„Ägyptisches Museum der Universität Leipzig“ – Versionsunterschied

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Das '''Ägyptische Museum der Universität Leipzig''' ist ein [[Ägyptologie|ägyptologisches]] Museum in [[Leipzig]]. Die dort befindliche Sammlung umfasst Fundstücke aus mehreren Jahrtausenden, von der [[Altsteinzeit]] und den vordynastischen Kulturen [[Ägypten]]s über alle Perioden des pharaonischen Ägypten (Frühzeit, [[Altes Reich (Ägypten)|Altes Reich]], [[Mittleres Reich (Ägypten)|Mittleres Reich]], [[Neues Reich]], [[Spätzeit (Ägypten)|Spätzeit]]) bis hin zur [[Griechisch-römische Zeit|griechisch-römischen]] und der frühen islamischen Zeit ([[Fatimiden]]dynastie).
Das '''Ägyptische Museum der Universität Leipzig''' umfasst eine Sammlung Fundstücke aus mehreren Jahrtausenden, von der [[Altsteinzeit]] und den vordynastischen Kulturen [[Ägypten]]s über alle Perioden des pharaonischen Ägypten (Frühzeit, [[Altes Reich (Ägypten)|Altes Reich]], [[Mittleres Reich (Ägypten)|Mittleres Reich]], [[Neues Reich]], [[Spätzeit (Ägypten)|Spätzeit]]) bis hin zur [[Griechisch-römische Zeit|griechisch-römischen]] und der frühen islamischen Zeit ([[Fatimiden]]dynastie)


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Mit einem Glücksfall beginnt die Geschichte des Leipziger Museums.[[Gustav Seyffarth]] (1796-1885)kaufte 1840 in Triest einen mumiengestaltigen Sarg für 289 Taler. Dieser Sarg sollte der Grundstock des späteren Ägyptischen Museums werden und gehört bis heute zu dessen Glanzstücken. Seyffarth der Professor für Archäologie an der Universität Leipzig war, gehörte zu den Schülern von [[A.W. Spohn]] (1792-1824) und wurde bald von der glühenden Leidenschaft Spohn´s für Ägypten und dessen Sprache angesteckt. Spohn beschäftigte sich neben [[Jean-Francois Champollion]](1790-1832) und [[Thomas Young]](1773-1829) mit der Entzifferung der Hieroglyphen,jedoch führte sein früher Tod dazu, dass kaum etwas von seinen Forschungsergebnissen veröffentlicht wurde. Seyffarth versuchte nach Spohns Tod dessen Werk zu Ende zu bringen, scheiterte jedoch. 1855 endete Seyffarths Leipziger Amtszeit mit seiner vorzeitigen Emeritierung. Er wanderte in die Vereinigten Staaten aus, starb dort 1885 hochbetagt und ziemlich vereinsamt.
1840 kaufte die [[Universität Leipzig]] auf Veranlassung von [[Gustav Seyffarth]], Professor der [[Archäologie]], und mit Geld des sächsischen Kultusministeriums für 289 Taler einen [[Sarkophag]], der zunächst in der [[Antikenmuseum der Universität Leipzig|Antikensammlung]] untergebracht wurde, die bis dahin nur Werke griechischer und römischer Kunst beinhaltete. 1870 wurde an der Universität ein [[Lehrstuhl]] für Ägyptologie eingerichtet. Bis 1874 hatte sich der Bestand an ägyptischen Objekten so vergrößert, dass ein eigener „Aegyptologischer Apparat“ als selbständige Einrichtung ins Leben gerufen wurde. Durch [[Georg Steindorff]]s Grabungen und Käufe in Ägypten wurde die Sammlung Anfang 20. Jahrhunderts zu einem richtigen Museum erweitert.
Die nächste Etappe in der Geschichte der Leipziger Sammlung setzte nach fünfzehnjähriger Unterbrechung 1870 mit der Einrichtung eines Lehrstuhl für Ägyptologie durch [[Georg Ebers]] (1837-1898) ein. Den Schüler von [[Richard Lepsius]] (1810-1884) stand der Aufbau der Ägyptologie als akademische Disziplin d.h als Lehrbetrieb im Zentrum seines Interesses. Diesen wollte er aber nicht auf die Weitergabe von Buchwissen beschränken, sondern seinen Schülern:

'''„mit Vorzeigung von bildlichen und plastischen Nachbildungen wichtiger Monumente“''' illustrieren.

