Urnenfriedhof Gerichtstraße

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Eingang des Friedhofs
Krematorium
Kolumbarium
Grabmal der Familie Gutmann
Ehrengrab von Siegfried Ochs

Der Urnenfriedhof Wedding ist ein Friedhof im Ortsteil Wedding des Berliner Bezirks Mitte, Gerichtstraße 37/38. Der Friedhof wird begrenzt durch Gerichtstraße, Adolfstraße, Plantagenstraße und Ruheplatzstraße. Der Friedhof und das Krematorium stehen unter Denkmalschutz.

Geschichte

An dem Standort des heutigen Urnenfriedhofs befand sich der erste von der Stadt Berlin angelegte Friedhof. Dieser Friedhof wurde 1828 eingeweiht und 1831 das erste Mal erweitert. Im Jahre 1879 wurde der Friedhof wegen Vollbelegung geschlossen. Ab 1903 wurde ein Teil des Friedhofs in einen Park umgewandelt. Im Jahr 1911 wurde in Preußen die Feuerbestattung gesetzlich erlaubt. Der Berliner Verein für Feuerbestattung hatte bereits eine Urnenhalle auf dem Friedhof errichtet. Aus dieser Urnenhalle entstand 1912 das erste Krematorium Berlins. Im gleichen Jahr wurde der Friedhof umgestaltet.

Das Wegesystem ist noch das gleiche wie das des alten Friedhofs. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein großer Teil des Baumbestands zerstört. Der westliche Teil des Friedhofs wurde 1964 landschaftlich gestaltet, es blieben nur wenige Erbbegräbnisse übrig. Hier befindet sich auch das Grab des Bildhauers Louis Tuaillon. Die Stele auf seinem Grab wurde wahrscheinlich nach einem eigenen Entwurf gefertigt. Im Jahre 1991 wurde der Eingangsbereich des Krematoriums verändert.

Das Krematorium

Das Krematorium wurde von 1909 bis 1910 von William Müller erbaut. Eröffnet wurde es im Jahre 1912 als städtische Einrichtung. Die Urnenhalle wurde im neoklassizistischen Stil erbaut, es finden sich aber auch frühchristliche Bauformen. Die achteckige Halle ist 17 Meter hoch und hat ein Mansarddach. Die Laterne auf dem Dach ist die Mündung des Schornsteins. Die Flügelbauten wurden von 1913 bis 1915 von Hermann Jansen, einem Mitarbeiter von William Müller, der 1913 gestorben war, errichtet. Sie bilden einen achteckigen Vorhof und dienten als Kolumbarium. 1937 entstand der Haupteingang zum Krematorium, eine Halle mit dreifacher Bogenstellung. Ida Siekmann, das erste Opfer der Berliner Mauer, wurde hier eingeäschert und auf dem Urnenfriedhof Seestraße beigesetzt.[1] Nach Modernisierungen und Erweiterungen zwischen 1998 und 2000 ließ die Stadt das Krematorium Ende 2001 schließen und zum Verkauf ausschreiben. Den Zuschlag erhielt das silent green Kulturquartier mit seinem Konzept für eine kulturelle Nutzung des Bauensembles.[2]

Gräber

Auf dem Friedhof sind bedeutende Berliner Persönlichkeiten begraben.

Ehrengräber

Weitere bemerkenswerte Gräber

  • Am Hauptweg befindet sich das Grabmal der Bankiersfamilie Gutmann. Das bekannteste Mitglied der Familie war Eugen Gutmann, Gründer der Dresdner Bank. Das Denkmal wurde 1916 im neoklassizistischen Stil nach Entwurf des Architekten Franz Seeck errichtet. Im Mittelteil befindet sich ein Kenotaph, in den Seitenwänden befinden sich Nischen mit den Urnen.
  • Das Erbbegräbnis der Familie Rudolf Conrad schuf der Bildhauer Wagner-Teichen. Das Grabmal zeigt eine Trauernde aus Bronze vor einer dreiteiligen Grabwand.
  • Das Grabstätte für Carl und Johanna Borchert wurde 1915 errichtet. Das Grabmal besteht aus vier dorischen Säulen, in der Mitte befindet sich eine Stele. Vor der Stele steht auf einem Sockel eine Urne.

Die Kolumbariumwand wurde 1922 bis 1924 errichtet, sie liegt an der Seite zur Plantagenstraße. Es ist die einzige Kolumbariumwand in dieser Form auf einem Berliner Friedhof. Die Wand ist aus Kunststein erstellt worden und durch Pfeilerpodeste und Pergolen gegliedert. Die freistehenden Urnennischen sind heute nicht mehr belegt. In einem überdachten Teil wird die Wand noch belegt.

Literatur

Weblinks

Commons: Urnenfriedhof Gerichtstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der letzte Gruß. In: BILD-Zeitung vom 30. August 1961.
  2. [1] Projekt "Silent-Green" - Vom Krematorium Berlin-Wedding zum Kulturzentrum. Website der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin.de, abgerufen am 18. April 2016.

Koordinaten: 52° 32′ 44″ N, 13° 21′ 55,4″ O