrumente waren als Münzautomaten für die Aufstellung in Gaststätten ausgeführt. Sie boten dem Kunden die Auswahl zwischen zwölf verschiedenen Melodien. Die Platte mit der gewünschten Melodie wurde nach Einwurf der Münze selbsttätig aus dem Magazin in den Spielmechanismus gehoben, abgespielt und im Magazin wieder verstaut.[3]

Bilder

Einzelnachweise

  1. Brachhausen & Riessner.
  2. Schellackplatten Label – Polyphon.
  3. Die Polyphon-Musikwerke auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900. Abgerufen am 6. Mai 2015.

Weblinks

Commons: Polyphon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien