Amazophrynella javierbustamantei

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Amazophrynella javierbustamantei

Varianten der Rücken- und Bauchfärbung von Amazophrynella javierbustamantei

Systematik
ohne Rang: Amphibien (Lissamphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Neobatrachia
Familie: Kröten (Bufonidae)
Gattung: Amazophrynella
Art: Amazophrynella javierbustamantei
Wissenschaftlicher Name
Amazophrynella javierbustamantei
Rojas-Zamora, Chaparro, Carvalho, Ávila, Farias, Hrbek & Gordo, 2016
Verbreitung von Amazophrynella javierbustamantei im Amazonasbecken. Die Nummern bezeichnen die einzelnen Fundstellen (farbig die Typuslokalität).

Amazophrynella javierbustamantei ist ein Froschlurch aus der Familie der Kröten. Er wurde aufgrund molekularbiologischer Untersuchungen im Jahr 2016 als bereits vierte Art aus dem Artenkomplex um Amazophrynella minuta ausgegliedert.[1]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl Amazophrynella javierbustamantei hauptsächlich durch die Basensequenz der DNA von anderen Arten der Gattung Amazophrynella unterschieden wird, gibt es dennoch einige Merkmale, die auch im Feld zur Bestimmung der Art herangezogen werden können.

Amazophrynella javierbustamantei ist innerhalb ihrer Verwandten aus der Amazophrynella-minuta-Gruppe als mittelgroße Art zu bezeichnen. Die Männchen haben eine Kopf-Rumpf-Länge von rund 1,5 Zentimeter, die Weibchen werden bis 2 Zentimeter groß. Der Bauch ist gelblich gefärbt, mit kleinen, gerundeten schwarzen Punkten. Der Rücken ist warzig bis körnig, trägt aber keine größeren Warzen wie Amazophrynella minuta. Die Rückenfarbe ist hellbraun mit unregelmäßigen dunkelbraunen Flecken.[1]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amazophrynella javierbustamantei kommt in Peru im südöstlichen Amazonasbecken in Höhen zwischen 215 und 708 Metern vor.[2] Das Verbreitungsgebiet umfasst die Regionen Cusco mit dem Flusssystem des Río Urubamba und Río Madre de Dios mit dem Río Inambari, dem Río Candamo und dem Río Tambopata.[1]

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Frösche sind tagaktiv und bewegen sich tagsüber in und auf dem abgefallenen Laub. In der Nacht schlafen sie auf Blättern in rund 30 Zentimetern Höhe. Sie brüten entlang der Ufer stehender Gewässer wie etwa den Altarmen von Flüssen, wo die Männchen im Blattgewirr oberhalb der Gewässer sitzen und ihre charakteristischen Rufe von sich geben.[3] Die akustischen Signale wurden aufgezeichnet und dienen als weiteres Unterscheidungsmerkmal zu anderen Arten. Auf Wurzeln und Geäst, die ins Wasser ragen, befestigen die Weibchen ihre Eier.[1]

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Lebensraum von Amazophrynella javierbustamantei in Peru ist reich an Bodenschätzen. Drei Fundstellen entlang der Autostraße zwischen Puerto Maldonado und Cusco in der Region Madre de Dios zeigen Spuren von illegalem Goldabbau. Dies hat nicht nur zur Folge, dass der Baumbestand gerodet und die Erde abgetragen wird, sondern geht auch mit der Verschmutzung von Gewässern durch Chemikalien und Schwermetalle wie Quecksilber einher. Zusätzlich sind Ölgesellschaften in diesem Gebiet tätig.

Solange der Artenkomplex um Amazophrynella minuta noch nicht in einzelne Arten aufgelöst war, schrieb man ihm eine geringe ökologische Spezialisierung und eine weite Verbreitung zu. Das führte zu einer Einschätzung von Amazophrynella minuta insgesamt als „nicht gefährdet“ (least concern) durch die IUCN.[4] Im Licht der phylogenetischen Forschung ändert sich dieses Bild. Der Status der einzelnen Arten des Artenkomplexes muss neu untersucht und bewertet werden.[1]