Ebers gelang es, eine repräsentative Auswahl von Gipsabgüssen berühmter Skulpturen und eine kleine Anzahl von Originalen trotz geringem Etats zu kaufen. Papierabklatsche von Reliefs und Inschriften fertigte er auf seinen Reisen selber an. 1873 entdeckte er den berühmten medizinischen Papyrus des Neuen Reichs, welchem er seinen Namen gegeben gab und den er der Leipziger Universitätsbibliothek übergab.Unter Ebers, wie auch unter Seyffarth, war es meist sonntags der Öffentlichkeit möglich die kleine Sammlung zu besuchen. Neben einer großen Anzahl seiner vielgelesenen populärenwissenschaftlichen Bücher verfasste Ebers auch Romane, u.a : „Eine ägyptische Königstochter“ (1864) und „Uarda“(1876), welche dabei halfen, ein lebendiges Bild Ägyptens für eine breite Öffentlichkeit nachzuzeichnen. 1889 ließ sich Ebers, wie sein Vorgänger, vorfristig in den Ruhestand versetzt, verließ Leipzig und setzte sich in Tutzing am Starnberger See zu Ruhe, wo er auch 1898 verstarb.
Als Nachfolger Ebers wird – nach erneuter Unterbrechung – 1893 [[Georg Steindorff]] ( 1861 – 1951) an die Universität berufen. Unter ihm sollte die Leipziger Sammlung ihr wesentliche Prägung erhalten. G. Steindorff war ein Schüler [[Adolf Ermans]] (1854 - 1937) und hatte unter dessen Leitung als Direktoralassistent am Ägyptischen Museum in Berlin gearbeitet. Seine Erfahrung nutzend wandte er viel Kraft, Phantasie und Organisationstalent dafür auf, die kleine Lehrsammlung zu einem veritablen Museum auszubauen. Während seiner zahlreichen Ägyptenreisen erwarb er verschiedene Gegenstände des Haus – und Grabgebrauchs und kleinere Kunstwerke um den Fundus des Museums zu vergrößern. Zudem gelang es ihm im großen Stil Sponsoren zu mobilisieren; Vordynastische Keramik wurde mehrfach von dem '''Egypt Exploration Fund''' in London gestiftet, sowie durch die Grabung der '''Berliner Deutschen Orient- Gesellschaft''' in Abusir, die die komplette Grabausstattung des Totenpriesters '''Herischef – Hotep''' an Steindorff übergab. Durch private Spende wurden auch die Grabungen 1903, 1905, 1906, 1909 und 1910 finanziert. Diese erweiterten die Sammlung um zahlreiche Fragmente von Königsplastiken und prachtvolle Steingefäße, die Ausgrabungen von 1912, 1914 und 1930/31 um Keramik und andere Fundstücke der unternubischen [[Aniba]]- und [[Kermakultur]]. Der erste Weltkrieg bedeutete eine tiefe Zäsur für alle, die mit der Erforschung Ägyptens vor Ort beschäftigt waren. Durch den Krieg hatten viele Gönner ihr privates Vermögen verloren und es war schwer, Geld für weitere Grabungskampagnen zu erhalten. Steindorff ließ sich dadurch jedoch nicht entmutigen und durch zahlreiche Kontakte zu ausländischen Kollegen gelang es ihm, in dieser Zeit zahlreiche Neuerwerbungen zu beschaffen. Am '''21.05.1916''' wurde das Ägyptische Museum im Anbau am Johanneum der Universität neueröffnet. In den nächsten Jahren lehrte, forschte und reiste G. Steindorff und vergrößerte die Sammlung immer mehr. Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland wurde Steindorff, aufgrund seiner jüdischen Herkunft, mehr und mehr behindert. Seine Emeritierung wäre eigentlich Ende März 1931 fällig gewesen, wurde aber wegen Schwierigkeiten, einen neuen Nachfolger zu finden, zunächst um zwei Jahre und 1932 und 1933 jeweils um ein weiteres Jahr verschoben, bis sie Ende März 1934 endgültig in Kraft trat. In letzter Minute gelang es ihm im März 1939 mit seiner Familie in die USA auszuwandern, wo er 1951, nahezu neunzigjährig, in Kalifornien starb. Steindorff gebührt der große Verdienst innerhalb von zwanzig Jahren die bedeutendste ägyptische Universitätssammlung auf deutschen Boden aufgebaut zuhaben, zugleich wohl auch eine der bedeutendsten im europäischen Raum.
Steindorffs Nachfolger [[Walther Wolff]] (1900 – 1973) war als Privatdozent am Institut und Museum tätig. 1939 wird Wolff zur Wehrmacht eingezogen. Nach Kriegsende kehrte er, wohl aufgrund seiner akuten Verwicklung in das NS- System, nicht mehr nach Leipzig zurück. Er wurde 1949 zunächst Gastprofessor und von 1959 an ordentlicher Professor für Ägyptologie in Münster. Er veranlasste die Auslagerung von Teilen der Sammlung.
Die Durchführung der Auslagerung fiel [[Siegfried Morenz]](1914-1970) zu. Er studierte [[Theologie]] und [[Ägyptologie]] an der Universität. Als wissenschaftliche Hilfskraft „auf Kriegszeit“ verpackte er im Frühjahr 1943 alles was wertvoll und transportabel war in Kisten, die in zwei Orten der sächsischen Provinz untergebracht wurden. Der Rest, vor allem die ortsgebundenen Gipsabgüsse und bedeutende Reliefs des Alten Reichs und meroitische Grabreliefs, blieben im Museum und wurde während des großen Bombenangriff vom 04.12.1943 zerstört. Nur wenige Reste konnten aus den Trümmern geborgen werden.
Auch die Etappe des Wiederaufbaus der Leipziger Ägyptologie ist mit dem Namen Siegfried Morenz verbunden. Zuerst als Assistent und Dozent, später als Ordinarius und Institutsdirektor sorgt er für eine neue Unterkunft im Erdgeschoss des Universitätsgebäudes Schillerstraße 6. In dessen Kellern hatte weiterer ausgelagerter Museumsbesitz die Angriffe überstanden. Dort gelang es ihm 1951 mit einem Teil der sicher gestellten und von inzwischen zurückgekehrten Originale eine kleine Ausstellung aufzubauen.

