Verein für Hamburgische Geschichte

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Verein für Hamburgische Geschichte e. V.
(VHG)
Zweck: Geschichtsverein
Vorsitz: Rainer Nicolaysen
Gründungsdatum: 1839
Mitgliederzahl: ca. 1.000
Sitz: Hamburg
Website: vfhg.de

Der Verein für Hamburgische Geschichte (VHG) ist ein am 9. April 1839 gegründeter Geschichtsverein, der sowohl Fachhistorikern als auch historisch interessierten Laien offensteht. Geschäftsstelle und Bibliothek des Vereins haben ihren Sitz im Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg.

Geschichte

Rainer Nicolaysen ist der aktuelle Vorsitzende des Vereins für Hamburgische Geschichte

Der VHG wurde 1839 auf Initiative der Patriotischen Gesellschaft von 1765 gegründet. Erster Vorsitzender des Vereins mit damals 242 Mitgliedern war bis 1865 Johann Martin Lappenberg.

Ab 1937 amtierte der Archivrat und spätere kurzzeitige Leiter des Hamburger Staatsarchivs Kurt Detlev Möller als erster Vorsitzender. Möller schwor den Verein in einem Vortrag auf die Feindschaft zu den Juden ein. An die 18 verbliebenen jüdischen Mitglieder verschickte er ein Formular, in dem sie ihre „arische“ Herkunft bestätigen sollten.[1] Möller geriet nach 1945 in die öffentliche Kritik. Dies ereignete sich nicht wegen seines Antisemitismus, sondern weil er in einer Veröffentlichung über die Kapitulation Hamburgs den während des ganzen Dritten Reichs amtierenden und für alle Verbrechen in Hamburg mitverantwortlichen Reichsstatthalter und Gauleiter Karl Kaufmann und die gesamte nationalsozialistische Führung Hamburgs in seiner Nachkriegsdarstellung Das letzte Kapitel. Geschichte der Kapitulation Hamburgs[2] „mit einer milden Darstellung“ von Schuld und Verantwortung teilweise freisprach.[3] Dieser Vorgang führte zur Amtsenthebung Kurt Detlev Möllers von seinem gerade angetretenen Amt als Staatsarchivsleiter durch die Freie Hansestadt Hamburg. Der Verein für Hamburgische Geschichte stand aber zu seinem Vorsitzenden und beließ ihn bis zum Jahr 1957 auf seinem Posten. Seiner damals ausgeschlossenen jüdischen Mitglieder gedachte der Verein erst im November 2007 während einer außerordentlichen Mitgliederversammlung.

Heute hat der Verein rund 1100 Mitglieder, darunter die Historiker Frank Bajohr, Hans-Werner Goetz, Joist Grolle, Rainer Hering, Franklin Kopitzsch, Wolfgang Kopitzsch, Hans-Dieter Loose, Angelika Schaser, Axel Schildt und Barbara Vogel. Aktueller Vorsitzender ist Rainer Nicolaysen. Stellvertretender Vorsitzender ist Dirk Brietzke. Zum Vorstand gehört u.a. Kirsten Heinsohn, die als Schriftführerin fungiert.

Der Verein gibt die Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte und das Mitgliedermagazin „Tiedenkieker – Hamburgische Geschichtsblätter“ heraus. Zur Geschichte des Vereins selbst sind im Laufe der Zeit verschiedene Beiträge und Darstellungen erschienen.[4]

