Spar- und Bauverein Dortmund

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. August 2016 um 14:21 Uhr durch Stefan Fadinger (Diskussion | Beiträge) (korrektur iso region). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Spar- und Bauverein eG Dortmund

Rechtsform Eingetragene Genossenschaft
Gründung 16. März 1893
Sitz 44137 Dortmund, Kampstr. 51
Leitung Franz-Bernd Große-Wilde, Vorsitzender (hauptamtlich); Michael Ruwe, stellv. Vorsitzender (nebenamtlich); Martin Trockels, Vorstand (nebenamtlich); Peter Lauber, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiterzahl 98 (zzgl. 10 Auszubildende)
Umsatz 53,8 Mio. Euro
Branche Wohnungswirtschaft
Website www.genossenschaft-dortmund.de
Stand: 2013
Erstes Verwaltungsgebäude 1902, Heinrichstr. 27, Ecke Adlerstr. 56
Heutige Hauptverwaltung Kampstr. 51
Althoffblock, Innenstadt-West
Borsigblock, Innenstadt-Nord

Der Spar- und Bauverein eG Dortmund wurde 1893 gegründet und ist mit 11.515 eigenen Wohnungen im „Großraum Dortmund“ (Dortmund und im angrenzenden Unna-Königsborn und Holzwickede)[1] der größte genossenschaftliche Vermieter in Nordrhein-Westfalen. Der „Sparbau“ ist sowohl Wohnungsbaugenossenschaft als auch Spareinrichtung für seine 18.603 Mitglieder.[2] Neben der obligatorischen Mitgliedschaft im Prüfungsverband gehört der Spar- und Bauverein der „Marketinginitiative der Wohnungsbaugenossenschaften Deutschland e.V.“ [3] und dem VdW Rheinland Westfalen an.

Geschichte

Der Spar- und Bauverein eG Dortmund gehört zu den ältesten Wohnungsbaugenossenschaften in Deutschland. Seine Gründung verdankt er sozial verantwortlichen Bürgern und sozialpolitischen Entwicklungen und Entscheidungen. Am 1. Mai 1889 trat „Das Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften“, kurz Genossenschaftsgesetz in Kraft. Es brachte mehr Rechtssicherheit für Genossenschaften. Durch die Begrenzung der Haftpflicht wurden die Befürchtungen von vermögenderen Mitgliedern ausgeräumt, im Konkursfall für die gesamten Schulden aufkommen zu müssen. In den 1890er Jahren setzte in Deutschland die zweite Phase der Industriellen Revolution ein.[4] Der Gedanke der Selbsthilfe beim Bau von Wohnungen fiel in Dortmund auch deshalb auf fruchtbaren Boden, weil sich das Ruhrgebiet in dieser Zeit zum schwerindustriellen Zentrum des Deutschen Reiches entwickelte und die Wohnungsnot unter den vielen hinzuziehenden Arbeitskräften groß war.

Als am 4. März 1893 in der Gaststätte „Zum Schwarzen Raben“ den Grundstein für die Gründung des Spar- und Bauvereins gelegt wurde, ist Wilhelm Unverhau, nach dem später in einer Wohnanlage in der Innenstadt-Nord eine Straße benannt wurde, die treibende Kraft.[5] Die ersten Wohnungen wurden in der Lange Str. 111/113 in der Innenstadt-West errichtet.[6] Nach 10 Jahren hatte der Spar- und Bauverein, der keinen Werkssiedlungsbau mit Einfamilienhäusern betrieb, sondern Geschosswohnungen baute, bereits 590 Wohnungen errichtet, allerdings wollten zu diesem Zeitpunkt auch mehr als 3000 Mitglieder, überwiegend Familien von Bergarbeitern, Eisenbahn- und Postbediensteten, versorgt werden.[7]

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs verfügte die Genossenschaft über rund 2000 Wohnungen, meist innenstadtnahe Anlagen wie der Althoff- oder der Borsigblock. Da während der Kriegsjahre und auch in der folgenden Inflationszeit kaum noch neu gebaut werden konnte, nahm die Wohnungsnot in Dortmund weiter zu, sodass 1924, als wieder mit dem Neubau begonnen werden konnte, sich 9300 Mitglieder vom Spar- und Bauverein eine Wohnung erhofften.[7]

