Schleierlingsverwandte

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Schleierlingsverwandte

Lila Dickfuß (Cortinarius traganus)

Systematik
Abteilung: Ständerpilze (Basidiomycota)
Unterabteilung: Agaricomycotina
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Champignonartige (Agaricales)
Familie: Schleierlingsverwandte
Wissenschaftlicher Name
Cortinariaceae
R. Heim ex Pouzar (nom. cons.[1])

Die Schleierlingsverwandten (Cortinariaceae) sind eine sehr artenreiche Familie innerhalb der Ordnung der Champignonartigen (Agaricales). Die Typusgattung der Familie ist Cortinarius (Schleierlinge), die diesen Namen trägt, weil ihre Fruchtkörper ein schleierartiges Velum besitzen, das man als Cortina oder zu Deutsch als Schleier bezeichnet. Neben den Schleierlingen enthält die Familie weitere neun Gattungen, deren Vertreter ebenfalls eine Cortina aufweisen. Die Cortina besteht aus haarartigen Fasern, die die jungen Lamellen wie ein Schleier schützend verhüllen. Neben den typischen Blätterpilzen kommen Arten mit sekotioiden Fruchtkörpern (bei denen die Lamellen und der Stiel stark reduziert sind) und gasteroide, trüffelartige Arten vor.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schleierlingsverwandten sind fleischige oder häutige Hut- oder Bauchpilze, deren Fruchtkörper oft auffallend gefärbt sind. Typisch sind vor allem gelbliche, rötliche oder bräunliche Farbtöne. Die Huthaut kann trocken, seidig-faserig, radialfaserig, schuppig oder klebrig bis schleimig sein. Der Hutrand kann manchmal gestreift sein. Die Hutpilze in der Familie besitzen Lamellen und einen zentralen oder exzentrischen Stiel. Form und Eigenschaften des Stieles sind für die Bestimmung und die systematische Einteilung der Arten wichtig. Er kann trocken oder schmierig bis schleimig sein und bisweilen eine knollige Basis haben. In einigen Fällen kann er aber auch reduziert sein. Häufig ist am Stiel ein Ring oder eine ringförmige Zone ausgebildet. Dabei handelt es sich um die Reste der Cortina, die bei vielen Arten schon in einem frühen Entwicklungsstadium aufbrechen kann. Die Lamellen haben oft die gleiche Farbe wie der Hut, können aber auch anders gefärbt sein. Im Alter verfärben sie sich durch den bräunlichen Sporenstaub mehr oder weniger rostbräunlich. Die Lamellenschneiden sind bei einigen Arten durch das Vorkommen von Cheilozystiden gewimpert. Die Hyphen lassen sich oft durch Jodreagenzien abfärben, Schnallen können vorkommen oder fehlen. Auch Zystiden können in unterschiedlicher Form vorkommen. Die Basidien sind 2- oder 4-sporig. Die in der Regel mehr oder weniger bräunlich gefärbten Basidiosporen können unterschiedlich geformt sein (von fast kugelig bis länglich) und dünn- bis dickwandig sein. Sie sind glatt oder ornamentiert, lassen sich aber nicht mit Jod anfärben. Ein Keimporus ist normalerweise nicht vorhanden.[2]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem viele, ehemals zu den Schleierlingsverwandten gehörende Gattungen, anderen Familien zugeordnet wurden, so z. B. die Fälblinge (Hebeloma), Sumpfschnitzlinge (Naucoria) und Wurzelschnitzlinge (Phaeocollybia) zu den Hymenogastraceae[3], bildeten die Gattungen Cortinarius und Thaxterogaster (welche nur sequestrate Arten enthielt, d. h. gestielt bauchpilzartige mit reduzierten oder umgeformten Lamellen ohne aktive Sporenabschleuderung) die Familie der Cortinariaceae.[4] Inzwischen (Stand 2022) wurde die Gattung Cortinarius aufgespalten und die Gattung Thaxterogaster durch viele Arten mit agaricoiden Fruchtkörpern (mit Hut, Stiel und Lamellen an der Hutunterseite) erweitert.[4] Somit enthält die Familie der Schleierlingsverwandten folgende zehn Gattungen[4]:

Speisewert und Giftigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dieser Familie gibt es sehr wenige Speisepilze. Am bekanntesten sind die Schleiereule (Phlegmacium praestans), der Semmelgelbe Schleimkopf (Phlegmacium varium) und der Reifpilz (Cortinarius caperatus, syn. Rozites caperata). An tödlich giftigen Pilzen sind der Orangefuchsige Raukopf (Cortinarius orellanus) und der Spitzgebuckelte Raukopf (Cortinarius rubellus, syn. Cortinarius speciosissimus) zu nennen, die das Orellanus-Syndrom verursachen.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard P. Korf: Report (N, S. 1) of the Committee for Fungi and Lichens on proposals to conserve and/or reject names. In: Taxon. Band 37, 1988, S. 450–463 (ima-mycology.org [PDF; 941 kB]).
  2. Paul F. Cannon, Paul M. Kirk: Fungal families of the world. CABI Europe, Wallingford, Oxfordshire (UK) 2007, ISBN 978-0-85199-827-5, S. 87 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. P. Brandon Matheny, Judd M. Curtis, Valérie Hofstetter, M. Catherine Aime, Jean-Marc Moncalvo: Major clades of Agaricales: a multilocus phylogenetic overview. In: Mycologia. Band 98, Nr. 6, 1. November 2006, ISSN 0027-5514, S. 982–995, doi:10.1080/15572536.2006.11832627, PMID 17486974.
  4. a b c Kare Liimatainen, Jan T. Kim, Lisa Pokorny, Paul M. Kirk, Bryn Dentinger: Taming the beast: a revised classification of Cortinariaceae based on genomic data. In: Fungal Diversity. Band 112, Nr. 1, Januar 2022, ISSN 1560-2745, S. 89–170, doi:10.1007/s13225-022-00499-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cortinariaceae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien