Stellmacherei

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Juni 2016 um 08:51 Uhr durch Snoopy1964 (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 84.136.96.145 (Diskussion) auf die letzte Version von JamesP zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stellmachermeister beim Bau eines Wagenrads
Entstehendes Holzrad

Die Stellmacherei (auch Wagnerei) ist die Werkstatt eines Stellmacher genannten Handwerkers, der Räder, Wagen und andere landwirtschaftliche Geräte aus Holz herstellt. Die Bezeichnung des Berufs ist regional unterschiedlich, wobei Stellmacher eher im Norden verwendet wird, im Süden und in der Schweiz dagegen Wagner. Daneben sind auch Benennungen in den Mundarten zu finden, die auf Radmacher (niederdeutsch: Radmaker), Rädermacher, Achsenmacher oder Axmacher zurückgehen. Dabei handelte es sich ursprünglich um unterschiedliche Berufe; so fertigte der Stellmacher das Gestell an, der Radmacher die Räder. Heute bezeichnen sie alle jedoch vorwiegend dieselbe Tätigkeit.[1] Beim Kutschenbau war der Wagner für die Karosserie zuständig, der Radmacher dagegen fertigte die Räder, deren Herstellung allein vergleichbaren Aufwand und Fachwissen benötigte wie die der Karosserien.

Mit dem Aufkommen der Eisenbahn im späten 19. Jahrhundert waren die Fertigkeiten der Stellmacher als Waggonbauer begehrt. Ihre Kenntnisse benötigte man später auch im Karosseriebau der Autohersteller. Seit der Einführung industrieller Fließbandfertigung sank die Bedeutung der Stellmacherei.

Stellmacherwerkstatt

Heute gehört der Stellmacher zu den aussterbenden Berufen, führt aber in bestimmten handwerklich ausgerichteten Betrieben noch ein Nischendasein.[2] Besonders im bäuerlichen Umfeld war der Stellmacher in der DDR noch bis zur Wende ein üblicher Beruf, dem vor allem in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Volkseigenen Betrieben allerlei holzverarbeitende Aufgaben zukamen, z. B. das Anfertigen von großen Holztoren, Gerätschaften oder Holzaufbauten von sonderangefertigten Spezialmaschinen, aber auch Karussellen oder traditionellen Holzwagen für bäuerliche Festlichkeiten.

Literatur

  • Hårvard Bergland: Die Kunst des Schmiedens. Das große Lehrbuch der traditionellen Technik. 4., unveränderte Auflage der deutschen Ausgabe. Wieland, Bruckmühl 2013, ISBN 978-3-9808709-4-8, S. 323–342: Kapitel 16: Der Radmacher.
  • Clemens Kieser: Gutes Rad war lieb und teuer. Die Wagnerei Krieg in Gaggenau-Bad Rotenfels. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 37. Jg. 2008, Heft 2, S. 115 f. (PDF)
  • Wilhelm Rausch: Der Stellmacher. Ausführliche Beschreibung in der Stellmacherei und beim Bau von Last-, Handels- und Leichenwagen vorkommenden Arbeiten. Voigt, Leipzig 1899 (Reprint: Ed. Libri Rari Schäfer, Hannover 2003, ISBN 3-87870-671-5)

Weblinks

Commons: Stellmacher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wagner – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Vergleiche hierzu die Einträge im Deutschen Wörterbuch von Grimm unter Stellmacher [1], Radmacher [2] und Wagner [3], des weiteren die Karte und Erläuterungen in König, Werner: dtv-Atlas Deutsche Sprache, 15. Auflage, München 2005, S. 194–196
  2. Aussterbende Berufe. Warum Theo Malchus hölzerne Autos baut. In: Spiegel Online, 30. Januar 2012 [4]