'''„Wir haben nicht mehr alles, aber wir haben noch vieles, und nicht weniges davon ist gut.“'''

(Fazit Morenz, das er über die Rückführung der Gegenstände vor der Sächsischen Akademie der Wissenschaft zog)

Nach Morenz plötzlichem Tod 1970 bestand die Gefahr, das der Museumsbestand auf andere Institute aufgeteilt wird. Morenz zurückgebliebene Mitarbeiterschaft setzte sich jedoch für den Bestand der Sammlung ein. Durch verschiedene Studioausstellungen in Leipzig und Sonderausstellung in Sachsen und Thüringen schaffte es die Gruppe innerhalb von kurzer Zeit zu zeigen, dass das Museum unentbehrlich ist und eine Dauerausstellung in der Schillerstraße 6 am 12.05.1976 zu eröffnen. Die Wiedereröffnung war nicht nur das Ende einer Arbeitsetappe, sondern bildetet zugleich den Auftakt einer Neuen. Jetzt ging es darum, das Erreichte zu festigen und auszubauen. Mit [[Elke Blumenthal] (*1938) und ihren Mitarbeitern gelang nicht nur dieses, sondern auch, dass das das Institut gefördert und stabilisiert wurde. Seit 1999 führt [[Hans-Werner Fischer-Elfert]] (*1954) das [http://Ägyptologische%20Institut Ägyptologische Institut] und das Museum.


Im Zweiten Weltkrieg wurden bei einem Bombenangriff das Institut und damit Teile der Sammlung zerstört. Einiges war allerdings auch ausgelagert worden und z. T. in sowjetischen Besitz gelangt und kam ab 1951 Stück für Stück wieder nach Leipzig zurück (siehe dazu auch den Lebenslauf des Ägyptologen [[Siegfried Morenz]]). 1976 konnte das Ägyptische Museum der Universität Leipzig wieder eröffnet werden. Seither arbeitet man insbesondere an der [[Restaurierung]] und Dokumentation der vorhandenen Stücke und konnte auch einige Neuerwerbungen machen.


