Pumpennachbarschaft

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Die auch am Niederrhein traditionellen Pumpennachbarschaften oder auch Pumpengemeinschaften gehen auf die Zeit vor der Erschließung der Wohngebiete mit fließendem Wasser zurück und haben vorindustriell-genossenschaftliche Züge.

Damals gab es pro Straßenzug oder Häusergemeinschaft eine mechanische Wasserpumpe, mit der die Anwohner ihr tägliches Trinkwasser aus dem Grundwasser hochpumpen konnten. Vor der Bildung kommunaler Feuerwehren waren es die Pumpennachbarn, die einander bei Bränden halfen und über Eimerketten das Wasser von der Pumpe von Hand zu Hand zum Brandort transportierten. Für das tadellose Funktionieren dieser für alle so wichtigen Pumpe war der Pumpenmeister zuständig. Je nach Region wurde diese Aufgabe im Jahreswechsel von Haus zu Haus weitergegeben.

Neben der primären Aufgabe zur Sicherstellung der Trinkwasser- und Löschwasserversorgung, stellte die Pumpe - wie in anderen Kulturen auch heute noch - ein soziales Zentrum dar. An der Pumpe wurden Neuigkeiten ausgetauscht und Probleme erörtert. Somit stellte die Pumpennachbarschaft eine soziale Gemeinschaft für die Anwohner dar.

Im Sinne einer Gemeinschaft in Freud und Leid wird in vielen Pumpennachbarschaften zu festlichen Anlässen (Einzug, Hochzeit, Ehejubiläum u. a.) noch heute die Haustür des Jubilars mit einem selbstgeflochtenen Kranz geschmückt. Beim Tode eines Nachbarn übernimmt oft die Pumpennachbarschaft die Gestellung der Sargträger und der Helfer für einen Beerdigungskaffee.

Mit der Erschließung der Wohngebiete hat sich die Bedeutung der Pumpennachbarschaften auf den sozialen Aspekt reduziert. So findet sich in heutigen Pumpennachbarschaften auf einem eigens reservierten Grundstücksstreifen in der Regel noch eine liebevoll betreute Pumpe, die manchmal sogar richtiges Grundwasser zieht. Doch wird diese höchstens noch zu den regelmäßigen Nachbarschaftsfesten in Betrieb genommen. Das Aufgabengebiet des Pumpenmeisters hat sich auf den Teilaspekt der Organisation von Festen reduziert.

Geblieben ist in vielen Pumpennachbarschaften ein ausgeprägter nachbarschaftlicher Gemeinschaftssinn in Rat und Tat.

Geschichte

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor der Entstehung von Freiwilligen Feuerwehren bildeten in Deutschland viele Gemeinden einen Löschbezirk, innerhalb dessen die Pumpennachbarschaft praktiziert wurde. Bei ausbrechendem Brand hatten sofort bestimmte Einwohner mit angeschirrten Pferden die im eigenen Ort oder in einer der Nachbarorte stationierte Feuerspritze zu holen. Diese wurde aber auch von benachbarten Löschbezirken zur Verstärkung angefordert.[1]

Einzelnachweise

  1. Franz-Josef Sehr: Das Feuerlöschwesen in Obertiefenbach aus früherer Zeit. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 1994. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 1993, S. 151–153.