Schloss Stammheim (Köln)

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Schloss Stammheim, Sammlung Duncker, 1860
Haupteingang des Schlossparks, 2010

Das Schloss Stammheim war ein Schloss im rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Stammheim, Stammheimer Hauptstr. 67. Es wurde im Jahr 1944, während des Zweiten Weltkriegs zerstört.

Lage

Das Anwesen lag unmittelbar am Rhein, nordwestlich des Ortskernes von Stammheim. Wegen des damals noch unbebauten Rheinbogens war vom Schloss aus der etwa 5300 Meter südlich gelegene Kölner Dom sichtbar.

Geschichte

Bereits am Ende des 1. Jahrtausends bestand in Stammheim ein königlicher Hof. Im Jahr 959 schenkte Erzbischof Bruno diesen der Kölner Abtei Groß St. Martin.[1]:141f

1136 bis 1928

Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim (Lithographie um 1830)

Als Sitz eines Rittergeschlechts ist Stammheim seit dem Jahr 1136 belegt, als ein Edmund von Stammheim Erwähnung findet. Für das 13. und 14. Jahrhundert sind Namensträger bekannt, die in Diensten der Grafen von Berg standen. Mit Johann von Stammheim war im 17. Jahrhundert der letzte männliche Namensträger auf Stammheim sesshaft. Seine einzige Tochter Maria († 1698) hatte 1637 Wimmar von der Sülzen genannt Diepental geheiratet. Ihre Enkelin Maria Katharina wiederum brachte das Anwesen durch Heirat 1701 an Caspar von Weyhe. Von diesen erwarb zwischen 1744 und 1762 Friedrich Ferdinand (seit 1746 Freiherr) von Scharffenstein genannt Pfeil (1718–1795) das Schloss; möglicherweise kurz nach dem Tod des letzten von Diepental (1751).[1]:141f Von Scharffenstein war dann auch der Bauherr des um 1780 errichteten Rokokoschlosses. Der Kunsthistoriker und emeritierte Professor an der Bergischen Universität Wuppertal Hermann J. Mahlberg weist diesen Bau dem Œuvre des Baumeisters Johann Georg Leydel zu.[2] 1818 veräußerte schließlich Friedrich Ferdinands Enkel, der kurkölnische Kämmerer Max August Freiherr von Pfeil Schloss und Ländereien an den Freiherrn Theodor Hermann Adolf von Fürstenberg–Neheim. Von ihm gelangte es an dessen Sohn, Graf Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim (1797–1859) und in der Folge an den Enkel Graf Gisbert Egon von Fürstenberg–Stammheim.[1]:141f

1928 bis heute

Nach dem Tod des letzten auf Schloss Stammheim lebenden Nachkommen der Grafen von Fürstenberg–Stammheim, Franz-Egon, im Jahr 1925 gelangte das Schloss 1928 durch Kauf an die Stadt Köln. Während der Zeit des Nationalsozialismus durch den Reichsarbeitsdienst genutzt, brannte das Schloss dann nach einem Fliegerangriff 1944 bis auf die Außenmauern aus.[3] Noch bis zum Beginn der 1950er Jahre stand das Mauerwerk der zweigeschossigen Kriegsruine am rechten Rheinufer. Die dahinter liegenden Wirtschaftsgebäude waren bereits zuvor abgetragen worden. Zum 1. April 1952 übernahmen die Farbenfabriken Bayer in Leverkusen den Besitz mit etwas mehr als 20 Morgen anhängenden Ländereien (Park) zur Errichtung eines Altenheimes für ehemalige Mitarbeiter, das nach dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Ulrich Haberland benannt wurde. Während der Bauplatz des Schlosses frei blieb, entstand das Altenheim an Stelle der Wirtschaftsbauten. Die Stadt Köln behielt sich dabei für alle Fälle ein Rückkaufrecht vor. Bayer übernahm auch die Pflege der Parkanlage und hielt diese für die Öffentlichkeit offen.[3] Am 1. Januar 1983 nahm die Stadt Köln den Park einschließlich des leerstehenden Altenheimes zur Ergänzung ihrer öffentlichen Grünanlagen unentgeltlich wieder in ihren Besitz. Nach einer zwischenzeitlichen Verpachtung an das Kölner Studentenwerk, das in dem Gebäude ein Studentenheim einrichtete, steht der Bau seit 2001 ungenutzt leer.

