Fiale

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Februar 2023 um 11:00 Uhr durch Wheeke (Diskussion | Beiträge) (HC: Ergänze Kategorie:Bauteil aus Stein). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Äußere Fiale am Strebewerk der Kathedrale von Reims

Fialen (von italienisch foglia, Blatt oder Nadel in der Pflanzenwelt) oder Pinakel sind aus Stein gemeißelte, schlanke, spitz auslaufende, flankierende Türmchen, die in der gotischen Architektur der Überhöhung von Wimpergen und Strebepfeilern dienten. Neben dieser ästhetischen Funktion haben sie häufig auch eine statische, da sie die Konstruktion durch ihr Gewicht zusätzlich stabilisieren. Fialen bestehen meist aus einem vier- oder achteckigen Schaft bzw. Leib, der häufig eine aus Maßwerk bestehende Verzierung aufweist und im Mittelteil die Form eines Tabernakels hat. Über dem Schaft befindet sich die oft mit Krabben besetzte und mit einer Kreuzblume bekrönte, pyramidenförmige Spitze. Manchmal dienen sie auch als Träger von Bildsäulen. Fialen können auch außerhalb von Bauwerken kleinere Einzelstücke aus verschiedenen Materialien sein.

Fialen in der Spätgotik

Oberer Teil einer Fiale aus der Bauhütte des Kölner Doms

Fialen[1] in der kirchlichen Baukunst der Gotik sind türmchenartige Aufsätze an sakralen Gebäuden. Der im gotischen Stil errichtete Leib[2] des Turmes hat einen kleinen Durchmesser und ist mit einem Helm oder einer Kreuzblume als Fialenkrone[3] abgedeckt. Bei spätgotischen Giebeltürmchen besteht die Verdachung oftmals aus einer einfachen Schräge zum Schutz des Mauerwerks vor Regen bzw. Schnee wie z. B. bei der Dorfkirche Pröttlin.

Literaturhinweise

Frühe gedruckte Informationen über den Entwurf von Fialen finden sich in dem bei Georg Stuchs in Nürnberg erschienenen Fialenbüchlein (1489)[4] und im Büchlein der Fialen Gerechtigkeit (1486) von Matthäus Roritzer.[5][6]

Commons: Pinnacles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Fiale – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Duden. Bildwörterbuch der deutschen Sprache. (= Der Duden. Bd. 3). 4. Auflage. Dudenverlag Mannheim/ Leipzig/ Wien/ Zürich 1992, ISBN 3-411-04034-3, S. 325.
  2. Der Sprach-Brockhaus. 2. Auflage. Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig 1938, S. 309, Abbildung K 25.
  3. Meyers Großes Konversations-Lexikon. Bd. 6, Leipzig/ Wien 1907, S. 534 f. Stichwort „Fialen“
  4. Hans Schmuttermayers Fialenbüchlein. Druck bei Georg Stuchs, Nürnberg 1489. (online bei Wikisource)
  5. Matthäus Roriczer: Puechlein der fialen gerechtikait. 1486. (online bei Bibliotheca Augustana. Ausgabe Trier 1845: online bei Google books bzw. bei MDZ München)
  6. Vgl. Matthäus Roriczer: Geometria deutsch. ca. 1497. (online bei Bibliotheca Augustana)