== Kontakt ==
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Seit Juni 2010 ist das Museum im [[Krochhochhaus]] am [[Augustusplatz (Leipzig)|Augustusplatz]] untergebracht, wo erstmals die komplette Sammlung präsentiert werden kann. Zuvor befand es sich interimistisch in der Burgstr. 21, 04109 Leipzig, wo nur eine stark reduzierte Ausstellungsfläche zur Verfügung stand. Geöffnet ist das Museum dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 13 Uhr.
Seit Juni 2010 ist das Museum im Krochhochhaus am Augustusplatz untergebracht. Hier kann erstmals die komplette Sammlung zusammenhängend präsentiert werden. Zuvor befand es sich interimistisch in der Burgstr. 21, wo nur eine stark reduzierte Ausstellungsfläche zur Verfügung stand. Geöffnet ist das Museum '''dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 13 Uhr'''.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 8. Februar 2011, 14:01 Uhr

Das Krochhochhaus, neuer Standort des Museums
Ehemaliger Standort in der Burgstraße 21

Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig umfasst eine Sammlung Fundstücke aus mehreren Jahrtausenden, von der Altsteinzeit und den vordynastischen Kulturen Ägyptens über alle Perioden des pharaonischen Ägypten (Frühzeit, Altes Reich, Mittleres Reich, Neues Reich, Spätzeit) bis hin zur griechisch-römischen und der frühen islamischen Zeit (Fatimidendynastie)

Geschichte

Mit einem Glücksfall beginnt die Geschichte des Leipziger Museums.Gustav Seyffarth (1796-1885)kaufte 1840 in Triest einen mumiengestaltigen Sarg für 289 Taler. Dieser Sarg sollte der Grundstock des späteren Ägyptischen Museums werden und gehört bis heute zu dessen Glanzstücken. Seyffarth der Professor für Archäologie an der Universität Leipzig war, gehörte zu den Schülern von A.W. Spohn (1792-1824) und wurde bald von der glühenden Leidenschaft Spohn´s für Ägypten und dessen Sprache angesteckt. Spohn beschäftigte sich neben Jean-Francois Champollion(1790-1832) und Thomas Young(1773-1829) mit der Entzifferung der Hieroglyphen,jedoch führte sein früher Tod dazu, dass kaum etwas von seinen Forschungsergebnissen veröffentlicht wurde. Seyffarth versuchte nach Spohns Tod dessen Werk zu Ende zu bringen, scheiterte jedoch. 1855 endete Seyffarths Leipziger Amtszeit mit seiner vorzeitigen Emeritierung. Er wanderte in die Vereinigten Staaten aus, starb dort 1885 hochbetagt und ziemlich vereinsamt. Die nächste Etappe in der Geschichte der Leipziger Sammlung setzte nach fünfzehnjähriger Unterbrechung 1870 mit der Einrichtung eines Lehrstuhl für Ägyptologie durch Georg Ebers (1837-1898) ein. Den Schüler von Richard Lepsius (1810-1884) stand der Aufbau der Ägyptologie als akademische Disziplin d.h als Lehrbetrieb im Zentrum seines Interesses. Diesen wollte er aber nicht auf die Weitergabe von Buchwissen beschränken, sondern seinen Schülern:

„mit Vorzeigung von bildlichen und plastischen Nachbildungen wichtiger Monumente“ illustrieren.