Beschreibung

Das zweistöckige Herrenhaus mit hohem gebrochenem Mansarddach war in schlichtesten[1]:142 Rokokoformen ausgebildet. Dem Hauptbau von 9 zu 4 Achsen waren nach der Rheinseite zur linken und rechten jeweils Flügel von 3 zu 2 Achsen angefügt. Rückwärtig schloss sich nach Norden die Vorburg mit Wirtschaftsgebäude, Stallungen und weiteren Nebenräumen an. Darunter in ihrem Mittelflügel die Bibliothek.[1]:142 Das Schloss beherbergte zu Zeiten derer von Fürstenberg zahlreiche Kunstgegenstände.[1]:142–147[4]:410

Heutiger Zustand

Erhalten ist von den baulichen Anlagen lediglich eine profilierte Eingangsfassung, nebst einem Doppelwappen im Keilstein, die bei der Errichtung des Ulrich–Haberland–Hauses Wiederverwendung fand. Die 1832 nach einem Entwurf von Maximilian Friedrich Weyhe (1775–1846) angelegte Parkanlage ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Seit dem Jahr 2002 beherbergt der Park, neben seiner Funktion als Erholungsraum einen Skulpturenpark. Bereits kurze Zeit nach Inkrafttreten des Nordrhein–Westfälischen Denkmalschutzgesetzes wurde die Parkanlage am 1. Juli 1980 (Nr. 694), mit Einschluss eines am Beginn, der zum Schloss führenden Lindenalle postierten steinernen Löwen, unter Schutz gestellt. Das Ulrich–Haberland–Haus folgte am 19. Mai 1989 (Nr. 505).

Literatur

  • Festbuch zum 375jährigen Schützen- und Volksfest vom 2. August bis 10. August 1969. Hrsg. St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Köln-Stammheim, o. Verlag, Köln-Stammheim 1969.
  • Johann Bendel: Heimatbuch des Landkreises Mülheim am Rhein. Geschichte und Beschreibung. Sagen und Erzählungen. 2. und 3. Aufl., Eigenverlag, Köln-Mülheim 1925, S. 408, 410.
  • Paul Clemen (Bearb.) in Verbindung mit Edmund Renard: Die Kunstdenkmäler des Kreises Mülheim am Rhein. (=Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 5.,II) L. Schwann, Düsseldorf 1901, S. 141–147.
  • Hermann J. Mahlberg: Der Architekt und Bildhauer Johann Georg Leydel. Ein Beitrag zur rheinischen Architekturgeschichte des 18. Jahrhunderts. (zugleich Dissertation, Universität zu Köln), Köln 1973, S. 256–258.
  • Henriette Meynen (Historische Texte): Denkmälerverzeichnis. 12.7 Köln Stadtbezirk 9 (Mülheim) Hrsg. Landeskonservator Rheinland, Rheinland Verlag, Köln 1979, ISBN 3-7927-0461-7, S. 144.
  • Margaret Ritter: Maximilian Friedrich Weyhe. (1775–1846). Ein Leben für die Gartenkunst. (=Quellen und Forschungen zur Geschichte des Niederrheins, hrsg. v. Düsseldorfer Geschichtsverein, Band 7 zugleich Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Düsseldorf, Band 13) Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-3054-5, S. 79–83.
  • Hermann Maria Wollschläger: Kölner Burgenführer. Entdeckungsreisen auf dem Fahrrad oder Auto zu Schlössern, Burgen und Landsitzen. (=Köln Entdecken, Band 2) Wienand, Köln 1985, ISBN 3-87909-140-4, S. 53–58 (Grundriss S. 56).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler des Kreises Mülheim am Rhein.
  2. Hermann J. Mahlberg: Der Architekt und Bildhauer Johann Georg Leydel
  3. a b Festbuch zum 375jährigen Schützen- und Volksfest vom 2. August bis 10. August 1969.
  4. Johann Bendel: Heimatbuch des Landkreises Mülheim am Rhein. Geschichte und Beschreibung. Sagen und Erzählungen.

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