Tersilochinae

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tersilochinae

Tersilochus ningxiator, Sammlungspräparat

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Unterordnung: Taillenwespen (Apocrita)
Überfamilie: Schlupfwespenartige (Ichneumonoidea)
Familie: Schlupfwespen (Ichneumonidae)
Unterfamilie: Tersilochinae
Wissenschaftlicher Name
Tersilochinae
Schmiedeknecht, 1869

Tersilochinae sind eine weltweit verbreitete Unterfamilie der Schlupfwespen. Es sind derzeit 27 Gattungen mit mehr als 560 Arten bekannt, in den letzten Jahren wurden viele Arten der Unterfamilie neu beschrieben.[1] In Deutschland sind (Stand 2010) 109 Arten der Tersilochinae bekannt (incl. Phrudinae).[2][3] In Europa kennt man 160 Arten in 13 Gattungen.[4]

Morphologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tersilochinae sind klein bis mittelgroß (Länge meist 3–7 mm[4][5]). Die größte Art der Unterfamilie, Megalochus grandis aus Lateinamerika kann bis zu 15 mm Körperlänge haben.[6] Tersilochinae sind im Habitus recht unterschiedlich, sie können vor allem am Flügelgeäder erkannt werden. Kopf und Thorax häufig dunkel, die Beine hell. Das Flügelmal ist groß und dreieckig. Das zweite Antennenglied (Pedicellus) ist relativ groß. Die Tersilochus-Gruppe hat am Ende des Clypeus eine deutliche Bürste mit kräftigen Setae.[7]

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die einheimischen Tersilochinae sind Endoparasitoide in Käferlarven, vor allem von Rüsselkäfern, Blattkäfern und Glanzkäfern, seltener von Schwammkäfern und Borkenkäfern. Die parasitierten Wirtslarven leben oft in Pflanzengewebe. Sie werden erst getötet, nachdem sie sich zur Verpuppung in die Erde begeben haben.[2]

Manche Arten, zum Beispiel der Gattung Gelanes, entwickeln sich in Xyelidae (Pflanzenwespen) oder in Raupen von Trugmotten.[7]

Barycnemis harpura (Belgien)

In Europa kommen Tersilochinae in allen terrestrischen Habitaten vor, von Steppen und nassen Wäldern zu alpinen Wiesen und Tundra. In der Regel sind sie zahlen- und artenmäßig am meisten in Wäldern zu finden. Man findet sie am meisten in den Monaten Mai bis Juli.[4] Manche Arten können lokal sehr häufig auftreten und im Frühling richtige Schwärme bilden. Diese fliegen in der Nähe der Blüten von Kreuzblütlern, der Nahrungspflanzen ihrer Wirte.[5][7]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tersilochinae (Art nicht bestimmt)
Diaparsis nitidulentis (Holotypus, Weibchen)

Die Tersilochinae gehören zu den Ophioniformes, aber es ist nicht klar, welchen Umfang diese Unterfamilie wirklich hat. Teilweise wurden Gattungen, die mit Phrudus näher verwandt sind als eigene Unterfamilie, Phrudinae (aus)gegliedert.[8] Teilweise wurden auch die Gattung Neorhacodes mit anderen Gattungen zu den Tersilochinae gestellt, diese werden aber jetzt wieder als eigene Unterfamilie, die Neorhacodinae gesehen. Sehr nahe verwandt sind auch die Sisyrostolinae (= Brachyscleromatinae), die teilweise zu den Phrudinae gerechnet werden.[7][9]

Einheimische Gattungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland nachgewiesene Gattungen (Stand 2000, auch Anzahl der Arten in D nach[3], Gattungen der "Phrudinae" mit * markiert)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Andrey I. Khalaim, Enrique Ruíz-Cancino: Contribution to the taxonomy of Mexican Tersilochinae (Hymenoptera, Ichneumonidae), with descriptions of five new species. In: ZooKeys. Band 974, 7. Oktober 2020, S. 1–21, doi:10.3897/zookeys.974.54536 (pensoft.net [abgerufen am 5. Februar 2021]).
  2. a b K. Schmidt, F. Zmudzinski, M. Riedel: Beiträge zur Kenntnis der badischen Schlupfwespenfauna (Hymenoptera, Ichmneumonidae) 8. Metopiinae, Tersilochinae und neun weitere Unterfamilien. In: Carolinea – Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland. Band 68. Karlsruhe 2010, S. 61–78 (zobodat.at [PDF; 687 kB; abgerufen am 19. April 2023]).
  3. a b K. Horstmann: Ichneumonidae. In: H. Dathe, A. Taeger, S. M Blank (Hrsg.): Verzeichnis der Hautflügler Deutschlands (Entomofauna Germanica). Band 4, 2001, S. 69–103.
  4. a b c A. I. Khalaim, M. Yurtcan: A survey on Tersilochinae (Hymenoptera: Ichneumonidae) species of Turkey, with a key to European genera. In: Turk J Zool. Band 35, Nr. 3, 2011, S. 381–394, doi:10.3906/zoo-0904-11.
  5. a b I. Gauld, B. Bolton: The Hymenoptera. Hrsg.: British Museum Natural History. Oxford Univ. Press, London 1988, S. 204 f.
  6. Andrey I. Khalaim, Gavin R. Broad: Tersilochinae (Hymenoptera: Ichneumonidae) of Costa Rica, part 2. Genera Megalochus gen. nov. and Stethantyx Townes. In: Zootaxa. Band 3693, Nr. 2, 29. Juli 2013, S. 221–266, doi:10.11646/zootaxa.3693.2.8 (biotaxa.org [abgerufen am 5. Februar 2021]).
  7. a b c d G. Broad, M. R. Shaw, M. G. Fitton: Ichneumonid Wasps (Hymenoptera: Ichneumonidae): their Classification and Biology. Hrsg.: Royal Entomological Society. Band 7, Nr. 12, 2018, ISBN 978-1-910159-02-6, S. 134–142.
  8. D. S. Yu, K. Horstmann: Taxapad. In: Database on flash-drive. www.taxapad.com. Ottawa, Ontario 2012.
  9. Andrew M.R. Bennett, Sophie Cardinal, Ian D. Gauld, David B. Wahl: Phylogeny of the subfamilies of Ichneumonidae (Hymenoptera). In: Journal of Hymenoptera Research. Band 71, 30. August 2019, S. 1–156, doi:10.3897/jhr.71.32375 (pensoft.net [abgerufen am 6. Februar 2021]).