Alte Synagoge (Aachen)

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Alte Synagoge in Aachen

Die Alte Synagoge in Aachen, einer Stadt im südlichen Nordrhein-Westfalen, wurde 1860 bis 1862 nach Plänen und unter Aufsicht des Aachener Architekten Wilhelm Wickop errichtet. Die Synagoge befand sich am Promenaden-Platz, der seit 1984 Synagogenplatz heißt.

Geschichte

Der repräsentative Backsteinbau wurde im September 1862 in Anwesenheit der Aachener Honoratioren vom Bonner Rabbiner Ludwig Philippson eingeweiht. Im Grundstein wurde eine Urkunde beigefügt, in der auch geschrieben stand: „Unsere späteren Enkel mögen hieran erkennen, wie groß in unserem Zeitalter gottlob die Duldung gegen unsere Glaubensgenossen war und wie sehr unsere Gemeinde bei ihren christlichen Mitbürgern in Achtung gestanden hat.“ In den Jahren 1903 und 1929 wurde die Synagoge vergrößert und renoviert. Neben der Synagoge stand das Gemeindehaus, 1868 wurde das Gebäude durch einen Schulanbau erweitert.

Zeit des Nationalsozialismus

Am Morgen des 10. November 1938 wurde die Synagoge in Brand gesteckt. Die Ritualien wurden vor der Inbrandsetzung beschlagnahmt. Die Ruine der Synagoge wurde im Auftrag der Stadt und auf Kosten der Jüdischen Gemeinde bis Ende 1938 abgetragen.

Architektur und Ausstattung

„Die dreigliedrige Fassade bestand aus einem breiteren Mittelteil und zwei davon abgehobenen, schmalen eckturmähnlichen Seitenteilen. Diese waren einerseits horizontal gegliedert, insbesondere durch einen Wandfries in der Höhe des Türbogens, andererseits vertikal betont durch jeweils drei übereinander angeordnete schmale Maueröffnungen. Die charakteristische ‚neo-islamische‘ Gestaltung setzte sich fort in einer Portalanlage, die sich im Mittelrisalit bis zu fünf Sechstel der Gesamthöhe hinaufzog. Hauptelement des Portals war ein zurückspringendes quadratisches Wandrelief, strukturiert durch eine Rundbogentür und zwei hufeisenbogenförmige Fenster im unteren Bereich sowie einen darüber sich erhebenden breiten Rundbogen mit einem Rundfenster in seiner Mitte. Den Fassadenabschluß bildeten eine reich ziselierte Bogenkante und Zinnen, und über den Seitenteilen erhoben sich zwei polygonale überkuppelte Türmchen. Die Fassade ist breiter als das sich daran anschließende Langhaus. Das Innere der Synagoge wurde zu einem uns unbekannten Zeitpunkt gründlich renoviert. Ein Vergleich des Bildmaterials zeigt, dass die ursprüngliche reiche Innenausmalung und die zahlreichen Inschriftentafeln reduziert und entfernt wurden. Auffallend ist auch, daß die seitlichen Emporen demontiert worden sind. Die durch sie erforderliche Gliederung der Seiten in Rundbogenfenster oben und Rechteckfenster unten ist mit zweisprachigen Inschriften gefüllt worden. Die übrige Innenausstattung scheint unverändert geblieben zu sein.“[1]

Gedenken

Mahnmal am Synagogenplatz in Aachen

Auf dem ehemaligen Promenaden-Platz, der 1984 in Synagogenplatz umbenannt wurde, wurde von den evangelischen und katholischen Kirchen der Stadt Aachen ein von Heinz Tobolla entworfenes Mahnmal zur Erinnerung an die zerstörte Synagoge aufgestellt.

Das Mahnmal trägt die Inschrift: „Und der Herr sagte, es ist zu wenig, daß du Israel mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten. Ich mache dich zum Licht für die Völker, damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht. Jesaja 49,6“

Ein Gedenkstein am Fuß des Mahnmal trägt die Inschrift: „Dieses Denkmal errichteten die Evangelische und die Katholische Kirche der Stadt Aachen zur Mahnung gegen jeglichen Haß und jede Feindschaft. 8. November 1984“.

Eine Stahltafel hinter dem Mahnmal ist beschriftet: „Das Denkmal stellt dar: Die Geschichte Israels als Stern aus David. Trotz vieler Schläge ragt er in seinem Wesen unzerstörbar in die Zukunft. - Die Bürger Aachens erinnern sich an diesem Platz an die Synagoge, die am 19. September 1862 ihrer heiligen Bestimmung übergeben wurde, von den Nazis am 8. November 1938 geschändet und zerstört.“

Neue Synagoge

Am Standort der alten Synagoge wurde 1995 eine von Alfred Jacoby entworfene Neue Synagoge eingeweiht, nachdem zuvor seit März 1957 ein altes Patrizierhaus in der Aachener Oppenhoffallee als Synagoge gedient hatte Lage.

Literatur

Weblinks

Commons: Mahnmal am Synagogenplatz in Aachen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschichte - Juden in Aachen

Koordinaten: 50° 46′ 36″ N, 6° 5′ 34,7″ O