„Weltfinanzkrise 2007–2008“ – Versionsunterschied

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Da überwiegend [[Hedge-Fonds]] (so z. B. zwei der Investmentbank [[Bear Stearns]]) in die Erstverlusttranchen (First Loss Pieces) der strukturierten Anleihen investierten, kam es bei diesen zu erheblichen Verlusten. Bei deutlichen Verlusten des zugrunde liegenden Forderungpools sind bei diesen Anleihen aber auch nach und nach die darüber liegenden Tranchen mit besserem Rating betroffen.
Da überwiegend [[Hedge-Fonds]] (so z. B. zwei der Investmentbank [[Bear Stearns]]) in die Erstverlusttranchen (First Loss Pieces) der strukturierten Anleihen investierten, kam es bei diesen zu erheblichen Verlusten. Bei deutlichen Verlusten des zugrunde liegenden Forderungpools sind bei diesen Anleihen aber auch nach und nach die darüber liegenden Tranchen mit besserem Rating betroffen.

Aber auch Investmentbanken selbst sind betroffen. So mußte allein [[Merril Lynch]] 8,4 Milliarden Dollar an Krediten abschreiben.<ref>
http://www.spiegel.de/international/0,1518,513748,00.html</ref>


Dies führte am Kapitalmarkt zu einer schlagartigen Abnahme der Risikobereitschaft privater und institutioneller Anleger. Diese zogen nun in kurzer Zeit erhebliche Beträge aus dem Kapitalmarkt ab (z. B. durch Rückgabe von Fondsanteilen) oder hielten sich mit neuen Investments in risikoreiche oder auch nur möglicherweise risikoreiche Anlagen zurück. Der durch die Krise ausgelöste hohe Liquiditätsbedarf spiegelte sich am [[Geldmarkt]] durch einen Anstieg der Geldmarktzinsen wieder. Am Geldmarkt beschaffen sich große Akteure wie Banken und Großunternehmen kurzfristige Liquidität beispielsweise durch [[Geldmarktkredit]]e.
Dies führte am Kapitalmarkt zu einer schlagartigen Abnahme der Risikobereitschaft privater und institutioneller Anleger. Diese zogen nun in kurzer Zeit erhebliche Beträge aus dem Kapitalmarkt ab (z. B. durch Rückgabe von Fondsanteilen) oder hielten sich mit neuen Investments in risikoreiche oder auch nur möglicherweise risikoreiche Anlagen zurück. Der durch die Krise ausgelöste hohe Liquiditätsbedarf spiegelte sich am [[Geldmarkt]] durch einen Anstieg der Geldmarktzinsen wieder. Am Geldmarkt beschaffen sich große Akteure wie Banken und Großunternehmen kurzfristige Liquidität beispielsweise durch [[Geldmarktkredit]]e.

Version vom 29. Oktober 2007, 03:01 Uhr

Kunden der wegen der Subprime-Krise in Not geratenen englischen Bank Northern Rock stehen Schlange, um ihre Guthaben abzuheben

Zur sog. Subprime-Krise kam es im Sommer 2007, nachdem die bis dato steigenden Immobilienpreise in den USA stagnierten beziehungsweise fielen und gleichzeitig immer mehr Kreditnehmer ihre Kreditraten nicht mehr bedienen konnten.

Im Frühjahr 2007 erreichten in den USA die Zahlungsausfälle auf diese Kredite den höchsten Stand der letzten Jahre, verursacht durch kontinuierliche Zinserhöhungen bei gleichzeitig stetigem Verfall der Immobilienpreise in den USA. Große Baufinanzierer, die sich gerade auf diese Kredite spezialisiert hatten, mussten Gläubigerschutz beantragen.

Weiterreichende Auswirkungen ergeben sich dadurch, dass die Subprime-Kredite über strukturierte Anlageformen im Kapitalmarkt refinanziert wurden. Nicht nur Wertpapiere wie ABS und CDOs, sondern auch die über Conduits begebenen ABCPs enthielten diese Subprime-Kredite und fanden damit Einzug in die Portfolios professioneller Anleger. Diese Wertpapiere wurden in zinsschwachen Zeiten nicht nur von risikoorientierten Hedgefonds, sondern auch von Banken und Publikumsfonds im hohen Maße am Markt gekauft.

