Anna Schneider (Frauenrechtlerin)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Anna-Schneider-Steig im Kölner Rheinauhafen
Enthüllung des Schildes mit erklärendem Zusatz (Juli 2020)

Anna Maria Schneider (geborene Röder, * 12. Dezember 1845 in Köln; † 16. April 1935 ebenda)[1] war eine deutsche Frauenrechtlerin und Sozialistin.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie kämpfte für die bürgerlichen Rechte von Frauen und Mädchen und setzte sich für den Zugang zu höheren Schulen, männerdominierten Berufen, die Versammlungsfreiheit und das Wahlrecht ein.

Im Januar 1892 initiierte sie die Gründung des Frauen- und Mädchenbildungsvereins zu Köln und damit der ersten Frauenorganisation der Kölner Arbeiterbewegung. Bis zu dessen Auflösung 1894 saß sie dem fünfköpfigen Vorstand vor.[2][3] Der Verein wurde allerdings im Oktober 1893 vom Kölner Polizeipräsidenten Wilhelm von König auf Grundlage des § 8 des Vereinsgesetzes vom 11. März 1850, der die politische Arbeit von Frauen untersagte,[4] vorläufig geschlossen, letztendlich gerichtlich verboten und die Vorstandsmitglieder zu einem Tag Haft und Geldstrafe verurteilt.

Davon anscheinend unbeeindruckt, luden die Frauen erneut zu öffentlichen Versammlungen ein, u. a. bereits im November zu einer mit der bekannten Frauenrechtlerin Clara Zetkin, die von 350 Personen besucht wurde. Weitere Verurteilungen, andauernde Querelen mit der Kölner Polizei und den preußischen Behörden waren die Folge, aber auch weitere Veranstaltungen über das Vereinsbestehen hinaus.[3]

1893 war Anna Schneider Delegierte beim SPD-Parteitag in Köln.[5] Sie starb 1935 im Alter von 89 Jahren im Kölner Bürgerhospital. Sie war verwitwet von dem Sozialdemokraten Ernst Schneider, den sie 1873 geheiratet hatte.[1][6]

Die Stadt Köln benannte 2005 einen Straßenzug im Rheinauhafen in Anna-Schneider-Steig.[6][7]

  • Angela Jaitner: Die Anfänge der sozialistischen Frauenbewegung am Beispiel des Kölner Frauen- und Mädchen-Bildungsvereins (1892–1894), in: Reinhold Billstein (Hg.) Das andere Köln. Demokratische Traditionen seit der Französischen Revolution, Köln Pahl-Rugenstein, 1979., S. 156–169.
  • Ana Maria Bermejo, Nicole Zimmermann: Frauen im Kölner Rheinauhafen – Architektur und Lebensläufe, Wartberg-Verlag, 2011, ISBN 978-3-8313-2328-9
  • Irene Franken: Frauen in Köln, Bachem, 2008, ISBN 978-3-7616-2029-8
  • Helga Bargel: „10 Uhr pünktlich Gürzenich“: Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln; zur Geschichte der Organisationen und Vereine (Agenda Frauen), Agenda Verlag, 1995, ISBN 978-392-944-053-9
Commons: Anna Schneider – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Sterbeurkunde Nr. 236 vom 17. April 1935, Standesamt Köln I. In: LAV NRW R Personenstandsregister. Abgerufen am 26. Dezember 2022.
  2. Josef Olbrich: Geschichte der Erwachsenenbildung in Deutschland. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-95032-1, S. 447.
  3. a b Helga Bargel: „10 Uhr pünktlich Gürzenich“: Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln; zur Geschichte der Organisationen und Vereine (Agenda Frauen). Hrsg.: Kölner Frauengeschichtsverein. Band 5 – Agenda Frauen. Agenda Verlag, Münster 1995, ISBN 978-3-929440-53-9, S. 20 und 23.
  4. Hans Delius: Das preußische Vereins- und Versammlungsrecht unter besonderer Berücksichtigung des Gesetzes vom 11. März 1850. C. Heymann, Berlin 1891, S. 28–32 (staatsbibliothek-berlin.de).
  5. Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Köln a. Rh. vom 22. bis 28. Oktober 1893. (PDF; 14 MB) Friedrich-Ebert-Stiftung, S. 284, abgerufen am 20. Mai 2020.
  6. a b Rüdiger Schünemann-Steffen: Kölner Straßennamen-Lexikon. Jörg-Rüshü-Selbstverlag, Köln 2020.
  7. Niederschrift über die 10. Sitzung der Bezirksvertretung 1 - Innenstadt am Donnerstag, dem 08. September 2005. In: Stadt Köln. Der Bezirksvorsteher des Stadtbezirks 1 - Innenstadt, September 2005, S. 21 – 22, abgerufen am 8. Juli 2020.