„Weltfinanzkrise 2007–2008“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 13: Zeile 13:


Bei vielen Menschen führte auch ein Jobverlust, z.B. eines Partners, oder Krankheit zu Scheitern der Finanzierung. War es in der Zeit steigender Immobilienpreise möglich in einer solchen Situation das Haus zu verkaufen und sich so sofort zu entschulden, so führten die sinkenden Preise in einer solchen Situation nun zum Ruin.
Bei vielen Menschen führte auch ein Jobverlust, z.B. eines Partners, oder Krankheit zu Scheitern der Finanzierung. War es in der Zeit steigender Immobilienpreise möglich in einer solchen Situation das Haus zu verkaufen und sich so sofort zu entschulden, so führten die sinkenden Preise in einer solchen Situation nun zum Ruin.

Die steigenden Zinsen und die Berichte über die Immobilienblase, also die Tatsache, dass die Hauspreise durch Spekulation auf weitere Wertsteigerungen überhöht waren, hatten schon im Vorfeld dazu geführt, dass die soliden Kreditnehmer vorsichtig wurden und ein Aufrechterhalten der hohen Kreditvergabe nur durch Ausweichen auf schlechtere Schuldner möglich war. So stieg der Anteil der Subprime-Kredite von 8,5% des gesamten Hypothekenkreditvolumens der USA im Jahr 2003 auf 20% des gesamten Hypothekenkreditvolumens in den Jahren 2005 und 2006.<ref>http://www.spiegel.de/international/0,1518,513748,00.html</ref>


==Folgewirkungen==
==Folgewirkungen==

Version vom 29. Oktober 2007, 05:01 Uhr

Kunden der wegen der Subprime-Krise in Not geratenen englischen Bank Northern Rock stehen Schlange, um ihre Guthaben abzuheben

Zur sog. Subprime-Krise kam es im Sommer 2007, nachdem die bis dato steigenden Immobilienpreise in den USA stagnierten beziehungsweise fielen und gleichzeitig immer mehr Kreditnehmer ihre Kreditraten nicht mehr bedienen konnten.

Davon waren zunächst in erster Linie sogenante Subprime-Kredite, also schlecht besicherte Kredite betroffen.

Viele dieser Kredite sind so strukturiert, dass sie eine gewisse Zeit, z.B. zwei Jahre, mit einem günstigen Zins laufen, dann aber ein höherer Zinssatz, der fast immer auch variabel ist, zu zahlen ist. Oft können die Schuldner diesen höheren Zinsatz nicht mehr bezahlen. Da das Ende der steigenden Preise es ihnen unmöglich macht einen höheren Kredit aufzunehmen oder das Haus an den nächsten Schuldner zu verkaufen, kam es vielfach zu Ausfällen.

Gerade die Refinanzierung solcher Kredite durch den lukrativen unmittelbaren Weiterverkauf der Kreditforderungen hatte zuletzt vielfach dazu geführt, dass die kreditgebenden Banken sich wenig Gedanken machten, ob die Schuldner die Kreditrückzahlung auch wirklich durchhalten können. So wurde bei der Kreditvergabe teilweise, um die Provisionen einzustreichen, die Kreditwürdigkeit der Kunden nicht ernsthaft oder gar nicht geprüft.

Im Frühjahr 2007 erreichten in den USA die Zahlungsausfälle auf diese Kredite den höchsten Stand der letzten Jahre, verursacht durch kontinuierliche Zinserhöhungen bei gleichzeitig stetigem Verfall der Immobilienpreise in den USA. Große Baufinanzierer, die sich gerade auf diese Kredite spezialisiert hatten, mussten Gläubigerschutz beantragen.

Neben den Schuldnern, die von vorneherein den in der zweiten Phase vieler Kredite höheren Zinsen nicht gewachsen waren, traf es auch Schuldner, die sich in normalen Krediten bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit verschuldet hatten, aber keine Einkommensreserven hatten um auch höhere Zinsen ihrer Darlehen mit variablen Zinssatz tragen zu können.

Bei vielen Menschen führte auch ein Jobverlust, z.B. eines Partners, oder Krankheit zu Scheitern der Finanzierung. War es in der Zeit steigender Immobilienpreise möglich in einer solchen Situation das Haus zu verkaufen und sich so sofort zu entschulden, so führten die sinkenden Preise in einer solchen Situation nun zum Ruin.