Da überwiegend Hedge-Fonds (so z. B. zwei der Investmentbank Bear Stearns) in die Erstverlusttranchen (First Loss Pieces) der strukturierten Anleihen investierten, kam es bei diesen zu erheblichen Verlusten. Bei deutlichen Verlusten des zugrunde liegenden Forderungpools sind bei diesen Anleihen aber auch nach und nach die darüber liegenden Tranchen mit besserem Rating betroffen.

Aber auch Investmentbanken selbst sind betroffen. So mußte allein Merril Lynch 8,4 Milliarden Dollar an Krediten abschreiben.[1]

Dies führte am Kapitalmarkt zu einer schlagartigen Abnahme der Risikobereitschaft privater und institutioneller Anleger. Diese zogen nun in kurzer Zeit erhebliche Beträge aus dem Kapitalmarkt ab (z. B. durch Rückgabe von Fondsanteilen) oder hielten sich mit neuen Investments in risikoreiche oder auch nur möglicherweise risikoreiche Anlagen zurück. Der durch die Krise ausgelöste hohe Liquiditätsbedarf spiegelte sich am Geldmarkt durch einen Anstieg der Geldmarktzinsen wieder. Am Geldmarkt beschaffen sich große Akteure wie Banken und Großunternehmen kurzfristige Liquidität beispielsweise durch Geldmarktkredite. Die steigenden Geldmarktzinsen und die Risikobereitschaftsabnahme der Investoren brachte die Refinanzierung von den von Banken gesponsorten Conduits und Struktierte Investments durch Asset-backed Commercial Papers zum Stillstand. Investoren waren aus Unsicherheit über die den Investmenvehikel zugrunde liegenden Vermögensgegenständen nicht mehr bereit ABCP jedweder Art zu kaufen. Dies führte dazu, dass Banken, welche meist zu 100% diese Investmenvehikel sponsorten, Liquidität für diese bereitstellen mussten. Daraufhin waren Banken auch untereinander nicht mehr bereit, die vorher im großen Maße ausgereichten Liquiditätslinien an andere Banken zu verlängern, beziehungsweise neu auszureichen. Hierdurch haben sich wiederum die Zentralbanken wichtiger Wirtschaftsnationen veranlasst gesehen, dem Geldmarkt kurzfristig Liquidität in einem hohen dreistelligen Milliardenbetrag zur Verfügung zu stellen, um zu verhindern, dass die Subprime-Krise eine allgemeine Kreditkrise auslöst und auf die Konjunktur schlägt. Allein die EZB hatte in wenigen Tagen über 200 Milliarden Euro durch sogenannte Schnelltender zur Verfügung gestellt.[2]

Von der Subprime-Krise im Sommer 2007 betroffene deutsche Banken

Die Subprime-Krise in den USA und die plötzliche Illiquidität der ABCP-Papiere und ABS-Anleihen brachten im Jahre 2007 die beiden Bankhäuser IKB Deutsche Industriebank und Sachsen LB in existenzbedrohende Krisen, da sie ihre angekauften Forderungen nicht mehr im Geldmarkt refinanzieren konnten.[3][4]

Großbritannien: Der Fall Northern Rocks

Die durch die Subprime-Krise ausgelöste Vertrauenskrise unter den Banken führte dazu, dass sich die große britische Hypothekenbank Northern Rock nicht mehr bei anderen Banken refinanzieren konnte. Dies führte dazu, dass die Einlagen-Kunden der Bank das Vertrauen in die Sicherheit ihrer Einlagen verloren und im September 2007 in wenigen Tagen 3 Milliarden Pfund (4,35 Milliarden Euro) abzogen.[5] Die Bilder von vor den Bankfilialen Schlange stehenden Kunden weckte Erinnerungen an Bilder, die während der Weltwirtschaftskriese entstanden. Für Beruhigung sorgte erst eine staatliche Garantie der Einlagen.[6]

Fußnoten

  1. http://www.spiegel.de/international/0,1518,513748,00.html
  2. Chronik eines Flächenbrandes, auf www.handelsblatt.com (Handelsblatt) vom 28. August 2007.
  3. IKB-Krise verschärft sich, auf www.sueddeutsche.de (Süddeutsche Zeitung) vom 11. August 2007.
  4. Unternehmen droht Kreditklemme, auf www.handelsblatt.com (Handelsblatt) vom 20. August 2007.
  5. http://www.welt.de/finanzen/article1192739/Anleger_erleichtert__Bankkunden_zweifeln.html
  6. [http://www.welt.de/finanzen/article1191234/Deutschland_fuerchtet_eine_Bankenkrise.html