Weidknecht
Die Ateliers de Construction du Pont de Flandre, Weidknecht Frères & Cie[1] bauten und vertrieben im Zeitraum 1880 bis 1929 Dampflokomotiven. Das Verwaltungsgebäude und die Fabrik befanden sich im 19. Arrondissement von Paris (1 Boulevard Macdonald im Quartier Pont-de-Flandre).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründer des Unternehmens im Jahr 1876 war der Pariser Ingenieur Frédéric Weidknecht (1842–1902),[2] der zwischen 1872 und 1910 vierzig Patente erhielt. Zu jenen zählte unter anderem ein dampfbetriebener Omnibus, der 1896 in Paris vorgestellt wurde.
Zunächst trug die Firma den Namen Bureau et Ateliers F. Weidknecht, bis 1913 dann schlicht Weidknecht et Compagnie. In der ersten Zeit importierte Weidknecht Maschinen aus dem Ausland, fertigte aber selbst Kräne und Werkzeuge für Eisenbahnen. Von 1879 an wandte er sich dem Bau und Vertrieb von Lokomotiven für Kleinbahnen zu. Als erste verließ mit der Fabriknummer 104 im Jahr 1880 eine zweigekuppelte Tenderlok (020T) für die Spurweite 600 mm das Werk.[3]
Nach seinem Tod wurde die Firma von seinen Söhnen, den Zwillingen Adrien (1876–1906) und Amédée (1876–1928) übernommen.[4] Bis 1914 baute sie ungefähr 300 Lokomotiven, 500 weitere wurden aus dem Ausland hinzugekauft. Unter den ersteren waren Auftragsarbeiten für das Unternehmen Decauville, das die bei Weidknecht entstandenen Maschinen mit seinen eigenen Firmenschildern versah.[3]
Nach 1914 lassen sich praktisch keine Aktivitäten der Firma im Eisenbahnbereich mehr feststellen.[3] Nach dem Tod Amédée Weidknechts wurde die Fabrik an die Société Cléro verkauft.
Das Weidknecht-System
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 30. Mai 1892 meldete Frédéric Weidknecht ein Patent (Nr. 222000) für eine radiale Lokomotivachse, das Weidknecht-System, an.[5] Die erste Anwendung dieses Systems erfolgte bei den Lokomotiven des Typs C1’ n2t der Chemins de Fer Départementaux de la Drôme.[6]
Produktion und Vertrieb
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Produktion bestand hauptsächlich aus Schmalspurlokomotiven.
- Lokomotiven für
- Chemins de fer départementaux de la Drôme
- Compagnie des tramways de Loir-et-Cher
- Compagnie des chemins de fer à voie étroite et tramways à vapeur du Tarn[7]
- Compagnie des tramways de l’Artois (TA) für die Tramway de Béthune à Estaires
- Chemin de Fer d’Aigues-Vives
- Tramway de Royan
- Chemins de fer du Calvados (CFC)
- Tramway de Gérardmer
- Compagnie du chemin de fer de l’Est-Marseille
- Chemins de fer de Thessalie[8]
- Vermutlich: Artikutza-Bahn
- Dampf-Omnibusse[9]
Das Werk produzierte ab 1886 auch Loizeau-Steinbrecher.[10] Diese Tätigkeit wurde 130 Jahre später unter der Marke Cléro fortgesetzt.
Als Lokomotivhändler verkaufte Weidknecht in Paris darüber hinaus Lokomotiven der Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn in alle Welt. Eine so vertriebene Lok konnte 1965 noch beim Erzabbau in Neu-Kaledonien angetroffen werden.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Weltausstellung Paris 1889.
- ↑ Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne.
- ↑ a b c Michel Harouy: Un petit train de la Manche bei Google Books, S. 146 ff.
- ↑ The Families of Michael Weydchecht, Hilsbach, Palatinate.
- ↑ Description des machines et procédés pour lesquels des brevets d’invention ont été pris sous le régime de la loi du 5 juillet 1844.
- ↑ Portefeuille économique des machines, de l’outillage et du matériel.
- ↑ Chemin de Fer Touristique du Tarn.
- ↑ Portefeuille économique des machines, de l’outillage et du matériel: Locomotive articulee a adherence totale par pendule compensateur.
- ↑ Portefeuille économique des machines, de l’outillage et du matériel: Omnibus automobile a vapeur.
- ↑ Nouvelles annales de la construction. Band 32.