Die steigenden Zinsen und die Berichte über die Immobilienblase, also die Tatsache, dass die Hauspreise durch Spekulation auf weitere Wertsteigerungen überhöht waren, hatten schon im Vorfeld dazu geführt, dass die soliden Kreditnehmer vorsichtig wurden und ein Aufrechterhalten der hohen Kreditvergabe nur durch Ausweichen auf schlechtere Schuldner möglich war. So stieg der Anteil der Subprime-Kredite von 8,5% des gesamten Hypothekenkreditvolumens der USA im Jahr 2003 auf 20% des gesamten Hypothekenkreditvolumens in den Jahren 2005 und 2006.[1]

Folgewirkungen

Weiterreichende Auswirkungen ergeben sich dadurch, dass die Subprime-Kredite über strukturierte Anlageformen im Kapitalmarkt refinanziert wurden. Die Hauskredite, das heißt die Rückzahlungs- und Zinszahlungsansprüche gegen die Schuldner wurden als Wertpapiere verbrieft und als reines Forderungsbesichertes Wertpapier verkauft oder mit anderen Schulden, wie Kreditkartenschulden und Konsumkreditschulden, zu sogenannten Collateralised debt obligations gemischt und ebenfalls an Banken und Fonds als Anlage verkauft.

Diese Papiere waren, da ihnen ja langfristige Rückzahlungs- und Zinsverpflichtungen zugrunde lagen ebenfalls langfristig. Nun gründeten viele Banken sogenannte Zweckgesellschaften, bezeichnet oft als Conduits, und kauften solche verbrieften fremden Immobilienkredite oder verbrieften gemischten Kredite auf. Sie finanzierten diese Käufe aber indem sie ihrerseites kurzfristige oder mittelfristige Schuldapiere, sogenannte Asset-backed Commercial Papers, verkauften, die wiederum besichert waren mit den langfristigen selbst erworbenen Papieren. Aufkäufer waren vielfach Fonds, Versicherungen und manchmal andere Banken. Unter den Fonds waren nicht nur von risikoorientierten Hedgefonds, sondern auch Publikumsfonds. Viele der Asset-backed Commercial Paper hatten nur Laufzeiten von 60 oder 90 Tagen.

Da die Aufkäufer der Sicherheit der aufgekauften Asset-backed Commercial Paper nicht komplett vertrauten, forderten sie von den Zweckgesellschaften Sicherheiten. Diese wurden da die Zweckgesellschaften selbst kein Eigenkapital besaßen, überwiegend durch Kreditlinien oder Garantien der Banken gewährleistet, die die Zweckgesellschaften gegründet hatten. Teilweise wurden gegen Gebühr auch Kreditlinien von anderen Banken als den Gründern einer Zweckgesellschaft gestellt.

Obwohl die Banken damit

  • zu einen die Gefahr für die Sicherheit der ursprünglichen Kredite, darunter der Subprime-Kredite, trugen,
  • zum anderen die Gefahr bestand, dass sie beim Auslaufen der kurzfristigen Asset-backed Commercial Papers keine neuen Kunden für eine Neuausgabe zu finden, sie also die alten kurzfristigen Kredite zurückzahlen müssen, aber neue nicht aufnehmen können,
  • die Garantien also zu hohen Zahlungen führen konnten, wurden diese Garantien und Kreditlinien nicht in die Bilanzen der Banken eingestellt. Dabei nutzen die Banken die Vorschrift aus, dass unterjährige Kreditlinien nicht in die Bilanz eingestellt werden müssen. Den Käufern der Asset-backed Commercial Paper mit einer Laufzeit von 90 Tagen reichte aber eine Garantie von 90 Tagen natürlich völlig aus.

Da überwiegend Hedge-Fonds (so z. B. zwei der Investmentbank Bear Stearns) in die Erstverlusttranchen (First Loss Pieces) der strukturierten Anleihen investierten, kam es bei diesen zu erheblichen Verlusten sowie einigen Pleiten. Bei deutlichen Verlusten des zugrunde liegenden Forderungpools sind bei diesen Anleihen aber auch nach und nach die darüber liegenden Tranchen mit besserem Rating betroffen.

Aber auch Investmentbanken selbst sind betroffen. So mußte allein Merrill Lynch 8,4 Milliarden Dollar an Krediten abschreiben.[2]

Dies führte am Kapitalmarkt zu einer schlagartigen Abnahme der Risikobereitschaft privater und institutioneller Anleger. Diese zogen nun in kurzer Zeit erhebliche Beträge aus dem Kapitalmarkt ab (z. B. durch Rückgabe von Fondsanteilen) oder hielten sich mit neuen Investments in risikoreiche oder auch nur möglicherweise risikoreiche Anlagen zurück. Der durch die Krise ausgelöste hohe Liquiditätsbedarf spiegelte sich am Geldmarkt durch einen Anstieg der Geldmarktzinsen wieder. Am Geldmarkt beschaffen sich große Akteure wie Banken und Großunternehmen kurzfristige Liquidität beispielsweise durch Geldmarktkredite.

