„Lebenszeichen (Mahnmal)“ – Versionsunterschied

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'''Lebenszeichen''' ist der Name eines Mahnmals für die Opfer des nationalsozialistischen Tötungsprogramms
'''Lebenszeichen''' ist der Name eines [[Inklusion (Soziologie)|inklusiven]] Kunstprojekts zum Thema [[Euthanasie]]. Das Projekt wurde 2019 von der Künstlerin Pauline Ullrich am Standort Schwäbisch-Gmünd fertiggestellt. Das geschaffene Objekt nimmt Bezug auf die nationalsozialistische [[Aktion T4]] zur planwirtschaftlichen Ermordung von Menschen mit Behinderung oder Erkrankung.
[[Aktion T4]] zur Ermordung von Menschen mit Behinderung und
Erkrankung. Das Mahnmal wurde 2019 von der Grafikerin und Kunsttherapeutin Pauline Ullrich, Ansbach
konzipiert und im Rahmen eines inklusiven Kunstworkshops am Standort [[Schwäbisch Gmünd]] umgesetzt.
Initiiert und beauftragt wurde das Mahnmal vom Amt für Jugend und Familie der Stadt Schwäbisch Gmünd,
finanziert wurde das Projekt von der [[Aktion Mensch]] im Rahmen der Initiative Kommune Inklusiv.
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== Geschichtlicher Hintergrund ==
== Geschichtlicher Hintergrund ==
Ab 1939 wurden Heil- und Pflegeanstalten durch des Reichsministeriums des Innern aufgefordert,
1939 wurden Heil- und Pflegeanstalten aufgefordert, Meldebögen zur Benennung bestimmter Patienten auszufüllen und auf diesen detaillierte Angaben zu Krankheit und Arbeitsfähigkeit zu vermerken. Kopien dieser Meldebögen wurden an jeweils drei von 40 staatlich bestellten Gutachter überstellt, die aufgrund der darauf vermerkten Kurzbeschreibungen eine Beurteilung vornahmen. Die Gutachter signalisierten ihre Entscheidung in einem schwarz umrandeten Kasten auf die Meldebogenkopie mit einem roten „+“ für „Töten“ und einem blauen „–“ für „Weiterleben“. Gegebenenfalls konnten sie auch ein „?“ eintragen falls sie zu keiner eindeutigen Entscheidung kamen. Anschließend wurden diese Bögen einem der Obergutachter ([[Werner Heyde]], [[Herbert Linden]] und [[Paul Nitsche|Hermann Paul Nitsche]]) vorgelegt, der ein viertes „+“ oder „–“ hinzufügte. Einer der wenigen Bögen, die erhalten geblieben sind, ist der der Patientin Klara Sara aus Wien – hier sind vier rote „+“ zu finden.
Meldebögen zur Benennung ihrer Patienten auszufüllen und auf diesen Angaben zu Krankheit und
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Gutachter überstellt, die aufgrund der darauf vermerkten Kurzbeschreibungen eine Beurteilung bezüglich
Arbeitsfähigkeit und Heilungsaussichten vornahmen.
Die Gutachter signalisierten ihre Entscheidung in einem schwarz umrandeten Kasten auf der
Meldebogenkopie mit einem roten „+“ für „Töten“ und einem blauen „–“ für „Weiterleben“. Gegebenenfalls
konnten sie auch ein „?“ eintragen falls sie zu keiner eindeutigen Entscheidung kamen.
Anschließend wurden diese Bögen einem der Obergutachter ([[Werner Heyde]], [[Herbert Linden]] und [[Paul Nitsche|Hermann Paul Nitsche]]) vorgelegt, der ein viertes „+“ oder „–“ hinzufügte. Bei Begutachtung als „unbrauchbar“ durch 4 „+“
wurden die Patienten an Tötungsanstalten transportiert und dort ermordet.
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– hier sind vier rote „+“ zu finden.<ref>{{Webarchiv | url=https://training.ehri-project.eu/sites/training.ehri-project.eu/files/Meldebogen_Klara_B._R_179_18427.pdf | wayback=20190518091237 | text=''Meldebogen Klara Sara B. bei der European Holocaust Research Infrastructure'' | format=PDF; 2.9&nbsp;MB}}</ref>


== Das Kunstobjekt „Lebenszeichen“ ==
== Das Mahnmal „Lebenszeichen“ ==
Die Basis der „Lebenszeichen“ bildet eine Baustahlmatte in den Maßen ca. 150 cm h x 200 cm b. Diese Matte ist rundum mit einer schwarzen Leiste eingefasst um den Kasten zu zitieren, der auf den Meldebögen für die Zeichen und Unterschriften vorgesehen war. Auf den Rahmen sind Holzkreuze angebracht, die der Form nach den Originalkreuzen auf dem Meldebogen der Klara Sara entsprechen.