Bis zum Kriegsausbruch 1939 konnten immerhin noch einmal rund 2000 Wohnungen errichtet werden. Der Spar- und Bauverein zählte damit zu den größten Wohnungsgenossenschaften in Deutschland. In der Nazi-Diktatur erlitt das Unternehmen aber auch die Gleichschaltung und die Entfernung nicht systemkonformer Mitarbeiter aus den Gremien. Es ist ein „Treppenwitz der Geschichte“, dass 1934 auch die Wohnungsgemeinnützigkeit eingeführt wurde, die bis zur Abschaffung 1990 einer der Eckpfeiler des Sozialen Wohnungsbaus war. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren von den 4.338 Wohnungen lediglich 34 unbeschädigt geblieben. Wo es möglich war, griffen die Mitglieder zur Selbsthilfe, organisierten Material und setzten Wohnungen instand. Erst mit der Währungsreform von 1948 konnte der systematische Wiederaufbau bzw. Neubau beginnen.[7]

In den 1950er und 1960er Jahren, als die größten staatlichen Finanzierungsprogramme für den sozialen Wohnungsbau aufgelegt wurden, errichtete der Spar- und Bauverein fast 4.000 neue Wohnungen im gesamten Dortmunder Stadtgebiet. In den 1970er Jahren war der Wohnungsmangel der Nachkriegszeit weitgehend beseitigt. Die Modernisierung von Beständen stand nun im Vordergrund der Arbeit beim Spar- und Bauverein, trotzdem wurde weiter neu gebaut. Aufgrund des relativ ausgeglichenen Wohnungsmarktes wurde 1990 die Wohnungsgemeinnützigkeit abgeschafft. Mit der Entscheidung für die reine Vermietungsgenossenschaft oder Steuerpflicht ergaben sich aber auch neue Handlungsspielräume. Der Spar- und Bauverein gründete eine Betreuungs- und Verwaltungs-GmbH als Tochtergesellschaft. Dadurch blieb es möglich, das Kerngeschäft der Wohnungsverwaltung für die Mitglieder in bisheriger Weise fortzuführen.[7]

Aktuell widmet sich der Spar- und Bauverein auch den Themen Wohnprojekte, Mehrgenerationenwohnen und Servicewohnen mit und für ältere Bewohner.[8]

Wohn- und Gebäudebestand

Der Spar- und Bauverein baute Mehrfamilienhäuser und Wohnanlagen in der jeweils zeit- bzw. epochetypischen Architektur. [9] Als standortgebundene Wohnungsbaugenossenschaft deckt der Spar- und Bauverein heute nahezu das gesamte Stadtgebiet ab.[10] Herausragend sind die stadtprägenden Blockbebauungen mit großzügigen, gärtnerisch gestalteten Innenhöfen. Hier ist besonders der Althoffblock zu nennen, der ein Muster für städtisches Wohnen ist und als Ensemble auf der Dortmunder Denkmalliste über die einzelnen Gebäude erfasst ist. Durch besondere Modernisierungsanstrengungen und die genossenschaftliche Mieterstruktur können auch industriell gefertigte Wohnblöcke der 1970er Jahre, die in einem als entspannt geltenden Wohnungsmarkt als schwer vermietbar gelten, problemlos am Wohnungsmarkt gehalten werden.

Literatur

  • Spar- und Bauverein eG (Autor) 100 Jahre Geschichte - 100 Jahre Zukunft, 100 Jahre Spar- und Bauverein eG Dortmund, Gebundene Ausgabe, Dortmund 1993
  • Karl-Heinz Bieling (Hrsg.), Festreden - 100 Jahre Spar- und Bauverein eG Dortmund, Eigenverlag, Dortmund 1993, 54 S., Hardcover gebunden

Weblinks

Commons: Spar- und Bauverein eG Dortmund 1893 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Spar- und Bauverein eG Dortmund

Einzelnachweise

  1. Bestandskarte
  2. Geschäftsbericht 2012
  3. Wohnungsbaugenossenschaften Deutschland
  4. Aufschwung der Genossenschaften (1890 - 1913)
  5. Genossenschaftsarchiv: Wilhelm Unverhau stirbt
  6. Geschichte auf die Wand gebracht Ruhr Nachrichten Dortmund, 5. März 2008, abgerufen am 7. Januar 2014
  7. a b c d 100 Jahre Geschichte - 100 Jahre Zukunft, 100 Jahre Spar- und Bauverein eG Dortmund, Gebundene Ausgabe, Dortmund 1993
  8. Wohnprojekte
  9. Aktuelle Wohnungsangebote
  10. Bestandskarte

Koordinaten: 51° 30′ 53,2″ N, 7° 27′ 24,7″ O