Überlebensrate
Die Überlebensrate ist ein Begriff aus der Epidemiologie und gibt die Wahrscheinlichkeit an, einen definierten Zeitraum ab Diagnosestellung zu überleben.[1] Sie dient zur Einschätzung der Prognose einer Erkrankung. Bei der Jahresüberlebensrate muss es sich nicht um den Zeitraum bis zum Tod der Patienten handeln (z. B. bei Krebs), sondern sie kann sich auch auf den Ausfall mechanischer Systeme (z. B. künstliche Herzklappen, Endoprothesen oder Zahnersatz) sowie Organersatz beziehen. Wenn im Folgenden von Krebs die Rede ist, lassen sich alle Überlegungen jedoch auch auf den Ausfall mechanischer Systeme übertragen. Die Angabe der Jahres-Überlebensrate ist ein statistischer Wert und erfolgt in Prozent. Es wird zwischen der absoluten und relativen Überlebensrate unterschieden. Der komplementäre Wert zur Überlebensrate ist die Mortalität.
Absolute Überlebensrate
Art | Inzidenz | 5a-Überlebensrate | ||
---|---|---|---|---|
♀ | ♂ | aktuell | 1980er | |
Insgesamt | 318 | 433 | ♀:61–62; ♂:54–57 | ♀:50–53; ♂:38–40 |
Krebs bei Kindern | 159 | ca. 83 | ca. 67 | |
Mundhöhlen- und Rachenkrebs | 5 | 16 | ♀:50–63; ♂:36–45 | |
Speiseröhrenkrebs | 2 | 8 | ♀:15–20; ♂:11–22 | <10 |
Magenkrebs | 10 | 20 | ca. 30 | |
Darmkrebs | 45 | 67 | 53–63 | ca. 50 |
Pankreaskrebs | 9 | 12 | ♀:3–8; ♂:5–7 | |
Kehlkopfkrebs | 1 | 7 | ♂:58–70 | |
Lungenkrebs | 24 | 61 | ♀:13–19; ♂:13–17 | |
Malignes Melanom | 16 | 15 | ♀: ≥90; ♂:ca. 85 | |
Brustkrebs der Frau | 102 | 83–87 | ||
Gebärmutterhalskrebs | 11 | 63–71 | ||
Gebärmutterkörperkrebs | 18 | 75–83 | ||
Eierstockkrebs | 16 | 35–49 | ||
Prostatakrebs | 110 | 83–94 | ||
Hodenkrebs | 12 | 95 | ||
Niere und ableitende Harnwege | 10 | 19 | 65–75 | ca. 50 |
Harnblasenkrebs | 11 | 36 | ♀:ca. 70; ♂:ca. 75 | |
Krebs im Nervensystem | 6 | 8 | 34–38; älter 65: 5–7 | |
Schilddrüsenkrebs | 8 | 3 | ♀:ca. 90; ♂:77–87 | ♀:ca. 77; ♂:ca. 67 |
Morbus Hodgkin | 2 | 3 | 75–90 | |
Non-Hodgkin-Lymphome | 10 | 13 | ♀:56–69; ♂:45–62 | |
Leukämien | 7 | 10 | 35–50 |
Die absolute Überlebensrate beschreibt den Anteil von Patienten, die nach einer bestimmten Zeit noch leben. Sie ergibt sich also aus den direkt beobachteten Fällen von Patienten, die innerhalb des Zeitraums gestorben sind. Es kann aus der Inzidenz und der absoluten Überlebensrate auf die Prävalenz einer Krankheit in einer definierten Bevölkerung geschlossen werden. Die absolute Überlebensrate kann Werte zwischen 0 und 100 % annehmen. Hierbei bedeutet 0 %, dass nach der Diagnosestellung innerhalb eines bestimmten Zeitraumes kein Patient mehr am Leben ist. Die absolute Überlebensrate ist der komplementäre Wert zur Letalität (Ü = 100 % – L).
Fünfjahresüberlebensrate
Man bezeichnet damit den Anteil der Patienten mit einer bestimmten Krankheit, die fünf Jahre, nachdem die Krankheit erkannt wurde, noch am Leben sind. Eine Fünfjahresüberlebensrate von beispielsweise 80 % heißt, dass von 100 Patienten nach fünf Jahren noch 80 Patienten leben. Der Begriff wird insbesondere in der Onkologie benutzt.
In der Onkologie Die Fünfjahresüberlebensrate ist stark von der Art der Krebserkrankung abhängig. So lag die relative Fünfjahresüberlebensrate im Zeitraum 2007–2008 für Bauchspeicheldrüsenkrebs bei sieben bis acht Prozent[3], für Lungenkrebs zwischen 15 % und 19 %[4], dagegen für das maligne Melanom der Haut, den Hodenkrebs und mittlerweile auch den Prostatakrebs bei über 90 Prozent.[5]
Abweichend davon wird bei einigen Krebserkrankungen, wie beispielsweise dem Brustkrebs, ergänzend auch die Zehnjahresüberlebensrate betrachtet, weil bei diesen Erkrankungen auch nach einem mehrjährigen tumorfreien Verlauf noch Rezidive der Krankheit auftreten können.
Relative Überlebensrate
Die relative Überlebensrate setzt das Überleben Erkrankter in Relation zum Überleben der allgemeinen Bevölkerung, welches anhand von Sterbetafeln entsprechend der Alters- und Geschlechtsstruktur geschätzt wird. Die absolute Überlebensrate dient als Bindeglied zwischen Inzidenz und Prävalenz. Eine relative Überlebensrate von 100 % bedeutet, dass die Sterblichkeit unter den Erkrankten genauso hoch ist wie die Sterblichkeit der allgemeinen Bevölkerung gleichen Alters.
Basierend auf dem Krebsregister des Saarlandes ergab sich bezogen auf den Zeitraum von 1998 bis 2002 für alle Krebsarten eine relative Fünfjahresüberlebensrate von etwa 55 %.[6]
Mittleres Überleben
Unter dem Begriff Mittleres Überleben versteht man in der Regel den Medianwert der Überlebenszeiten. Damit ist also jene Zeit gemeint, innerhalb der die Hälfte der Patienten nach Diagnosestellung verstorben ist.
Siehe auch
Quellen und Weblinks
- Überlebensraten beim Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD)
- Patientenleitfaden Nierenkrebs (PDF-Datei; 663 kB)
- Gondos et al. Cancer survival in Germany and the United States at the beginning of the 21st century: an up-to-date comparison by period analysis. Int J Cancer. 2007 PMID 17372898
Einzelnachweise
- ↑ Elisa T. Lee, John Wenyu Wang: Statistical Methods for Survival Data Analysis In: Wiley Series in Probability and Statistics. 4. Auflage, John Wiley & Sons, 2013. ISBN 978-1-118-59305-9. Kapitel 2: Functions of Survival Time.
- ↑ Krebs in Deutschland 2005/2006 − Häufigkeiten und Trends. (PDF; 2,3 MB) Eine gemeinsame Veröffentlichung des Robert-Koch-Instituts und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V., abgerufen am 31. Oktober 2010.
- ↑ Zentrum für Krebsregisterdaten: Bauchspeicheldrüsenkrebs
- ↑ Zentrum für Krebsregisterdaten: Lungenkrebs
- ↑ Zentrum für Krebsregisterdaten: Krebs gesamt
- ↑ Brenner et al. Verbesserte Langzeitüberlebensraten von Krebspatienten: Die unterschätzten Fortschritte der Onkologie Dtsch Arztebl 2005; 102(39): A-2628 / B-2220 / C-2096