Positive Psychologie

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Der Begriff Positive Psychologie wurde 1954 von dem US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow eingeführt und in den 1990'er Jahre von dem US-amerikanischen Psychologen Martin Seligman wieder aufgegriffen.[1] Im Gegensatz zur traditionellen defizitorientierten Psychologie befasst sich die Positive Psychologie mit den positiven Aspekten des Menschseins, so werden etwa Glück, Optimismus, Geborgenheit, Vertrauen, Verzeihen und Solidarität behandelt. Inzwischen benennt der Begriff eine Strömung (möglicherweise eine Schule) innerhalb der Psychologie.[2]

Entstehung

Der Begriff „Positive Psychology“ wurde 1954 von Abraham Maslow geprägt.[3] Die Positive Psychologie verlässt nach ihrem eigenen Anspruch den bisherigen Forschungsschwerpunkt der defizitären Aspekte und wendet sich der Erforschung dessen zu, was den Menschen allgemein stärkt, das Wohlbefinden steigert und das Leben lebenswerter macht. Sie beschäftigt sich mit den Bereichen der positiven Emotionen, des positiven Charakters und positiver Strukturen.

Die Positive Psychologie knüpft mit ihrer Sichtweise an Ideen der Humanistischen Psychologie. Viele ihrer Aspekte sind bereits in der ressourcenorientierten Psychotherapie zu finden. Der Blick auf die positiven Seiten der menschlichen Existenz ist in der Geschichte der wissenschaftlichen Psychologie nicht neu, jedoch das Bemühen um wissenschaftliche Fundierung auf breiter Basis.

Schwerpunkte

Im US-amerikanischen und angelsächsischen Raum spielen Charakterstärken bzw. Tugenden (virtues) eine bedeutende Rolle in der Forschung zur Positiven Psychologie. Peterson und Seligman[4] unterscheiden sechs Tugenden, denen insgesamt 24 Charakterstärken zugeordnet sind:

  • Weisheit und Wissen (kognitive Stärken): Kreativität, Neugier, Aufgeschlossenheit, Lernfreude, Perspektive
  • Courage (emotionale Stärken): Tapferkeit, Beharrlichkeit, Integrität, Vitalität
  • Menschlichkeit (interpersonale Stärken): Liebe, Freundlichkeit, soziale Intelligenz
  • Gerechtigkeit (zivile Stärken): soziale Verantwortung, Fairness, Führungsstärke
  • Mäßigung (Stärken, die gegen Exzesse schützen): Vergeben und Mitleid, Demut und Bescheidenheit, Besonnenheit, Selbstregulation
  • Transzendenz (spirituelle Stärken, die mit Bedeutsamkeit zu tun haben): Wertschätzung von Schönheit und Exzellenz, Dankbarkeit, Hoffnung, Humor, Spiritualität.

Park, Peterson und Seligman führten zahlreiche empirische Studien in Verbindung mit der Identifikation menschlicher Charakterstärken durch.[5] Auch in der kontinental-europäischen Forschung zur Positiven Psychologie im Bildungskontext spielen Kernqualitäten eine wichtige Rolle, beispielsweise in Untersuchungen zur Förderung der persönlichen Fähigkeiten von Menschen durch positive Aktivitäten.[6]

Anwendungsbereiche

Seit der Begründung der Positiven Psychologie macht sich auch die Unternehmenspraxis deren Erkenntnisse zunutze, beispielsweise in Form des Positive Leadership-Konzepts im angelsächsischen Raum. Erziehung und Bildung sind weitere Anwendungsbereiche, in denen die Positive Psychologie zunehmend an Bedeutung gewinnt.[7]

Ausbildung

Die Positive Psychologie ist nirgends fester Bestandteil der universitären Ausbildung in Deutschland. Aus- und Weiterbildungen im deutschen Sprachraum werden bislang vorwiegend von privaten Instituten realisiert.

