Super Video Home System

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Vorlage:Infobox Videobandformat Super Video Home System (S-VHS) ist ein verbesserter, abwärtskompatibler VHS-Standard für Heimvideo. Er ist 1987 von der Firma JVC eingeführt worden.

Verbesserung der Bildqualität

S-VHS bietet eine verbesserte Bildauflösung und höhere Farbgenauigkeit. Die horizontale Bildauflösung ist um etwa zwei Drittel besser als bei VHS. VHS bietet bezogen auf einen quadratischen Bildausschnitt der vollen sichtbaren Höhe etwa 240 Linien, S-VHS jedoch 400. Auf die gesamte Bildbreite gerechnet sind das etwa 320 Linien bei VHS, und ungefähr 530 bei S-VHS.

Die höhere Horizontalauflösung wurde durch eine deutlich höhere Trägerfrequenz des frequenzmodulierten Helligkeitssignals ermöglicht. Die Videobandbreite beträgt 4 MHz gegenüber VHS mit nur 3 MHz. Auch der FM-Hubbereich wurde gegenüber VHS (nur 1 MHz) auf 1,6 MHz erhöht. Diese hohen Frequenzen können aber von einfachen VHS-Bändern nicht zuverlässig aufgezeichnet werden. Deshalb werden für S-VHS typischerweise spezielle hochwertigere eisenoxidbeschichtete Bänder mit erhöhter Magnetpartikeldichte verwendet. Die Kassetten entsprechen in den Maßen VHS-Kassetten und können auch als solche verwendet werden, haben als Kennung aber eine Öffnung auf der Unterseite, anhand dessen S-VHS Recorder die Kassette erkennen und auf S-VHS Betrieb umschalten. Einige neuere Geräte erlauben zudem die Verwendung von gewöhnlichen VHS-Kassetten für Aufnahmen im S-VHS Format (JVC nennt diese Funktion „S-VHS ET“). Die Qualität fällt dabei abhängig vom verwendeten Band sehr unterschiedlich aus und ist bei minderwertigen Bändern unter Umständen sogar schlechter als VHS, bei hochwertigen VHS-Kassetten ist hingegen oft eine annähernd mit echten S-VHS Kassetten vergleichbare Bildqualität möglich.

Ein weiteres entscheidendes Kriterium für die bessere Bildqualität des S-VHS-Systems gegenüber VHS ist die Trennung von Helligkeits- und Farbsignal, nicht nur bei der Aufzeichnung (wie auch von VHS geboten), sondern auch auf den Signalwegen zu den Endgeräten, also in Verbindungskabeln und Steckern.

S-VHS kann theoretisch sogar ein besseres Bild als terrestrisch ausgestrahltes Analog-Fernsehen bieten. Besonders Amateurfilmern kam die bessere Bildqualität – erreicht durch Trennung des Helligkeits- (Y) und des Farbsignals (C) – sehr entgegen, weil S-VHS Schnitt-Kopien in annehmbarer Qualität erlaubte.

Die Verbreitung von S-VHS

S-VHS-Recorder gewannen relativ wenig Marktanteile. Im gewöhnlichen Heimgebrauch zum Aufzeichnen von TV-Sendungen war für den Großteil der Bevölkerung VHS völlig ausreichend, es gab kaum Bedarf an einem qualitativ hochwertigeren Videosystem. Weitere Gründe dürften die höheren Anschaffungskosten bei Recordern und Aufnahmemedien, sowie fehlende Film-Kaufkassetten gewesen sein. In der Anfangszeit von S-VHS gab es obendrein das Problem, dass es nur wenige Fernseher mit S-Video-Eingang gab und dadurch die volle Qualität von S-VHS gar nicht ausgenutzt werden konnte. Beim Composite-Anschluss erhöhen sich mit der bei S-VHS viel größeren Helligkeitsbandbreite die Probleme des Übersprechens mit dem Farbsignal.