Die steigenden Geldmarktzinsen und die Risikobereitschaftsabnahme der Investoren brachte die Refinanzierung von den von Banken gesponsorten Conduits und Struktierte Investments durch Asset-backed Commercial Papers zum Stillstand. Investoren waren aus Unsicherheit über die den Investmenvehikel zugrunde liegenden Vermögensgegenständen nicht mehr bereit ABCP jedweder Art zu kaufen. Dies führte dazu, dass Banken, welche meist zu 100% diese Investmenvehikel sponsorten, Liquidität für diese bereitstellen mussten.

Daraufhin waren Banken auch untereinander nicht mehr bereit, die vorher im großen Maße ausgereichten Liquiditätslinien an andere Banken zu verlängern, beziehungsweise neu auszureichen.

So war die Deutsche Bank z.B. nicht bereit der IKB einen Kredit zu geben, als deren Conduit Rhineland-Funding keine neuen Käufer für ihre kurzfristigen Asset-backed Commercial Papers mehr fand.

Hierdurch haben sich wiederum die Zentralbanken wichtiger Wirtschaftsnationen veranlasst gesehen, dem Geldmarkt kurzfristig Liquidität in einem hohen dreistelligen Milliardenbetrag zur Verfügung zu stellen, um zu verhindern, dass die Subprime-Krise eine allgemeine Kreditkrise auslöst und auf die Konjunktur schlägt. Allein die EZB hatte in wenigen Tagen über 200 Milliarden Euro durch sogenannte Schnelltender zur Verfügung gestellt.[3]

Von der Subprime-Krise im Sommer 2007 betroffene deutsche Banken

Die Subprime-Krise in den USA und die plötzliche Illiquidität der ABCP-Papiere und ABS-Anleihen brachten im Jahre 2007 die beiden Bankhäuser IKB Deutsche Industriebank und Sachsen LB in existenzbedrohende Krisen, da sie ihre angekauften Forderungen nicht mehr im Geldmarkt refinanzieren konnten.[4][5]

Schweiz

Im Sommer 2007 mußte Schweizer Großbank UBS ihren hauseigenen Hedge-Fonds Dillon Read schließen, der sich mit US-Hypothekenpapieren 150 Mio. Franken verspekuliert hatte. Im Juli trennte sich UBS dann von ihren Vorstandsvorsitzenden Peter Wuffli.[6]

Großbritannien: Der Fall Northern Rocks

Die durch die Subprime-Krise ausgelöste Vertrauenskrise unter den Banken führte dazu, dass sich die große britische Hypothekenbank Northern Rock nicht mehr bei anderen Banken refinanzieren konnte. Dies führte dazu, dass die Einlagen-Kunden der Bank das Vertrauen in die Sicherheit ihrer Einlagen verloren und im September 2007 in wenigen Tagen 3 Milliarden Pfund (4,35 Milliarden Euro) abzogen.[7] Die Bilder von vor den Bankfilialen Schlange stehenden Kunden weckte Erinnerungen an Bilder, die während der Weltwirtschaftskriese entstanden. Für Beruhigung sorgte erst eine staatliche Garantie der Einlagen.[8]

Die britische Bank HSBC schrieb 880 Millionen US-Dollar für schlecht gesicherte Hypothekenkredite ab.[9]

Fußnoten

  1. http://www.spiegel.de/international/0,1518,513748,00.html
  2. http://www.spiegel.de/international/0,1518,513748,00.html
  3. Chronik eines Flächenbrandes, auf www.handelsblatt.com (Handelsblatt) vom 28. August 2007.
  4. IKB-Krise verschärft sich, auf www.sueddeutsche.de (Süddeutsche Zeitung) vom 11. August 2007.
  5. Unternehmen droht Kreditklemme, auf www.handelsblatt.com (Handelsblatt) vom 20. August 2007.
  6. http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Stan%20O%20Neal%20Wall%20Street/271490.html
  7. http://www.welt.de/finanzen/article1192739/Anleger_erleichtert__Bankkunden_zweifeln.html
  8. [http://www.welt.de/finanzen/article1191234/Deutschland_fuerchtet_eine_Bankenkrise.html
  9. http://www.finanztreff.de/ftreff/kurse_einzelkurs_news,b,2,id,27416635,l,276,n,Deutsche%20Bank,popup,0,r,20,s,514000,seite,kurse,sektion,nachrichten.html