Arbeitsgruppen

Bibliotheksausschuss Die Bibliothek des Vereins umfasst mehr als 10.000 Bände zur Geschichte Hamburgs, seiner Stadtteile und Nachbarregionen sowie der Hanse. Der Bibliotheksausschuss 
hat die Aufgabe, die Bibliothek zu verwalten, neue Bücher aufzunehmen, zu katalogisieren und zu signieren, die Bestände zu ordnen, über Neubeschaffungen 
zu entscheiden, Zuwendungen (z.B. aus Haushaltsauflösungen) entgegenzunehmen, beschädigte Bücher instand zu setzen. Mit einer Reihe hamburgischer und außerhamburgischer Einrichtungen bestehen Tauschpartnerschaften zum Austausch von Neuerscheinungen. Die zahlreich anfallenden Dubletten aus Zuwendungen werden den Vereinsmitgliedern in einem Bücherflohmarkt angeboten. Der Bestand der Vereinsbibliothek ist bisher noch nicht im Verbundkatalog der Hamburger Bibliotheken erfasst. Die Bücher können vor Ort in den Vereinsräumen im Staatsarchiv eingesehen und ausgeliehen werden.

Arbeitskreis Erinnerung Seit 2007 treffen sich Mitglieder des VHG, um über ihre persönlichen Erinnerungen zu verschiedenen Themen 
zu berichten, zu diskutieren und sie aufzuschreiben. Bisher sind aus der Arbeit des Arbeitskreises vier Bände entstanden, die über den Verein oder den Buchhandel zu beziehen sind.

Ausschuss für historische Ausflüge Der Ausschuss für historische Ausflüge pflegt das Wissen um die hamburgische Geschichte und deren Erforschung in ein- oder mehrtägigen Ausflügen und Rundgängen. Diese Touren oder Reisen werden jeweils von zwei Mitgliedern des Ausschusses vorbereitet und geleitet und je nach Thema von sachkundigen Experten ergänzt und unterstützt.

Literatur

  • Peter Gabrielsson: „... anstelle einer Historischen Kommission“. Zum Zusammenwirken von Staatsarchiv und Verein für Hamburgische Geschichte. In: Hans W. Eckardt (Hrsg.): Zwischen Verwaltung und Wissenschaft. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des Staatsarchivs Hamburg (= Beiträge zur Geschichte Hamburgs. Band 26). Hamburg 1985, ISBN 3-923356-08-0, S. 23–35.
  • Joist Grolle, Ina Lorenz: Der Ausschluss der jüdischen Mitglieder aus dem Verein für Hamburgische Geschichte. Ein lange beschwiegenes Kapitel der NS-Zeit. (Mit biografischem Anhang). In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte Bd. 93 (2007), S. 1–145. (online)
  • Joist Grolle, Matthias Schmoock (Hrsg.): Spätes Gedenken. Ein Geschichtsverein erinnert sich seiner ausgeschlossenen jüdischen Mitglieder (= Hamburgische Lebensbilder Band 21). Ed. Temmen, Bremen 2009, ISBN 3-8378-2000-9.
  • Renate Hauschild-Thiessen: 150 Jahre Verein für Hamburgische Geschichte. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte Bd. 76 (1990), S. 1–11.
  • Sebastian Husen: Vaterstädtische Geschichte im republikanischen Stadtstaat. Studien zur Entwicklung des Vereins für Hamburgische Geschichte (1839–1914) (= Veröffentlichungen des Vereins für Hamburgische Geschichte. Band 45). Hamburg 1999, ISBN 3-923356-89-7.
  • Hans-Dieter Loose: Kontinuität und Wandel. Die letzten 50 Jahre des Vereins für Hamburgische Geschichte. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte Bd. 74/75 (1989), S. 1–21.

Anmerkungen

  1. Joist Grolle, Matthias Schmoock (Hrsg.): Spätes Gedenken. Ein Geschichtsverein erinnert sich seiner ausgeschlossenen jüdischen Mitglieder. Bremen 2009, S. 9.
  2. Siehe Kurt Detlev Möller: Das letzte Kapitel. Geschichte der Kapitulation Hamburgs. Von der Hamburger Katastrophe des Jahres 1943 bis zur Übergabe der Stadt am 3. Mai 1945. Hamburg 1947.
  3. Peter Reichel, Harald Schmid: Von der Katastrophe zum Stolperstein. Hamburg und Nationalsozialismus nach 1949. München u.a. 2005, S. 38.
  4. Zu den Darstellungen zur Geschichte des Vereins siehe die Vereinsseite