Die Basis der „Lebenszeichen“ bildet eine Holzverbundplatte in den Maßen ca. 150cm h X 200cm b. Die
Die Kreuze wurden im Verlauf eines Workshops von Menschen mit Behinderungen mit Acrylfarben – und stiften gestaltet und beschriftet. Zur Ideenfindung dienten Schlüsselfragen wie: „Was macht den Wert eines Menschen / eines Lebens aus?“
Platte ist rundum mit einem schwarzen Metallrahmen eingefasst um den Kasten zu zitieren, der auf den

Meldebögen für die Zeichen und Unterschriften vorgesehen war. Auf den Rahmen sind Holzkreuze
Die Teilnehmer widmen die ehemaligen „Todeszeichen“ in „Lebenszeichen“ um und widerlegen allein schon durch ihr gestalterisch- künstlerisches Tun das damalige Tötungsargument der „Unbrauchbarkeit“.
angebracht, die der Form nach den Originalkreuzen auf dem Meldebogen der Klara Sara entsprechen.
Die Kreuze wurden im Verlauf eines inklusiven Wochenend-Workshops unter Leitung von Pauline Ullrich,
Ansbach von Menschen mit und ohne Behinderungen mit Acrylfarben– und stiften frei gestaltet und
beschriftet. Zur Ideenfindung dienten Schlüsselfragen wie: „Was macht den Wert eines Menschen / eines
Lebens aus?“
Die Teilnehmer des Workshops widmeten die ehemaligen „Todeszeichen“ in „Lebenszeichen“ um und
widerlegten allein schon durch ihr gestalterisch- künstlerisches Tun das damalige Tötungsargument der
„Unbrauchbarkeit“.


== Standort ==
== Standort ==
Das Mahnmal wurde am 25.April 2019 unter Beteiligung des 1. Bürgermeisters Dr. Joachim Bläse enthüllt
Das Konstobjekt steht in [[Schwäbisch Gmünd]].
und steht in der Grabenallee in Schwäbisch Gmünd.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 18. Mai 2019, 14:08 Uhr

Lebenszeichen ist der Name eines Mahnmals für die Opfer des nationalsozialistischen Tötungsprogramms Aktion T4 zur Ermordung von Menschen mit Behinderung und Erkrankung. Das Mahnmal wurde 2019 von der Grafikerin und Kunsttherapeutin Pauline Ullrich, Ansbach konzipiert und im Rahmen eines inklusiven Kunstworkshops am Standort Schwäbisch Gmünd umgesetzt. Initiiert und beauftragt wurde das Mahnmal vom Amt für Jugend und Familie der Stadt Schwäbisch Gmünd, finanziert wurde das Projekt von der Aktion Mensch im Rahmen der Initiative Kommune Inklusiv. [1]

Geschichtlicher Hintergrund

Ab 1939 wurden Heil- und Pflegeanstalten durch des Reichsministeriums des Innern aufgefordert, Meldebögen zur Benennung ihrer Patienten auszufüllen und auf diesen Angaben zu Krankheit und Arbeitsfähigkeit zu vermerken. Kopien dieser Meldebögen wurden an jeweils drei von 40 staatlich bestellten Gutachter überstellt, die aufgrund der darauf vermerkten Kurzbeschreibungen eine Beurteilung bezüglich Arbeitsfähigkeit und Heilungsaussichten vornahmen. Die Gutachter signalisierten ihre Entscheidung in einem schwarz umrandeten Kasten auf der Meldebogenkopie mit einem roten „+“ für „Töten“ und einem blauen „–“ für „Weiterleben“. Gegebenenfalls konnten sie auch ein „?“ eintragen falls sie zu keiner eindeutigen Entscheidung kamen. Anschließend wurden diese Bögen einem der Obergutachter (Werner Heyde, Herbert Linden und Hermann Paul Nitsche) vorgelegt, der ein viertes „+“ oder „–“ hinzufügte. Bei Begutachtung als „unbrauchbar“ durch 4 „+“ wurden die Patienten an Tötungsanstalten transportiert und dort ermordet. Einer der wenigen ausgefüllten Bögen, die erhalten geblieben sind, ist der der Patientin Klara Sara aus Wien – hier sind vier rote „+“ zu finden.[2]

Das Mahnmal „Lebenszeichen“

Die Basis der „Lebenszeichen“ bildet eine Holzverbundplatte in den Maßen ca. 150cm h X 200cm b. Die Platte ist rundum mit einem schwarzen Metallrahmen eingefasst um den Kasten zu zitieren, der auf den Meldebögen für die Zeichen und Unterschriften vorgesehen war. Auf den Rahmen sind Holzkreuze angebracht, die der Form nach den Originalkreuzen auf dem Meldebogen der Klara Sara entsprechen. Die Kreuze wurden im Verlauf eines inklusiven Wochenend-Workshops unter Leitung von Pauline Ullrich, Ansbach von Menschen mit und ohne Behinderungen mit Acrylfarben– und stiften frei gestaltet und beschriftet. Zur Ideenfindung dienten Schlüsselfragen wie: „Was macht den Wert eines Menschen / eines Lebens aus?“ Die Teilnehmer des Workshops widmeten die ehemaligen „Todeszeichen“ in „Lebenszeichen“ um und widerlegten allein schon durch ihr gestalterisch- künstlerisches Tun das damalige Tötungsargument der „Unbrauchbarkeit“.

Standort

Das Mahnmal wurde am 25.April 2019 unter Beteiligung des 1. Bürgermeisters Dr. Joachim Bläse enthüllt und steht in der Grabenallee in Schwäbisch Gmünd.

Einzelnachweise

  1. https://www.aktion-mensch.de/kommune-inklusiv
  2. Meldebogen Klara Sara B. bei der European Holocaust Research Infrastructure (Memento vom 18. Mai 2019 im Internet Archive; PDF; 2.9 MB)