Ebers gelang es, eine repräsentative Auswahl von Gipsabgüssen berühmter Skulpturen und eine kleine Anzahl von Originalen trotz geringem Etats zu kaufen. Papierabklatsche von Reliefs und Inschriften fertigte er auf seinen Reisen selber an. 1873 entdeckte er den berühmten medizinischen Papyrus des Neuen Reichs, welchem er seinen Namen gegeben gab und den er der Leipziger Universitätsbibliothek übergab.Unter Ebers, wie auch unter Seyffarth, war es meist sonntags der Öffentlichkeit möglich die kleine Sammlung zu besuchen. Neben einer großen Anzahl seiner vielgelesenen populärenwissenschaftlichen Bücher verfasste Ebers auch Romane, u.a : „Eine ägyptische Königstochter“ (1864) und „Uarda“(1876), welche dabei halfen, ein lebendiges Bild Ägyptens für eine breite Öffentlichkeit nachzuzeichnen. 1889 ließ sich Ebers, wie sein Vorgänger, vorfristig in den Ruhestand versetzt, verließ Leipzig und setzte sich in Tutzing am Starnberger See zu Ruhe, wo er auch 1898 verstarb. Als Nachfolger Ebers wird – nach erneuter Unterbrechung – 1893 Georg Steindorff ( 1861 – 1951) an die Universität berufen. Unter ihm sollte die Leipziger Sammlung ihr wesentliche Prägung erhalten. G. Steindorff war ein Schüler Adolf Ermans (1854 - 1937) und hatte unter dessen Leitung als Direktoralassistent am Ägyptischen Museum in Berlin gearbeitet. Seine Erfahrung nutzend wandte er viel Kraft, Phantasie und Organisationstalent dafür auf, die kleine Lehrsammlung zu einem veritablen Museum auszubauen. Während seiner zahlreichen Ägyptenreisen erwarb er verschiedene Gegenstände des Haus – und Grabgebrauchs und kleinere Kunstwerke um den Fundus des Museums zu vergrößern. Zudem gelang es ihm im großen Stil Sponsoren zu mobilisieren; Vordynastische Keramik wurde mehrfach von dem Egypt Exploration Fund in London gestiftet, sowie durch die Grabung der Berliner Deutschen Orient- Gesellschaft in Abusir, die die komplette Grabausstattung des Totenpriesters Herischef – Hotep an Steindorff übergab. Durch private Spende wurden auch die Grabungen 1903, 1905, 1906, 1909 und 1910 finanziert. Diese erweiterten die Sammlung um zahlreiche Fragmente von Königsplastiken und prachtvolle Steingefäße, die Ausgrabungen von 1912, 1914 und 1930/31 um Keramik und andere Fundstücke der unternubischen Aniba- und Kermakultur. Der erste Weltkrieg bedeutete eine tiefe Zäsur für alle, die mit der Erforschung Ägyptens vor Ort beschäftigt waren. Durch den Krieg hatten viele Gönner ihr privates Vermögen verloren und es war schwer, Geld für weitere Grabungskampagnen zu erhalten. Steindorff ließ sich dadurch jedoch nicht entmutigen und durch zahlreiche Kontakte zu ausländischen Kollegen gelang es ihm, in dieser Zeit zahlreiche Neuerwerbungen zu beschaffen. Am 21.05.1916 wurde das Ägyptische Museum im Anbau am Johanneum der Universität neueröffnet. In den nächsten Jahren lehrte, forschte und reiste G. Steindorff und vergrößerte die Sammlung immer mehr. Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland wurde Steindorff, aufgrund seiner jüdischen Herkunft, mehr und mehr behindert. Seine Emeritierung wäre eigentlich Ende März 1931 fällig gewesen, wurde aber wegen Schwierigkeiten, einen neuen Nachfolger zu finden, zunächst um zwei Jahre und 1932 und 1933 jeweils um ein weiteres Jahr verschoben, bis sie Ende März 1934 endgültig in Kraft trat. In letzter Minute gelang es ihm im März 1939 mit seiner Familie in die USA auszuwandern, wo er 1951, nahezu neunzigjährig, in Kalifornien starb. Steindorff gebührt der große Verdienst innerhalb von zwanzig Jahren die bedeutendste ägyptische Universitätssammlung auf deutschen Boden aufgebaut zuhaben, zugleich wohl auch eine der bedeutendsten im europäischen Raum. Steindorffs Nachfolger Walther Wolff (1900 – 1973) war als Privatdozent am Institut und Museum tätig. 1939 wird Wolff zur Wehrmacht eingezogen. Nach Kriegsende kehrte er, wohl aufgrund seiner akuten Verwicklung in das NS- System, nicht mehr nach Leipzig zurück. Er wurde 1949 zunächst Gastprofessor und von 1959 an ordentlicher Professor für Ägyptologie in Münster. Er veranlasste die Auslagerung von Teilen der Sammlung. Die Durchführung der Auslagerung fiel Siegfried Morenz(1914-1970) zu. Er studierte Theologie und Ägyptologie an der Universität. Als wissenschaftliche Hilfskraft „auf Kriegszeit“ verpackte er im Frühjahr 1943 alles was wertvoll und transportabel war in Kisten, die in zwei Orten der sächsischen Provinz untergebracht wurden. Der Rest, vor allem die ortsgebundenen Gipsabgüsse und bedeutende Reliefs des Alten Reichs und meroitische Grabreliefs, blieben im Museum und wurde während des großen Bombenangriff vom 04.12.1943 zerstört. Nur wenige Reste konnten aus den Trümmern geborgen werden. Auch die Etappe des Wiederaufbaus der Leipziger Ägyptologie ist mit dem Namen Siegfried Morenz verbunden. Zuerst als Assistent und Dozent, später als Ordinarius und Institutsdirektor sorgt er für eine neue Unterkunft im Erdgeschoss des Universitätsgebäudes Schillerstraße 6. In dessen Kellern hatte weiterer ausgelagerter Museumsbesitz die Angriffe überstanden. Dort gelang es ihm 1951 mit einem Teil der sicher gestellten und von inzwischen zurückgekehrten Originale eine kleine Ausstellung aufzubauen.

