Schären

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Schären von Hand an einem senkrechten Schärrahmen
Schären mit 345 Fäden (etwa 1941)
Konus-Schärmaschine (etwa 1941)
Bäumen am Handwebstuhl, d. h. Aufbringen der fertig geschärten Kette

Das Schären, auch Scheren, ist ein vorbereitender Arbeitsgang in der Weberei und Kettenwirkerei.[1] Hergestellt wird dabei eine Schar gleich langer, parallel nebeneinander aufgewickelter Kettfadenbänder. Ein Kettfadenband besteht aus der gesamten Fadenschar angeordnet in einem bestimmten Musterrapport. Die erwünschte Gesamtkettfadenzahl wird dadurch erreicht, dass mehrere Bänder nebeneinander aufgewickelt werden. Das Schären wird in der Regel bei der Herstellung modischer und bunter Webware angewendet, die mit Farbstreifen und/oder mit einem sich wiederholenden Muster versehen sein soll (z. B. Tartan). Als Arbeitsmittel dienen dazu unter anderem Schärmaschinen.

Vorgang

In einem Gatter oder Spulengestell wird das Garn auf Spulen gelagert und in der erforderlichen Länge abgezogen (abgelängt). Das Schären verläuft bänderweise, wobei die Anzahl Bänder oder Gänge von der maximal aufsteckbaren Spulenzahl und endgültigen Kettfadenzahl abhängig ist und alle Bänder die gleiche Fadenlänge, aber nicht immer die gleiche Fadenanzahl haben.

In der handwerklichen Weberei wird zum Ablängen der Kettfäden ein haspelähnlicher, oft auch senkrecht stehender Schärbaum oder Schärrahmen (auch Scherrahmen) verwendet. In der Seidenweberei wurde der Schärrahmen auch als Scheermühle bezeichnet.[2]

In der Textilindustrie wird entweder auf einzelne Walzen (Teilkettbäume) geschärt oder auf eine in der Maschine verbaute, konische Schärtrommel. Mit letzterer ist es möglich, komplizierte Musterungen in das Gewebe zu bringen, da man jedes Band mit einem unterschiedlichen Farbrapport (Farbfolgen) aufstecken kann. Auch eignet sich das Schären mit der Schärtrommel eher für kürzere Partien, da der Weiterbearbeitungsaufwand beim Arbeiten mit Teilkettbäumen vergleichsweise hoch ist.

Wenn die vorgegebene Anzahl Bänder auf die Schärtrommel aufgeschärt ist, wird an derselben Maschine die Fadenschar von der Schärtrommel auf den sogenannten Kettbaum eines Webstuhls umgebäumt, also umgewickelt.

Nach diesem Schritt ist die Kette für die Weiterbearbeitung bereit. In manchen Fällen kommt die geschärte Kette in der Schlichterei, wo die Kettfäden zum Schutz vor Scheuerung und zu deren Verfestigung mit Schlichte überzogen werden. Dies erfolgt eher seltener und vor allem nur dann, wenn es wirklich benötigt wird, da es deutlich aufwändiger ist eine geschärte Kette im vergleich zu einer gezettelten Kette zu schlichten. Daher werden in der Schärerei meistens Garne verwendet, bei denen je nach Beschaffenheit und/oder Rohstoff ganz auf die Beschlichtung verzichtet werden kann, z. B. Zwirne oder Filamente ab einer bestimmten Feinheit.

Beispielberechnung

Soll eine Ware von 80 Meter Länge und 150 Zentimeter Breite in einer Kettdichte von 40 Fäden pro Zentimeter hergestellt werden, benötigt man zum Weben 40 × 150 = 6000 Kettfäden von je 80 Meter Länge. Beträgt der Umfang eines Schärrahmens 5 Meter und können 100 Spulen auf das Spulengestell aufgesteckt werden, müssen jeweils 100 Fäden 16-mal um den Schärrahmen gewunden werden (80 Meter/5 Meter = 16). Dieser Vorgang muss 60-mal wiederholt werden, um die vollständige Kette herzustellen (100 × 60 = 6000).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alois Kießling, Max Matthes: Textil - Fachwörterbuch. Fachverlag Schiele & Schön, Berlin 1993, ISBN 3-7949-0546-6, S. 330
  2. Scheermühle in der Oeconomischen Encyclopädie (1773 - 1858) von J. G. Krünitz