Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel

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Der amtierende Patriarch Bartholomeos I. (seit Oktober 1991)

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel (Vorlage:ELSneu) hat eine Doppelrolle innerhalb der orthodoxen Kirche: Zum einen ist er das Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Konstantinopel, zum anderen steht er den Bischöfen der gesamten orthodoxen Christenheit als „primus inter pares“ vor. Sein Amtssitz liegt im Phanar in Istanbul. Laut türkischem Recht muss der Patriarch türkischer Staatsbürger sein (einzige Ausnahme nach 1923: Athinagoras; 1948-72). Sein offizieller Titel ist Erzbischof des Neuen Roms Konstantinopel und Oekumenischer Patriarch (Vorlage:ELSneu).

Seit 1991 hat das Amt Seine Allheiligkeit Bartholomeos I. inne.

Oberhaupt der Kirche von Konstantinopel

Der Patriarch ist das Oberhaupt der autokephalen Kirche von Konstantinopel. In spirituellen Angelegenheiten hat er ferner Weisungsrechte innerhalb der autonomen griechischen Mönchsrepublik Athos.

Als Ehren-Oberhaupt der gesamten orthodoxen Christenheit

Wie der Bischof von Rom sich in der Nachfolge des Apostels Petrus versteht, so der Bischof von Konstantinopel in der des Apostels Andreas, der als erster Bischof dieser Stadt verehrt wird. Seit dem Zweiten Ökumenischen Konzil (Konstantinopel 381) steht der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel vor den Patriarchaten Alexandrien, Antiochien und Jerusalem, hat also den 1. Patriarchenstuhl der orthodoxen Christenheit inne. Seitdem 1589 vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel der Metropolit von Moskau den Patriarchentitel verliehen bekam, gibt es einen 5. Patriarchenstuhl (Moskau und ganz Russland). Damit ist der Ökumenische Patriarch unter den Patriarchen Erster unter Gleichen der gesamten orthodoxen Christenheit. Dies kommt zum Ausdruck durch den Titel ökumenisch (was hier keine interkonfessionelle sondern eine intrakonfessionelle Bedeutung hat).

Der Ökumenische Patriarch koordiniert die Zusammenarbeit der orthodoxen Kirchen, er beruft die Panorthodoxen Konferenzen ein und führt den ökumenischen Dialog. Anders als der Papst in der katholischen Kirche hat dieser jedoch keine Weisungsbefugnisse gegenüber den anderen autokephalen Kirchen und setzt dort auch keine Bischöfe ein.

Die türkische Regierung erkennt den Patriarchen nur in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der griechischen Orthodoxie in der Türkei an, nicht jedoch als Ehrenoberhaupt der Orthodoxie.

Sukzession

Wegen der geringen Zahl in der Türkei verbliebener Orthodoxer ist die Wahl eines qualifizierten Kirchenoberhaupts zunehmend schwierig. Erschwerend kommt hinzu, dass die Ausbildung von Priestern zurzeit in der Türkei vom Staat verboten wird. Das einzige verbliebene griechisch-orthodoxe Priesterseminar in der Türkei auf der Prinzeninsel Heybelıada (griech. Halki) im Marmarameer wurde 1971, als die Türkei alle privaten Hochschulen verstaatlichte, vom Staat geschlossen. Der Grund war, dass die türkische Regierung eine formelle Anbindung des Priesterseminars an die religiöse Fakultät der Universität von Istanbul verlangte, das Patriarchat aber auf Unabhängigkeit bestand. Eine Wiedereröffnung wurde von der türkischen Regierung immer wieder zugesagt, dies wurde jedoch bis heute nicht in die Tat umgesetzt. Priester und Theologen sind daher darauf angewiesen, im Ausland zu studieren.

Siehe auch

Literatur

  • Samim Akgönül: Le Patriarcat grec orthodoxe: de l'isolement à l'internationalisation de 1923 à nos jours. Institut français d'études anatoliennes / Maisonneuve & Larose, Paris 2004, ISBN 2-7068-1807-7
  • Lina Murr Nehmé: 1453: Mohamet II impose le Schisme Orthodoxe. François-Xavier de Guibert, Paris 2003, ISBN 2-86839-816-2
  • Alban Doudele: Les Orthodoxes grecs. Brepols (coll. Fils d'Abraham), Brüssel 1996, ISBN 2-503-50467-1
  • Jean-Pierre Valognes: Vie et mort des Chrétiens d'Orient. Fayard, Paris 1994, ISBN 2-213-03064-2

Weblinks