„Wir haben nicht mehr alles, aber wir haben noch vieles, und nicht weniges davon ist gut.“

(Fazit Morenz, das er über die Rückführung der Gegenstände vor der Sächsischen Akademie der Wissenschaft zog) 

Nach Morenz plötzlichem Tod 1970 bestand die Gefahr, das der Museumsbestand auf andere Institute aufgeteilt wird. Morenz zurückgebliebene Mitarbeiterschaft setzte sich jedoch für den Bestand der Sammlung ein. Durch verschiedene Studioausstellungen in Leipzig und Sonderausstellung in Sachsen und Thüringen schaffte es die Gruppe innerhalb von kurzer Zeit zu zeigen, dass das Museum unentbehrlich ist und eine Dauerausstellung in der Schillerstraße 6 am 12.05.1976 zu eröffnen. Die Wiedereröffnung war nicht nur das Ende einer Arbeitsetappe, sondern bildetet zugleich den Auftakt einer Neuen. Jetzt ging es darum, das Erreichte zu festigen und auszubauen. Mit [[Elke Blumenthal] (*1938) und ihren Mitarbeitern gelang nicht nur dieses, sondern auch, dass das das Institut gefördert und stabilisiert wurde. Seit 1999 führt Hans-Werner Fischer-Elfert (*1954) das Ägyptologische Institut und das Museum.


Kontakt

Datei:Stamps of Germany (DDR) 1978, MiNr 2330.jpg
Rinderfigur, Ton, 1. Hälfte des 2. Jahrtausends v.u.Z.
Datei:Stamps of Germany (DDR) 1978, MiNr 2331.jpg
Frauenkopf, Ton, 1. Hälfte des 2. Jahrtausends v.u.Z

Seit Juni 2010 ist das Museum im Krochhochhaus am Augustusplatz untergebracht. Hier kann erstmals die komplette Sammlung zusammenhängend präsentiert werden. Zuvor befand es sich interimistisch in der Burgstr. 21, wo nur eine stark reduzierte Ausstellungsfläche zur Verfügung stand. Geöffnet ist das Museum dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 13 Uhr.

Literatur

  • Elke Blumenthal: Altes Ägypten in Leipzig: Zur Geschichte des Ägyptischen Museums und des Ägyptologischen Instituts an der Universität Leipzig. Hrsg. v. Rektor der Karl-Marx-Universität Leipzig, Leipzig 1981
  • Renate Krauspe: Das Ägyptische Museum der Karl-Marx-Universität Leipzig. Führer durch die Ausstellung. Hrsg. v. Direktorat für Forschung der Karl-Marx-Universität Leipzig, Leipzig 1987
  • Renate Krauspe (Hrsg.): Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2007-8
  • Renate Krauspe (Hrsg.): Katalog ägyptischer Sammlungen in Leipzig. Band 1. Statuen und Statuetten. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-1883-9
  • Renate Krauspe (Hrsg.): Katalog ägyptischer Sammlungen in Leipzig. Band 2. Tongefäße von der vordynastischen Zeit bis zum Ende des Mittleren Reiches. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2327-1
Commons: Ägyptisches Museum der Universität Leipzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien