Stare Koprzywno

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Stare Koprzywno (deutsch Alt Koprieben, früher Alt Coprieben) ist eine Ortschaft in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Der Ort ist Teil der Stadt- und Landgemeinde Barwice.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 28 Kilometer westlich von Szczecinek und sechs Kilometer westsüdwestlich der Stadt Barwice (Bärwalde). Durch das Dorf fließt der Damitz-Bach, der am südlichen Dorfrand zuvor den Koprieben-See durchfließt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Koprieben war früher ein Burgflecken – davon zeugt der Burgwall auf dem Schlossberg, etwa vier Kilometer westlich von Bärwalde.[1] Im Koprieben-See sind Pfahlbauten nachgewiesen worden. Aus einem Grenz- und Jagdvertrag von 1409 geht hervor, dass den beiden Städten Neustettin und Bärwalde das Recht bewilligt worden war, an einem Tag pro Woche in dem Kopriebener See fischen sowie im Kopriebener Forst holzen und jagen zu dürfen.[2]

Koprieben war einst ein altes Lehen der hinterpommerschen Familie Wolde, das der Oberstlieutenant Friedrich Bogislav von Wolde seinem einzigen Sohn, dem Kornett Erasmus Philipp von Wolde, hinterlassen hatte. Als das Lehen am 25. Oktober 1748 öffentlich feilgeboten worden war, kaufte es der Prälat Joachim Bogislav von Laurenz. Nachdem es nach dessen Tod erneut in Konkurs geraten war, wurde es 1751 versteigert und Otto Heinrich von Glasenapp (* 26. April 1724; † 1801)[3] als dem Meistbietenden erb- und eigentümlich zuerkannt.[4]

Das Allodial-Rittergut Koprieben A und B befand sich seit 1854 im Besitz von Eugen Guido von Reckow.[5] Die Familie Reckow war auch noch um 1880 im Besitz des Ritterguts und des Vorwerks Birkow.[6]

Im Jahr 1865 erhob der preußische Fiskus in der Gemeinde Alt Koprieben eine Grundsteuer in Höhe von 28 Silbergroschen und 10 Pfennigen und im Gutsbezirk Alt Koprieben eine Grundsteuer von 64 Reichstalern und 29 Silbergroschen.[7]

Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Ritterguts Alt Koprieben 397 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 135 Einwohner.[8]

Die Gemeinde Alt Koprieben hatte um 1930 einer Flächengröße von 10,8 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen zusammen 33 bewohnte Wohnhäuser an sechs verschiedenen Wohnorten:[9]

  1. Alt Koprieben
  2. Birkow
  3. Grünhof
  4. Lübrassen
  5. Niedermühle
  6. Parchlin

Bis 1945 bildete Alt Koprieben eine Landgemeinde im Landkreis Neustettin in der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Alt Koprieben war dem Amtsbezirk Priebkow zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Alt Koprieben zusammen mit Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Von der polnischen Behörde wurde das Dorf fortan unter der Ortsbezeichnung ‚Stare Koprzywno‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die deutsche Bevölkerung von der polnischen Administration aus Alt Koprieben vertrieben. In der Ortschaft siedelten sich nach Kriegsende Polen an.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 adliges Dorf mit zwei Vorwerken, zwei Wassermühlen, einer Mutterkirche und zwanzig Feuerstellen (Haushaltungen), seit 1751 im Besitz der Familie Glasenapp befindlich[4]
1818 149 Kirchdorf mit zwei Mühlen und einer Mutterkirche, adlige Besitzung[10]
1825 181 Dorf, mit den Vorwerken Grünhof, Joachimsthal und Parchlin, zwei Wassermühlen und einer Mutterkirche [11]
1852 320 [12]
1864 157 am 3. Dezember, Gemeinde- und Gutsbezirk zusammen[13]
1867 141 am 3. Dezember, davon 33 in der Landgemeinde und 108 im Gutsbezirk[14]
1871 150 am 1. Dezember, davon 34 in der Landgemeinde (sämtlich Evangelische) und 116 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[14]
1885 149 am 1. Dezember, davon 31 in der Landgemeinde (sämtlich Evangelische) und 116 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[15]
1910 109 am 1. Dezember, davon 32 im Gemeindebezirk und 77 im Gutsbezirk[16]
1925 296 darunter 295 Evangelische und eine Person unbekannter Konfession[9]
1933 243 [17]
1939 212 [17]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bis 1945 anwesende Bevölkerung war evangelischer Konfession.

Evangelische Pfarrer bis 1945
  • Lucas Christian Hohenhausen, von 1685 bis 1735 im Amt (50 Jahre lang)[18]
  • Martin Gottlob Hohenhausen, Nachfolger seines Vaters, im Amt von 1735 an bis zu seinem Tod am 2. September 1763[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alt Koprieben, Dorf und Rittergut, Kreis Neustettin, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Alt Koprieben (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausührliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Effenbart, Stettin 1784, S. 746–747, Ziffer 15 (Google Books).
  • Ernst Seyfert: Niekammer`s Güter-Adress-Bücher, Band I, Güter-Adreßbuch für die Provinz Pommern 1914, 4. Auflage, Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914. Letztausgabe, 9. Auflage, Verlag Niekammer Adressbuch GmbH.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. F. W. Kasiski: Beschreibung der vaterländischen Alterthümer im Neustettiner und Schlochauer Kreise. Bertling, Danzig 1881, S. 19–20 (Google Books).
  2. E. von Glasenapp: Beiträge zu der Geschichte des althinterpommerschen Geschlechts der Erb-, Burg- und Schlossgesessenen von Glasenapp, Nachrichten aus der engeren Heimath Hinterpommern resp. Livland, sowie übr den specifisch pommersch-germanischen Uradel. Berlin 1884, S. 309 (Google Books).
  3. Rolf Straubel: Grundbesitz und Militärdienst – Kurzbiographien pommerscher Offiziere (1715 bis 1806). Teil I, Böhlau, Wien/Köln 2021, S. 216 (Google Books).
  4. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausührliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Effenbart, Stettin 1784, S. 746–747, Ziffer 15 (Google Books).
  5. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichem Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 151, Ziffer 27 (Google Books).
  6. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 52–53 (Google Books).
  7. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, No. 41, vom 11. October 1865, S. 362, Ziffer 44–45 (Google Books).
  8. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 399 (Google Books).
  9. a b Die Gemeinde Alt Koprieben im ehemaligen Kreis Neustettin in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 385, Ziffer 4141 (Google Books).
  11. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 304, Ziffer 15 (Google Books).
  12. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 307 (Google Books).
  13. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (6. Kreis Neustettin). Berlin 1866, S. 2–9, Ziffer 46–47 (Google Books).
  14. a b Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 96–97, Ziffer 18 (Google Books) und S. 102–103, Ziffer 155 (Google Books).
  15. Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 106–107, Ziffer 7 (Google Books) und S. 110–111, Ziffer 126 (Google Books).
  16. Landkreis Neustettin - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2022)
  17. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Neustettin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  18. a b Theodor Beyer: Die ältesten Schüler und Gönner des Neustettiner Gymnasiums, Teil I, in: Programm des Königlichen Fürstin-Hedwig-Gymnasiums zu Neustettin für das Schuljahr von Ostern 1892 bis Ostern 1893, S. 3–30, insbesondere S. 30 (Google Books).

Koordinaten: 53° 44′ N, 16° 17′ O