Recht beliebt war S-VHS bei Amateur- und semiprofessionellen Filmern, da das System eine im Vergleich zu VHS erheblich bessere Bildqualität zu auch für den Normalverbraucher erschwinglichen Preisen bot. Mit hochwertigen S-VHS Recordern und -Bändern waren Aufnahmen möglich, die sich auf einem gewöhnlichen Fernsehapparat kaum von einer heutigen Digitalaufnahme unterscheiden ließen.

Auch im medizinischen Bereich war S-VHS recht häufig anzutreffen, beispielsweise zur Aufzeichnung von Ultraschallbildern oder endoskopischen Untersuchungen.

JVC HR-S4700 Super-VHS Videorecorder aus den frühen 90er Jahren

Im Profibereich führte S-VHS nur ein Schattendasein. Der Erfinder des Systems, JVC, vermarktete es unter dem Namen Professional-S. Diese Rekorder konnten in Schnittplätze integriert werden und besaßen teilweise Schnittstellen für den Anschluss von Computern zur Steuerung. Obwohl das Farbrauschen bei einer einfachen Aufzeichnung noch erträglich ist, kommt (wie bei VHS) eine Farbrauschreduktion zum Einsatz, was bei Band-Kopien zum VHS-typischen Ausbluten der Farbe führt.

Fernsehsender mit geringen finanziellen Mitteln, besonders in Entwicklungsländern, benutzen auch heute noch S-VHS oder sogar VHS.

Heute ist S-VHS wie auch VHS veraltet, beide Formate wurden im Heimbereich weitestgehend von DVD-Video verdrängt. Im semiprofessionellen Bereich wird statt S-VHS heutzutage häufig DV und DVCAM verwendet.

Darüber hinaus wurde auch von S-VHS eine Kompakt-Variante namens S-VHS-C entwickelt (siehe VHS-C) und konnte in entsprechenden Camcordern verwendet werden. Bis heute sind S-VHS- und S-VHS-C-Kassetten im Fachhandel erhältlich.

S-VHS-Cassetten dienen beim ADAT (und vergleichbaren Geräten anderer Hersteller) als Medium für digitale 8-Spur Tonaufnahmen.

S-Video

Die Bezeichnung S-VHS wird oft fälschlicherweise für S-Video benutzt. S-VHS ist aber ein Videoband-Aufzeichnungsverfahren, während S-Video die Beschaffenheit des Signalwegs in Kabeln und Steckern beschreibt und als Abkürzung für „Separated Video“ steht. Beispielsweise besitzen Grafikkarten keinen S-VHS-Aus-/Eingang, richtig bezeichnet ist es ein S-Video-Aus-/Eingang. Die heute üblichste Steckerform für S-Video ist der sogenannte Hosidenstecker, der die Trennung von Luminanz (Schwarz-Weiß-Signal) und Chrominanz (Farbsignal) möglich macht. Im Gegensatz dazu steht der Composite-Ein-/Ausgang, der die beiden Signale zusammenfasst und deshalb mit einem einfachen (gelben) Cinchstecker auskommt.

Ende der 80er-Jahre wurden S-Video-Anschlüsse mit den damals neuen S-VHS-Camcordern und Hi8-Videokameras eingeführt. Mit der Verbreitung der DVD-Player, AV-Receiver und digitalen Camcorder hat sich dann mehr und mehr der Begriff S-Video für diese Anschlussart durchgesetzt. Kabel und Stecker (Hosiden) sind gleich geblieben. Daher ist die Bezeichnung „S-VHS-Kabel“ nicht unbedingt falsch.

Quellen

  • Heinrich Hübscher, Rolf Szapanski: Elektrotechnik Fachbildung Kommunikationselektronik, Teil 2: Radio- und Fernsehtechnik. Westermann, Braunschweig 1997, ISBN 3-14-221430-5, S. 393
  • Wilhelm Benz: Tabellenbuch Radio- und Fernsehtechnik, Funkelektronik. 3. Auflage. Kieser, Neusäß 1993, ISBN 3-88173-060-5.
  • Jürgen Burghardt: Handbuch der professionellen Videorekorder. Essen 1994, ISBN 3-930524-01-5.