Siehe auch

Literatur

  • Brohm, Michaela; Endres, Wolfgang: Positive Psychologie in der Schule: Die »Glücksrevolution« im Schulalltag. Mit 5x8 Übungen für die Unterrichtspraxis. Beltz, Weinheim und Basel 2015, ISBN 978-3407629241.
  • Brohm, Michaela: Positive Psychologie in Bildungseinrichtungen: Konzepte und Strategien für Fach- und Führungskräfte (essentials). Springer, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3658130480.
  • Creusen, Utho; Eschemann, Nina-Ric: Zum Glück gibt's Erfolg - Wie Positive Leadership zu Höchstleistung führt. Orell Füssli, Zürich 2008, ISBN 978-3-280-05298-3.
  • Creusen, Utho; Eschemann, Nina-Ric, Kellner, Raffael: Positive Psychologie in der Führung. Windmühle, Hamburg 2011, ISBN 978-3-937444-90-1.
  • Eichhorn, C.: Gut erholen – besser leben. Das Praxisbuch für Ihren Alltag. Klett-Cotta, Stuttgart 2006, ISBN 3-608-94413-3.
  • Handbook of Positive Psychology in Schools. Herausgegeben von Rich Gilman, E. Scott Huebner und Michael J. Furlong. New York: Routledge, 2009.
  • Haas, Oliver: Corporate Happiness: glückliche Menschen leisten gerne mehr. Erich Schmidt Verlag, 2010, ISBN 978-3-503-12657-6.
  • Franz-Josef Hücker, Margot Jung: Update on Positive Psychology. Ist die Positive Psychologie eine Anleitung zum Glücklichsein und Wohlbefinden? In: Sozial Extra 6 2014, 38. Jg. (VS Verlag, Springer Fachmedien DE, Wiesbaden), S. 6-9.
  • Nansook Park, Christopher Petersen, Martin P. Seligman: Strengths of Character and Well-Being. In: Journal of Social and Clinical Psychology. Volume 23, Nr. 5, 2004.
  • Oxford Handbook of Methods in Positive Psychology. Herausgegeben von Anthony D. Ong und Manfred H. M. van Dulmen. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-517218-8.
  • Peter Alex Linley u. a.: Character Strengths in the United Kingdom: The VIA Inventory of Strengths. In: Personality and Individual Differences. Volume 43, 2007.
  • Shane J. Lopez, Matthew W. Gallagher: A case for positive psychology. In: The Oxford Handbook of Positive Psychology (2. Aufl.). Herausgegeben von Shane J. Lopez und C. R. Snyder. Oxford University Press, New York 2009 (S. 3–6), ISBN 978-0-199-86216-0.
  • Abraham H. Maslow: Motivation and personality. Brandeis University, New York, 1954.
  • Peter Ruit, Fred Korthagen: Bewustwording en ontwikkeling van kernkwaliteiten bij leerlingen. In: Tijdschrift voor orthopedagogiek. 51, 2012. (deutsche Übersetzung des Artikels hier: http://www.kernquadrat.de/das-kernquadrat-in-grundschulen)
  • Peterson, Christopher; Seligman, Martin E. P.: Character strengths and virtues: A handbook and classification. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-516701-5.
  • Ringlstetter, Max; Kaiser, Stephan; Müller-Seitz, Gordon: Positives Management: Zentrale Konzepte und Ideen des Positive Organizational Scholarship. Gabler, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-8350-0276-0.
  • Seligman, Martin E. P.: Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben. Lübbe 2005, ISBN 978-3-404-60548-4.
  • Ann Elisabeth Auhagen (Hrsg.): Religiosität und Spiritualität, Kapitel Positive Psychologie. Anleitung zum „besseren“ Leben, S. 67-85, BeltzPVU, Weinheim 2004, ISBN 978-3-621-27555-2.
  • Martin Seligman: Flourish - Wie Menschen aufblühen. Kösel-Verlag, München 2012, ISBN 978-3-466-30934-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Shane J. Lopez, Matthew W. Gallagher: A case for positive psychology. In: Shane J. Lopez & C. R. Snyder (Hrsg.), The Oxford Handbook of Positive Psychology, 2. Aufl. 2009 (Oxford University Press, New York), S. 3–6.
  2. Franz-Josef Hücker, Margot Jung: Update on Positive Psychology. Ist die Positive Psychologie eine Anleitung zum Glücklichsein und Wohlbefinden? In: Sozial Extra 6 2014, 38. Jg. (VS Verlag, Springer Fachmedien DE, Wiesbaden), S. 6-9
  3. Abraham H. Maslow: Motivation and personality, 1954. Brandeis University, New York.
  4. Christopher Peterson und Martin E. P. Seligman: Character strengths and virtues: A handbook and classification. New York: Oxford University Press, 2004
  5. Nansook Park, Christopher Peterson, Martin P. Seligman: Strengths of Character and Wellbeing. In: Journal of Social and Clinical Psychology. Vol. 23(5) 2004, S. 603-619; Nansook Park, Christopher Peterson, Martin P. Seligman: Reply Strengths of Character and Wellbeing: A Closer Look at Hope and Modesty. In: Journal of Social and Clinical Psychology. Vol. 23(5) 2004, S. 628–634; P. Alex Linley u. a. (2006): Character Strengths in the United Kingdom: The VIA Inventory of Strengths. In: Personality and Individual Differences. Vol. 43(2) 2007, S. 341–351.
  6. Peter Ruit, Fred Korthagen: Bewustwording en ontwikkeling van kernkwaliteiten bij leerlingen. In: Tijdschrift voor orthopedagogiek. 51, 2012, S. 491–505.
  7. Handbook of Positive Psychology in Schools. Herausgegeben von Rich Gilman, E. Scott Huebner und Michael J. Furlong. New York: Routledge, 2009.