Randfeuerzündung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. März 2016 um 15:52 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Tippfehler entfernt | ♥). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Vetterlipatrone Ord 1869
.44-Henry-Patrone
Verschiedene Randfeuerpatronen (v.l.n.r.): .22 kurz, .22 lfB, .22 WMR, .17 HM2, .17 HMR

Die Randfeuerzündung ist eine Zündungsart für Patronenmunition.

Geschichte

Die Randfeuerpatrone, neben der Lefaucheuxpatrone eine der ersten Einheitspatronen mit Metallhülse war ursprünglich eine Munitionsart, bei der das Zündmittel Knallquecksilber gleichzeitig das Treibmittel war. Erfinder war der französische Büchsenmacher Louis Nicolas Auguste Flobert, der diese Flobertpatronen seit 1845 für von ihm hergestellte Teschings verwendete und 1846 patentieren ließ. Die erste Firma, die Waffen für solche weiterentwickelten, mit einer zusätzlichen Pulverladung versehenen Patronen serienmäßig herstellte war Smith & Wesson mit dem Revolver Smith & Wesson No 1 und seinen Nachfolgern. Das erste in größerer Zahl verwendete Repetiergewehr mit Randfeuerpatronen im Kaliber .44 war das von Benjamin Tyler Henry 1860 entwickelte und im amerikanischen Sezessionskrieg eingesetzte Henry-Gewehr.

Technik

Anders als bei den heute meist üblichen Patronen mit Zündhütchen ist der Zündsatz bei Randfeuerpatronen in den überstehenden Rand der Hülse eingegossen. Durch Aufschlagen des Schlagbolzens auf den Rand wird dieser gequetscht, was die Zündung auslöst.

Der Vorteil liegt in der einfachen und billigen Fertigung der Patronen, da keine zusätzlichen Teile wie Zündhütchen notwendig sind. Nachteilig ist der über die Hülse ragende Rand, der den Platzbedarf der Munition entsprechend vergrößert und damit Auswirkungen auf die Zuführung und Magazinierung hat. Darüber hinaus bedingt die Zündung durch Quetschung des Randes eine geringe maximale Wandstärke, mindestens in diesem Bereich der Hülse. Aus dem gleichen Grund wird für die Hülse weiches Material verwendet, zuerst Kupfer, später Messing mit hohem Kupfergehalt (Tombak). Der Verbrennungsdruck und somit auch die maximale Geschossenergie sind hierdurch begrenzt. Ein weiterer Nachteil war früher, dass die Hülsen nicht nachgeladen werden konnten.

Heute ist die Randfeuerzündung vollständig aus dem militärischen Bereich verschwunden, findet aber noch breite Verwendung bei Kleinkaliber-Patronen, beispielsweise der Patrone .22 lfB oder der .22 WMR (Winchester Magnum Rimfire), die vorwiegend im Sportschießen und im Schießtraining benutzt wird, wo die Nachteile vernachlässigbar sind.

Literatur

  • Gerhard Bock: Moderne Faustfeuerwaffen und ihr Gebrauch. Verlag J. Neumann, Neudamm 1911.
  • Frank C. Barnes: Cartridges of the World. Krause Publications, Iola (Wisconsin) 2006, ISBN 978-0-89689-297-2.