Benutzer:Minderbinder/Erinnerungsliteratur

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Erinnerungsliteratur bezeichnet alle Formen von Publikationen über selbsterlebte Begebenheiten, und ist damit ein Oberbegriff für veröffentlichte Memoiren, Erinnerungen, Autobiographien und Tagebücher. Im weiteren Sinne können auch Prosatexte zur Erinnerungsliteratur gezählt werden, soweit sie einen autobiographischen Kern haben oder überwiegend so gedeutet werden. Erinnerungsliteratur kann als Quelle der Geschichtswissenschaft dienen. Die Befassung mit Erinnerungsliteratur kann besonders bei historischen Einschnitten produktiv sein, wenn die zeitgenössische Wertung stark vom heutigen Geschichtsbild abweicht. In Deutschland sind dies z.B. die Erinnerungsliteratur von Teilnehmern des Zweiten Weltkriegs, in den USA die der Südstaaten-Teilnehmer und -Entwurzelten des Bürgerkriegs und die der Veteranen des Vietnamkriegs, und in mehreren Ländern die Erinnerungsliteratur von Opfern und Zeugen des Holocaust. Erinnerungsliteratur ist ein Teil der Erinnerungskultur.

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aleida Assmann teilt Erinnerungsliteratur in vier Arten:[1]

  • Autobiographische Form, in der eigene Erfahrungen aus eigener Erzählperspektive ausgearbeitet werden
  • Fiktionalisierte Form, in der Teile der Erzählung bewusst hinzuerfunden oder verändert werden,
  • Form aus zweiter Hand, in der ein historisches Trauma ohne eigene autobiografische Erfahrung verarbeitet wird,
  • Hybride Form, in der eine Mischung der Formen erfolgt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rolf Düsterberg: Soldat und Kriegserlebnis : deutsche militärische Erinnerungsliteratur (1945–1961) zum Zweiten Weltkrieg. Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 3-484-35078-4. (Habilitationsschrift an der Universität Osnabrück, 1999)
  • Ursula Heukenkamp (Hrsg.): Schuld und Sühne? : Kriegserlebnis und Kriegsdeutung in deutschen Medien der Nachkriegszeit (1945–1961). Rodopi, Amsterdam 2001, ISBN 90-420-1455-5. (Tagungsband einer Konferenz vom September 1999 in Berlin, Bd. 50 der Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik)
  • Ingo C. Schoenleber: "Drittes Reich" und 2. Weltkrieg in der deutschen Erinnerungsliteratur : Familienromane der 2. und 3. Generation zwischen Bruch und Kontinuität. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2009, ISBN 978-3-639-12759-1.
Zu speziell?
  • Gisela Miller-Kipp: "Der Führer braucht mich": Der Bund Deutscher Mädel (BDM) : Lebenserinnerungen und Erinnerungsdiskurs. Beltz Juventa, 2007, ISBN 3779911353.
  • Frauke Bolln, Susanne Elpers, Sabine Scheid (Hrsg.): Europäische Memoiren. V&R unipress, 2008, ISBN 3899714806.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Aleida Assmann: Wem gehört die Geschichte? Fakten und Fiktionen in der neueren deutschen Erinnerungsliteratur. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, Band 36, Heft 1 (Juli 2011), S. 213–225, doi:10.1515/iasl.2011.016.

Kategorie:Autobiografie Kategorie:Gedächtnis Kategorie:Literaturgattung