Systematik und Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Amazophrynella wurde im Jahr 2012 aus der Gattung Dendrophryniscus ausgegliedert und umfasste damals nur die im Amazonasbecken beheimateten Arten Amazophrynella minuta und Amazophrynella bokermanni.[5][6] Bald stellte sich heraus, dass der Name Amazophrynella minuta für mehrere, morphologisch kaum unterscheidbare kryptische Arten stand. 2012[7] und 2014[8] wurden zwei weitere, nahe mit Amazophrynella bokermanni verwandte Arten beschrieben. 2015 kamen mit Amazophrynella matses und Amazophrynella amazonicola zwei aus dem Amazophrynella-minuta-Artenkomplex isolierte Arten hinzu.[9] 2016 wurde Amazophrynella javierbustamantei als Schwesterart von Amazophrynella matses beschrieben. Innerhalb dieses Artenkomplexes ist noch die Beschreibung einer weiteren Art zu erwarten.[1]

Der Artname von Amazophrynella javierbustamantei ehrt den peruanischen Herpetologen Javier Bustamante.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Rommel R. Rojas, Juan Carlos Chaparro, Robson W. Ávila, Vinícius Tadeu de Carvalho, Izeni Pires Farias, Tomas Hrbek & Marcelo Gordo: Uncovering the diversity in the Amazophrynella minuta complex: integrative taxonomy reveals a new species of Amazophrynella (Anura, Bufonidae) from southern Peru. ZooKeys, 563, S. 43–71, 2016
  2. Darrel R. Frost: Amazophrynella javierbustamantei, Amphibian Species of the World: an Online Reference. Version 6.0, American Museum of Natural History, 1998–2016, abgerufen am 6. Juni 2016
  3. R. Crocoft, V. Morales, R. McDiarmid: Frogs of the Tambopata, Peru. Macauly Library of Natural Songs and Cornell Laboratory of Ornithology, 2001
  4. Fernando Castro, Santiago Ron, Luis A. Coloma, Diego Cisneros-Heredia, Mario Yánez-Muñoz, Wilmar Bolívar (2008): Amazophrynella minuta. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Rote Liste bedrohter Arten. Abgerufen am 8. Juni 2016.
  5. Antoine Fouquet, Renato Recoder, Mauro Teixeira Jr., José Cassimiro, Renata Cecília Amaro, Augustín Camacho, Roberta Damasceno, Ana Carolina Carnaval, Craig Moritz & Miguel Trefaut Rodrigues: Molecular phylogeny and morphometric analyses reveal deep divergence between Amazonian and Atlantic Forest species of Dendrophryniscus. Molecular Phylogenetics and Evolution, 62, S. 823–838, 2012 doi:10.1016/j.ympev.2011.11.023
  6. Antoine Fouquet, Renato Recoder, Mauro Teixeira Jr., José Cassimiro, Renata Cecília Amaro, Augustín Camacho, Roberta Damasceno, Ana Carolina Carnaval, Craig Moritz & Miguel Trefaut Rodrigues: Amazonella Fouquet et al., 2012 (Anura: Bufonidae) junior homonym of Amazonella Lundblad, 1931 (Acari: Unionicolidae): proposed replacement by Amazophrynella nom. nov. Zootaxa, 3244, S. 68, 2012
  7. Robson W. Ávila, Vinícius Tadeu de Carvalho, Marcelo Gordo, Ricardo A. Kawashita-Ribeiro & Drausio H. Morais: A new species of Amazophrynella (Anura: Bufonidae) from southern Amazonia. Zootaxa, 3484, S. 65–74, 2012
  8. Rommel R. Rojas, Vinícius Tadeu de Carvalo, Marcelo Gordo, Robson W. Ávila, Izeni Pires Farias & Tomas Hrbek: A new species of Amazophrynella (Anura:Bufonidae) from the southwestern part of the Brazilian Guiana Shield. Zootaxa, 3753 1, S. 079–095, 2014
  9. Rommel R. Rojas, Vinícius Tadeu de Carvalho, Robson W. Ávila, Izeni Pires Farias, Marcelo Gordo & Thomas Hrbek: Two new species of Amazophrynella (Amphibia: Anura: Bufonidae) from Loreto, Peru. Zootaxa, 3946, 1, S. 79–103, April 2015

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rommel R. Rojas, Juan Carlos Chaparro, Robson W. Ávila, Vinícius Tadeu de Carvalho, Izeni Pires Farias, Tomas Hrbek & Marcelo Gordo: Uncovering the diversity in the Amazophrynella minuta complex: integrative taxonomy reveals a new species of Amazophrynella (Anura, Bufonidae) from southern Peru. ZooKeys, 563, S. 43–71, 2016, doi:10.3897/zookeys.563.6084(Erstbeschreibung)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Amazophrynella javierbustamantei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Darrel R. Frost: Amazophrynella javierbustamantei, Amphibian Species of the World: an Online Reference. Version 6.0, American Museum of Natural History, 1998–2016, abgerufen am 6. Juni 2016