Yubitsume

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Yubitsume (jap. 指詰め, dt. „Fingerverkürzung“) beschreibt ein Ritual in der japanischen Kultur, welches zum Zwecke der Abbitte und Wiedergutmachung gegenüber jemandem, der vom Ausführenden beleidigt wurde, vollzogen wird. Dabei handelt es sich um die feierliche Selbstamputation des kleinen Fingers. Yubitsume findet mehr oder weniger ausschließlich in den Kreisen der Yakuza statt.

Herkunft

Man ist der Meinung, dass das Yubitsume auf die Gesellschaft der Bakuto, einer Art Vorgängerorganisation der Yakuza, zurückzuführen ist. Wenn dort eine Person ihre Spielschuld nicht begleichen konnte, dann wurde der Verlust des kleinen Fingers als gleichwertiger Ersatz betrachtet.[1]

Der Grund hierfür ist in der japanischen Schwertkunst zu finden, da dort der kleine Finger für den festen Griff am Schwertheft sorgt - jemand ohne ihn wäre nicht mehr in der Lage gewesen, sein Schwert ordnungsgemäß zu greifen und somit im Kampf benachteiligt und mehr auf den Schutz eines Höheren angewiesen.

Durchführung

Um Yubitsume zu vollstrecken, wird der eigene (meistens linke) kleine Finger mit der Handflächenseite nach unten auf ein sauberes Tuch gelegt. Nun wird vom Besitzer selbst mit einem scharfen Messer, beispielsweise einem Tantō, der Finger abgehackt, wobei der Schnitt je nach Ausmaß der Beleidigung entweder bereits direkt oberhalb des Fingerknöchels gemacht wird oder nur das vorderste Fingerglied alleine amputiert wird. Anschließend wird der abgetrennte Teil in das Tuch gewickelt und mit gebührender Ehrfurcht an den Anführer (Oyabun) des Betroffenen überreicht.

Bei späteren Beleidigungen und Vergehen wird das nächste Fingerglied amputiert; sollte der kleine Finger auf einer Hand bereits vollständig fehlen, würde man mit dem kleinen Finger der anderen Hand fortfahren. Manchmal wird einem ehemaligen Yakuza bei Austritt Yubitsume vorgeschrieben; viele Mitglieder (ob aktiv oder nicht mehr) tragen daher Fingerprothesen, um in der Gesellschaft nicht sofort öffentlich geächtet zu werden.

Yubitsume in der Populärkultur

  • Yubitsume wird oftmals in japanischen Yakuza-eiga (Yakuza-Filmen) vollzogen.
  • In westlichen Filmen wie zum Beispiel The Yakuza von 1975 oder Black Rain von 1989 wird das Ritual ebenfalls gezeigt.
  • Im Film Ichi the Killer von 2001 wird vom Charakter Kakihara ein Stück seiner Zunge abgeschnitten, nachdem ihm sein Boss mitteilt, dass ein Finger alleine nicht ausreichend ist, seine Verbrechen zu sühnen. Der Film Oldboy von 2003 enthält eine ähnliche Szene.
  • Der Roman Kamikaze von Michael Slade schildert ebenfalls wiederholt Yubitsume als Bestrafung für Verfehlungen gegenüber dem Kumicho (ein "Pate" der lokalen Yakuza).
  • Ebenso wird im Roman Neuromancer von William Gibson auf das Ritual angespielt.

Einzelnachweise

  1. Kaplan, D.; Dubro, A: "Yakuza", Seite 14, in der University of California Press, 2003.