Quelltext der Seite Aghmat

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[[Datei:Túmulo do poeta português (nascido em Beja) Al-Mu’tamid (3).jpg|mini|Mausoleum [[Al-Mutamid (Abbadiden)|Al-Mutamids]]]]
'''Aghmat''' ({{tzmS|ⴰⵗⵎⴰⵜ|Aɣmat}}, lokal als ''Ughmat, Uɣmat'' ausgesprochen, der Anfangsbuchstabe „A“ ist möglicherweise stumm, {{arS|أغمات|d=Aġamāt}}) war eine bedeutende mittelalterliche [[Berber]]-Handelsstadt im südlichen [[Marokko]]. Heute ist die Ausgrabungsstätte als ''Joumâa Aghmat'' bekannt.

Laut einer Berberlegende wurde Aghmat ursprünglich von [[Christentum in Marokko|christlichen]] Stämmen bewohnt, bevor es im Jahr 683 von [[Araber|arabischen]] Streitkräften unter [[ʿUqba ibn Nāfiʿ|Uqba ibn Nafi]], dem [[Umayyaden|umayyadischen]] Statthalter von [[Ifrīqiya|Ifriqiya]], erobert wurde.<ref>E. Lévi-Provençal: ''Un nouveau récit de la conquête de l'Afrique du Nord.'' In: ''Arabica.'' Band 1, 1954, S. 17–43.</ref> Allerdings tauchte die Geschichte erst 700 Jahre später auf, weshalb viele Historiker an ihrer [[Authentizität#Archäologische und historische Authentizität|Authentizität]] Zweifel äußern.<ref>A. Benabbès: ''Les premiers raids arabes en Numidie byzantine. Questions toponymiques.'' In: ''Identités et Cultures dans l'Algérie Antique.'' Universität von Rouen, 2005, ISBN 2-87775-391-3.</ref> Außerdem widerspricht [[Al-Balādhurī|al-Baladhuri]], einer der ersten muslimisch-persischen Geschichtsschreiber, der Legende mit seiner Angabe, Musa ibn Nusair habe die [[Souss-Ebene]] besetzt und dabei die Moschee von Aghmat errichtet.<ref>[[al-Balādhurī|al-Baladhuri]], Übersetzung [[Phillip Hitti]]: ''[[Kitab Futuh al-Buldan]].'' In: ''The Origins of the Islamic State.'' 1916, 1924.</ref>

In Aghmat wurden die [[Dinar|Golddinare]] des [[Almoraviden]]reichs geprägt.

== Lage ==
Die archäologische Stätte von Aghmat liegt am Unterlauf des [[Ourika (Fluss)|Oued Ourika]] knapp 32 km (Fahrtstrecke) südöstlich von [[Marrakesch]] in einer Höhe von ca. {{Höhe|500}}.

== Geschichte ==
Nach dem Tod [[Idris II.|Idris’ II.]] 828 wurde Marokko unter seinen Söhnen aufgeteilt. Aghmat wurde die Hauptstadt der Region [[Souss-Ebene|Souss]] unter dem [[Idrisiden|idrisidischen]] Prinzen Abdallah, dem Sohn Idris’ II.<ref name="rawd">[[Ibn Abi Zar]]: ''[[Rawd al-Qirtas]].'' Spanische Übersetzung von A. Huici Miranda, Valencia, 1964.</ref>

Als die [[Almoraviden]] unter der Führung [[Ibn Yasin|Abdallah ibn Yasins]] aus der Sahara nach Norden zogen, wurde Aghmat von Laqut, dem Anführer des Berberstammes der [[Magrawa]], verteidigt. Laqut verlor Schlacht und Leben; die Almoraviden zogen am 23. [[Rabīʿ ath-thānī|Rabi II]] [[Islamischer Kalender|450]] (27. Juni 1058) ein.<ref name="bayan">[[Ibn Idhari]]: ''[[Al-Bayan al-Mughrib|Al-bayan al-mughrib]].'' Teil III, spanische Übersetzung von A. Huici Miranda, Valencia, 1963.</ref>
[[Datei:Yusuf Ben Tasfin dinar 22562.jpg|mini|In Aghmat geprägter [[Dinar]] aus der Zeit des [[Almoraviden]]herrschers [[Yusuf ibn Taschfin]]]]
Laquts reiche Witwe Zaynab an-Nafzawiyyat heiratete den almoravidischen Anführer [[Abu Bakr ibn Umar]] und stellte ihm ihr beachtliches Vermögen zur Verfügung. Nach dem Putsch [[Yusuf ibn Taschfin]]s gegen seinen Vetter Abu Bakr (1071) nahm er sich Zaynab an-Nafzawiyyat zur Frau.

