Schönfärberei

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Januar 2016 um 20:03 Uhr durch FranzR (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Schönfärberei bedeutet, rednerisch oder textlich eine schlechte Sache besser dastehen zu lassen. Ein Schönfärber versucht sie demnach in günstigem und nicht der Wahrheit entsprechendem Licht darzustellen.[1]

Berufsstand der Schönfärber

Der Begriff entstammt der mittelalterlichen Berufssprache der Färber. Besondere Berufsgruppen waren die „Schwarzfärber“, die es verstanden, ein tiefes Schwarz zu erreichen. Die Schönfärber waren es, die es verstanden und denen es zustand, die schönen roten Töne der Färbung wertvoller Stoffe auszuführen. So gab es gesonderte Innungen der Schwarz- und Schönfärber,[2] die sich von den „unsauber“ und einfach arbeitenden Färbern abgrenzten. Auch weitere schwierige Farbtöne gehörten zur Ausführung der zünftigen „Schönfärberei“.[3] Jedoch gelang es den Schönfärbern auch, weniger wertvollen Stoffen eine schönere Färbung und bessere Qualität vortäuschenden Anblick zu verleihen.[4] Mitunter gehörten die Waidfärber zu den Innungen der Schönfärber. Die Waid- oder Blaufärber hatten Kenntnis aus der Küpe des Färberwaids das Blaufärben der Stoffe auszuführen.[5]

Übertragene Bedeutung

In der Neuzeit ist der Begriff auf das beschönigende Überformen von „schlechten“ Themen übertragen worden. Eine beschönigende, schönfärberische Darstellung[6] ist nicht auf einen bestimmten Sprachgebrauch oder auf einen einzelnen Themenkreis beschränkt, sondern findet sich überall in Schrift und Sprache. Eine Form der Schönfärberei sind euphemistische Ausdrücke, solche werden im öffentlichen Bereich in der Politik und in der Wirtschaft angewendet, im Alltag werden dadurch Tabuthemen umgangen. Ein anderes Anwendungsgebiet von Schönfärberei sind die umschreibenden Darstellungen in der Werbung, wenn unerwünschte Wirkungen durch geschicktes Ausformulieren zu einer positiven „Meinungsmache“ überführt werden. Eine aktuelle Schönfärberei tritt in Form der Bigotterie oder Scheinheiligkeit auf.

Grünfärberei

Eine gesonderte und neue Form der Schönfärberei im übertragenen Sinne ist die „Grünfärberei“, eine Wortbildung im Deutschen nach dem englischen Begriff Greenwashing. Solche Ausarbeitungen zielen darauf ab, einem Unternehmen ein besonders umweltfreundliches Image zu verleihen. Dies wird insbesondere betrieben, wenn sich das Unternehmen keineswegs umweltfreundlich verhält.[7] Vorwiegend wird auch das Wort „nachhaltig“ missbraucht.[8][9]

„Die Werbemasche der Umweltsünder
Bewusste Irreführung der Öffentlichkeit, die Gewinnmaximierung bei gleichzeitiger Umweltzerstörung erlaubt. Das simple Verfahren eignet sich für Firmen wie 
Politiker gleichermaßen.“

Einzelnachweise

  1. Knaur: Das deutsche Wörterbuch. Lexigraphisches Institut München 1985, Seite 858.
  2. J. G. Krünitz u. a.: Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirtschaft, in alphabetischer Ordnung. Band 12.
  3. Duden 7, Mannheim 1963, Seite 156.
  4. Innungsbuch der Schwarz- und Schönfärber-Innung in Weida und Zeitz. Deutsche Handschrift auf Papier. Verlag: Weida/Zeitz, 1693–1870.
  5. J. H. L. Bergius: Neues Policey- und Cameral-Magazin nach alphabetischer Ordnung.
  6. Duden: Schönfärberei.
  7. MonstERWelle.
  8. Mit Vollgas ins Treibhaus.
  9. Schluss mit der Grünfärberei.
  10. Grünfärberei.