Straatvaart

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Dezember 2015 um 12:38 Uhr durch Wheeke (Diskussion | Beiträge) (HC: +Kategorie:Schifffahrt (Frühe Neuzeit); ±Kategorie:SeeschifffahrtKategorie:Geschichte der Seefahrt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Straatvaart (deutsch: Strassfahrt) bezeichnet in der niederländischen Geschichte die Handelsfahrten der Niederländer in den Mittelmeerraum des 16. und 17. Jh. Der Terminus wird von der Strasse von Gibraltar abgeleitet, die für die westeuropäischen Seemächte den Zugang zum Mittelmeer darstellte.

16. Jahrhundert

Die frühe Phase der Straatvaart begann in den achtziger Jahren des 16. Jhs durch Kaufleute der Stadt Antwerpen. Nach der Besetzung der Stadt durch habsburgisch-spanische Truppen im Zuge des Konfessionskonflikts (1585) wurde die Straatvaart v. a. von Amsterdam aber auch von Hoorn aus weitergeführt. Die wichtigsten Handelspartner im Mittelmeerraum waren zunächst die italienischen Städte Venedig, Genua und Livorno. In den neunziger Jahren des 16. Jhs beruhte die Straatvaart hauptsächlich auf Getreidelieferungen an diese Stadtrepubliken, da in Italien aufgrund Missernten wiederholt Hungersnöte ausbrachen. Um die Jahrhundertwende drangen die Niederländer bis in die Levante vor und nahmen den Handel mit dem Osmanischen Reich auf.

17. Jahrhundert

In der zweiten Phase im 17. Jh. sank die Nachfrage nach Getreide in Italien, und der niederländische Export setzte sich aus Textilwaren (vor allem Leinen, Wolle), Fisch und Gütern aus dem Überseehandel zusammen. Vor allem mit den Textilien trat die Straatvaart zunehmend in eine starke Konkurrenz englischer und französischer Kaufleute. Trotzdem konnten sich die niederländischen Kaufleute behaupten, indem sie auch Transportfahrten innerhalb des Mittelmeerraums ausführten. Insbesondere die zweite Hälfte der vierziger Jahre bedeuteten für die Straatvaart eine Blütezeit, da die Konkurrenz Englands, bedingt durch deren Bürgerkrieg, deutlich eingeschränkt wurde. Im Kontext des achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieges der Niederlande stellten für die Straatvaart spanische Kaperschiffe und barbareskische Piraten bei Gibraltar und im Alborán-Meer eine stete Bedrohung dar. Dies führte wiederholt zu militärischen Interventionen. Ein wichtiges Ereignis hierzu bezeichnet die Schlacht bei Gibraltar (1607) mit dem Sieg der niederländischen Ostindien-Kompanie gegen ein größeres Geschwader spanischer Kriegsschiffe.

Bedeutung und Auswirkungen

Mit dem zunehmenden Überseehandel verlor die Straatvaart allmählich ihre Bedeutung, kann aber insgesamt als ein wichtiger Teil des niederländischen Gesamthandels des 16. und 17. Jahrhunderts betrachtet werden. Nebst der Straatvaart wurden weiterhin die Landwege über den Brennerpass und durch das heutige Deutschland verwendet, wobei diese je nach Bedrohungslage des Seeweges zeitweiligen Aufschwünge verzeichneten. Die Straatvaart führte zu einer diasporaartigen Kommunenbildung niederländischer Kaufleute in italienischen Städten. In Amsterdam kam es zu Niederlassungen italienischer, osmanischer, griechischer, jüdischer und armenischer Kaufleute. Auch der kulturelle und geistige Austausch, den der niederländische und mediterrane Raum durch die Straatvaart erfuhren, ist gerade unter Verweis auf die Produkte der Renaissance von wichtiger Bedeutung. Als Beispiele sind hierzu die bildende Kunst sowie humanistische Strömungen zu nennen.

Literatur

  • Van Gelder, Maartje: Trading Places. The Netherlandish Merchants in early modern Venice. Leiden 2009.
  • Van Dillen, Johannes G. Van Rijkdom en Regenten: Handboek tot de economische en sociale geschiedenis van Nederland tijdens de Republiek. Den Haag 1970.