Um 1068/1069 war die Bevölkerung merklich gewachsen, und Abu Bakr beschloss, eine neue Hauptstadt zu gründen. Er begann um das Jahr 1070 mit dem Bau von Marrakesch, was den langsamen Niedergang Aghmats einläutete. Die Almoraviden nutzten es als Verbannungsort. Zu den Verbannten zählte auch [[Al-Mutamid (Abbadiden)|Muhammad al-Mutamid]], der ehemalige König des [[Taifa-Königreiche|Taifa-Reichs]] von [[Sevilla]] und [[Córdoba (Spanien)|Córdoba]], ein bekannter Dichter. Sein Grab ist bis heute Ziel von Pilgerreisen. Nach Aghmat wurde auch [[Abdallah ibn Buluggin]], der ehemalige König von [[Granada]], verbannt. Hier schrieb er seine Memoiren.

In den Jahren 1126, 1127 und 1130 war die Stadt Schauplatz mehrerer Schlachten zwischen dem Almoravidenkönig [[Ali ibn Yusuf ibn Taschfin|Ali ibn Yusuf]] und der [[Almohaden|almohadischen]] Armee unter dem Kommando [[Ibn Tūmart|Abu Abdallah ibn Tumarts]] und [[Abd al-Mu'min]]s. Nach einer allgemeinen Flucht almoravidischer Streitkräfte aus Marokko und Algerien betrat Abd al-Mu'min Aghmat kampflos am mittleren Tag des Muharram 541 (27. Juni 1146).<ref name="rawd" /><ref name="bayan" />

Im Jahr 1860 hatte die Stadt 5.500 Einwohner, darunter ca. 1.000 Juden.<ref>A. Beaumier: Notizen zur französischen Übersetzung von ''[[Rawd al-Qirtas]]'', Paris 1860.</ref> Heute ist sie verlassen.

=== Wirtschaft ===
[[Abū ʿUbaid al-Bakrī|Abu Ubaid al-Bakri]] beschrieb Aghmat im 11. Jahrhundert, am Vorabend der almoravidischen Machtübernahme, als florierende Stadt, wo jeden Sonntag 100 Rinder und 1000 Schafe für den [[Suq]] geschlachtet wurden. Die Einwohner wählten ihren Anführer selbst. Streng genommen gab es zwei Aghmats: das kommerzielle und politische Zentrum war als ''Aghmat Wurika'' bekannt, ca. 13 km weiter lag ''Aghmat Aylan'', welches für Fremde geschlossen war.<ref>[[Abu Abdullah al-Bakri|Al Bakri]]: ''Kitāb al-Masalik wa'l-Mamalik'', französische Übersetzung von M. de Slane, Paris.</ref> Die Stadt unterhielt regen Verkehr mit dem Seehafen von [[Souira Kedima|Quz]]<ref>auch Aguz, heute als [[Souira Kedima|Souira Guedima]] bekannt</ref> an der Atlantikküste, drei Tagesreisen westlich von Aghmat.

== Jüngere Geschichte ==
Am 18. November 1950 veranstaltete eine Gruppe marokkanischer [[Nationalismus|Nationalisten]] aus der [[Istiqlal (Partei)|Istiqlal]]-Partei eine Demonstration gegen die [[Französische Kolonien|französische Besatzung Marokkos]] am Grab Al-Mutamids. Die Kundgebung wurde von der Polizei auf Befehl Boujanes, des [[Kaid|Qaid]] des lokalen Stammes der [[Mesfioua]], blutig beendet. Nachfolgende Aktionen wurden zu einem der größten Störfaktoren zwischen Boujanes Vorgesetztem, dem mächtigen [[Pascha (Titel)|Pascha]] von Marrakesch [[Thami El Glaoui|Thami el-Glaoui]] und dem König von Marokko, [[Mohammed V. (Marokko)|Mohammed V.]], was schließlich zur vorübergehenden Entmachtung des Königs führte.<ref>Abdessadeq El Glaoui: ''Le Ralliement. Le Glaoui, Mon Père.'' ISBN 9981-149-79-9.</ref>

== Ausgrabungsstätte ==
* Die heute sichtbaren Ruinen von Aghmat stammen von Teilen der Stadtmauer, einem [[Hamam|Hammam]], Häusern und einigen [[Qanat]]s (Bewässerungskanäle).
* Das [[Mausoleum]] über dem Grab Al-Mutamids wurde 1970 errichtet. Es hat eine kleine [[Kuppel]] im almoravidischen Stil.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Mausoleum of Al-Mu'tamid|Mausoleum von Al-Mutamid}}
* [https://www.flickr.com/photos/exchangesphotos/5854303410 ''Aghmat – Fotos'']

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Afrika]]
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Marokko]]
[[Kategorie:Marrakesch-Safi]]
[[Kategorie:Geschichte (Marokko)]]