Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus

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Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus
Systematik
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Überfamilie: Glattnasenartige (Vespertilionoidea)
Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)
Unterfamilie: Eigentliche Glattnasen (Vespertilioninae)
Gattung: Zwergfledermäuse (Pipistrellus)
Art: Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus
Wissenschaftlicher Name
Pipistrellus murrayi
Andrews, 1900

Die Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus (Pipistrellus murrayi) ist eine möglicherweise ausgestorbene Fledermausart aus der Gattung der Zwergfledermäuse (Pipistrellus). Sie ist oder war auf der australischen Weihnachtsinsel endemisch. Der wissenschaftliche Artname wurde zu Ehren des britischen Ozeanographen John Murray (1841–1914) gewählt.

Merkmale

Die Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus erreichte eine Kopf-Rumpf-Länge von 34 bis 40 mm, eine Schwanzlänge von 29 bis 31 mm, eine Ohrenlänge von 8,5 bis 11 mm, eine Hinterfußlänge von 6 bis 8 mm, eine Unterarmlänge von 29,8 bis 32,6 mm und ein Gewicht von 2,6 bis 4,6 g. Das weiche Rückenfell war dunkelbraun mit gelblichen Haarspitzen. Das Bauchfell war etwas heller.

Lebensweise

Die Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus war gewöhnlich nacht- und dämmerungsaktiv, jedoch gab es auch Beobachtungen von Individuen, die bereits nachmittags umher flogen. Sie ernährte sich überwiegend von kleinen Insekten, darunter Nachtfalter, Käfer, Ameisen und Wespen, die sie im Flug erbeutete. Die Schlafplätze befanden sich unter der losen Rinde, insbesondere von abgestorbenen Bäumen, in kleinen Höhlungen und Ritzen in Baumstämmen und Ästen, oder im dichten Laub von Palmen, Epiphyten oder Schraubenbäumen. Ende Dezember kam ein Jungtier zur Welt, das etwa vier Wochen gesäugt wurde. Zur Wurfzeit bildeten die Weibchen gemeinsame Wochenstubenkolonien mit mehr als 50 Individuen. Weihnachtsinsel-Zwergfledermäuse hatten ihre Schlafplätze im Regenwald und gingen in verschiedenen Lebensraumtypen auf Nahrungssuche, wobei vermutlich Waldränder und freies Gelände bevorzugt wurden.

Status

Bei ihrer Entdeckung im Jahr 1888 war die Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus noch häufig und weit verbreitet. Auch bei der ersten offiziellen Zählung Mitte der 1980er Jahre war die Art noch häufig. Ab 1994 begann jedoch ein rapider Bestandsrückgang, der in den folgenden zwölf Jahren auf über 80 Prozent beziffert wurde. Das Verbreitungsgebiet, der einst auf der gesamten Weihnachtsinsel vorkommenden Art, war ab 2006 nur noch auf den äußersten Westen beschränkt. Bei einer Neubewertung des Bestandes wurden im Januar 2009 weniger als 20 Exemplare geschätzt, basierend auf einer Kolonie mit vier adulten Weibchen und auf möglicherweise unentdeckte Schlafplätze. Das Verhalten der Weibchen ließ die Vermutung zu, dass sie Junge hatten. Drei Jahre zuvor befanden sich in derselben Kolonie 54 Exemplare. Im Sommer 2009 war der Versuch, einige Tiere für ein Erhaltungszuchtprogramm einzufangen, fehlgeschlagen. Am 26. August 2009 wurde die letzte Echoortung eines Exemplars verzeichnet, das einen Tag später nicht mehr aufgefunden werden konnte. Auch nachfolgende Suchen nach vermeintlich überlebenden Exemplaren blieben ergebnislos. Im Mai 2012 wurde die Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus von der australischen Regierung offiziell für ausgestorben erklärt. Die Gründe für das Aussterben der Art sind bis heute unklar. Vermutlich haben mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle gespielt, darunter Bedrohungen durch die Kapuzen-Wolfszahnnatter, durch die Gelbe Spinnerameise, durch Ratten sowie durch den Riesen-Hundertfüßer Scolopendra morsitans.

Systematik

Die Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus galt zeitweise als Unterart der Weißflügelfledermaus (Pipistrellus tenuis). 2009 konnte jedoch anhand einer genetischen Studie bestätigt werden, dass Pipistrellus murrayi eine eigenständige Art repräsentiert.[1]

Einzelnachweise

  1. K. M. Helgen, K. N. Armstrong, J. Guzinski, R. A. How, S. C. Donnellan: Taxonomic status of the Christmas Island pipistrelle, Pipistrellis murrayi Andrews, 1900, as assessed by morphometric and molecular investigations of Indo-Australian Pipistrellus. Commonwealth Department of the Environment, Water, Heritage and the Arts, Canberra, 2009.

Literatur

  • Steve van Dyck, Ronald Strahan (Hrsg.): The Mammals of Australia. 3. Auflage. 2008, New Holland Press, ISBN 978-1-877069-25-3., S. 547–549.
  • Tara G. Martin, Simon Nally, Andrew A. Burbidge, Sophie Arnall, Stephen T. Garnett, Matt W. Hayward, Linda F. Lumsden, Peter Menkhorst, Eve McDonald-Madden, Hugh P. Possingham: Acting fast helps avoid extinction. In: Conservation Letters. 2012.
  • Andrew Burbidge, John Woinarski, Peter Harrison: The Action Plan for Australian Mammals 2012. Csiro Publishing, 2014, ISBN 978-0-643-10873-8.

Weblinks