Stutenbissigkeit

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Die Stutenbissigkeit ist ein Begriff aus der Verhaltensbiologie bei Pferden. Der Begriff ist auf das Sozialverhalten von Pferden im Herdenverbund zurückzuführen.[1]

Eine Stute übernimmt in der Herde die Rolle der Leitstute und ist unter anderem für die Frühwarnung vor sich nähernden Raubtieren verantwortlich. Diese Rolle erfordert ein hohes Maß an Verantwortung und Aufmerksamkeit und wird daher meist von erfahrenen, auch älteren Stuten übernommen. Um den Anspruch auf diese Rolle zu erhalten oder zu bestätigen, kommt es gelegentlich zu Rangauseinandersetzungen unter den Stuten. Diese werden meist durch Bisse ausgetragen und weniger durch Tritte, die hingegen eher bei Rangkämpfen zwischen Hengsten vorkommen.[1]

Angelehnt an diese Verhaltensweisen von Stuten bezeichnet der Begriff im übertragenen Sinn eifersüchtiges Verhalten zwischen Frauen; davon wiederum abgeleitet auch neidisches und missgünstiges Verhalten allgemein. Auch eine – im Verhältnis zu Männern vermeintlich oder tatsächlich stärker ausgeprägte – Rivalität von Frauen untereinander im Berufsleben wird oft als Stutenbissigkeit bezeichnet.[2][3]

Bissgurre, Bissgurn

In manchen vor allem süddeutschen und österreichischen Gegenden hat sich der Ausdruck Bissgurn (auch Bissgurrn) als herabsetzende Bezeichnung für eine zänkische, tyrannische – eben stutenbissige –, oftmals ältere Frau erhalten.[4] Das Wort Bissgurre ist ein Kompositum von beissen und dem Grundwort gurre (mhd. für alte Stute). Schon in mittelhochdeutscher Zeit wurde der Ausdruck pejorativ gegen die Frau angewandt.[5]

Literatur

  • Nicole Maibaum: Sammelsurium für Frauen. mvg-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 3-636-06332-4.
  • Mechtild Erpenbeck: „Stutenbissig“?! – Frauen und Konkurrenz. Ursachen und Folgen eines missachteten Störfalls. In: Wirtschaftspsychologie aktuell, ISSN 1611-9207, 2004 (1), S. 20–25.
  • Romy Fröhlich, Sonja B. Peters, Eva-Maria Simmelbauer: Public Relations. Daten und Fakten der geschlechtsspezifischen Berufsfeldforschung. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2005 (= Lehr- und Handbücher der Kommunikationswissenschaft), ISBN 3-486-57857-X.

Einzelnachweise

  1. a b Vgl. Nicole Maibaum: Sammelsurium für Frauen. mvg-Verl., 2007, S. 235. (s. Literatur; auszugsweise bei Google Book Search online frei verfügbar).
  2. Vgl. Mechtild Erpenbeck: „Stutenbissig“?! In: Wirtschaftspsychologie aktuell, 2004 (1), S. 20–25. (s. Literatur; als Digitalisat online frei verfügbar; PDF-Datei; 113 kB; aufgerufen: 12. Juli 2009).
  3. Vgl. Romy Fröhlich u. a.: Public Relations. Daten und Fakten der geschlechtsspezifischen Berufsfeldforschung. Oldenbourg, 2005, S. 187ff., 199, 201, 219, 246, 251. (s. Literatur; auszugsweise bei Google Book Search online frei verfügbar).
  4. Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. CD-ROM 2012, Kluge: Etym. Wörterbuch, 24. Auflage CD-ROM 2002 mit interessantem Bezug zu anderen Bissigkeiten: Steinbeisser, Peitzker (Süßwasserfisch); für das Dialektale: Österreich; Bayern: "Bayerisches Wörterbuch" von Andreas Schmeller München, 1872, dort unter Gurre; Franken: Handwörterbuch von Bayerisch-Franken 2. Auflage Bamberg 2007.
  5. So in den zitierten Wörterbüchern für Fränkisch und Bayerisch. Vgl auch Lexer Mhd.Handwörterbuch