Ar-Ruwais

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الرويس
Ar-Ruwais
Ar-Ruwais (Katar)
Ar-Ruwais (Katar)
Koordinaten 26° 8′ 0″ N, 51° 13′ 0″ OKoordinaten: 26° 8′ 0″ N, 51° 13′ 0″ O
Basisdaten
Staat Katar
Gemeinde asch-Schamal
Fläche 3,5 km²
Einwohner 5407 (2015)
Dichte 1.544,9 Ew./km²
Strand bzw. Küstenabschnitt mit historischer Moschee im Hintergrund
Strand bzw. Küstenabschnitt mit historischer Moschee im Hintergrund
Strand bzw. Küstenabschnitt mit historischer Moschee im Hintergrund

Ar-Ruwais (auch al-Ruwais, arabisch الرويس ar-Ruwais, oder ar-Ru’ais, arabisch الرؤيس, DMG ar-Ruʾays) ist eine in Katar, in der Gemeinde asch-Schamal, gelegene Küstensiedlung.[1]

Bevor Katar von der Ölförderung verändert wurde, war ar-Ruwais eines der wichtigsten Fischereizentren auf der Halbinsel.[2] Die Siedlung ist vor allem für ihren gleichnamigen Hafen bekannt; den zweitwichtigsten Hafen Katars.[3]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ar-Ru'ays bedeutet auf Arabisch „kleiner Kopf“. Der Ort wurde so genannt, weil die Siedlung relativ zum Land, das sie umgibt, ins Meer hinausragte.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1820er Jahren führte George Barnes Brucks die erste Vermessung des Persischen Golfs durch.[5] Zu ar-Ruwais, das er als Rooes bezeichnete schrieb er auf:

„Der Mittelturm von Rooese ist in Breite 26° 8′ 25″ N., lang. 51° 18′ 50″ E. Es ist eine kleine Stadt, viele Trümmer, auf einem seichten Stauwasser gelegen, in das die zu diesem Küstenabschnitt gehörenden Boote bei Hochwasser einfahren. Die Einwohnerzahl beträgt etwa hundert; zu den [Stämmen] Abookara [Al Kuwari] und Uttoobee [Bani Utbah] gehörend, die Bahrein unterstellt sind; sie sind hauptsächlich Fischer.“[6]

Eine vom British Hydrographic Office im Jahr 1890 durchgeführte Umfrage beschreibt ar-Ruwais als „eine kleine Stadt auf dem Festland, 2 ½ Meilen südlich von Ras Rakan; sie hat vier Türme auf der Festung, die das erste ist, was man von Norden aus sieht, wenn man Land kommt. Sie haben viele Boote, die über das Riff einfahren und im Schutz in der Nähe des Strandes ankern. Das Fort ist 6 oder 7 Meilen weit sichtbar.“[7]

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Ar-Ruwais im Ortsverzeichnis des britischen Kolonialverwalters John Gordon Lorimer folgend beschrieben:

„Ein Dorf in Katar, das der Spitze des Vorgebirges am nächsten liegt, etwa 2 ½ Meilen südlich von Ras Rakan. Es wird von etwa 70 Familien des Sadah-Stammes bewohnt, die 18 Yachten, 2 andere Seeschiffe und 10 Fischerboote besitzen; Sie haben auch 4 Pferde und 20 Kamele. Vor dem Dorf liegt ein Riff, in dem die dazugehörigen Boote ankern. Der Ort wird von einer kleinen Festung mit vier Türmen geschützt, und Trinkwasser wird aus dem Umm Dha'an-Brunnen geholt, 1 ½ Meilen landeinwärts südlich von Ruwais.“[8]

In einer früheren Abschrift aus dem Jahr 1904 bemerkt Lorimer, dass vor 1856 ungefähr 100 Einwohner der Bu Kuwara- und Utub-Stämme in ar-Ruwais lebten, und wiederholt die Einzelheiten in George Barnes Brucks frühere Übersicht.[9]

Ar-Ruwais war die zweite Siedlung außerhalb der Hauptstadt Doha, die 1954 eine Schule errichtete.[10] Während des gesamten 20. Jahrhunderts galt ar-Ruwais als Bildungsort Nordkatars.[11] Nachdem Katar 1971 seine Unabhängigkeit erlangt hatte, übernahm Scheich Chalifa bin Hamad Al Thani im Februar 1972 die Kontrolle über den neu gegründeten Staat. Eine seiner Hauptpolitiken war die Dezentralisierung von Katars Wohnungs- und großen Infrastrukturprojekten. Um das Wachstum in den nördlichen Siedlungen zu fördern, ernannte er ar-Ruwais zu einer „Gemeinde“ und startete dort mehrere Projekte, darunter im Jahr 1972 einen Neubau des Hafens von ar-Ruwais.[12]

21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architektur in ar-Ruwais

Ein Büro des katarischen Justizministeriums wurde im Jahr 2014 in ar-Ruwais eröffnet.[13] In den darauffolgenden Jahren wurde der im Jahr 1972 neu gebaute Hafen ausgebaut.[14]

Im Mai 2018 wurde die Al Shamal Corniche, eine 2570 Meter lange Strandpromenade eingeweiht.[15]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ar-Ruwais liegt an der Nordküste und grenzt im Westen an den Ort Abu al-Dhalouf und im Süden an den Ort Madīnat asch-Schamāl.

ar-Ruwais befindet sich 127 km nördlich der katarischen Hauptstadt Doha,[16] 25 km nordwestlich von Fuwairat, 28 km nordöstlich von al-Zubarah und 77 km nordwestlich von Al-Chaur.[17]

Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ar-Ruwais ist aufgrund seiner relativ gesehen üppigen Vegetation und aufgrund einer Ansammlung verschiedener Vögel[18] ein beliebtes Ausflugsziel. Im 21. Jahrhundert hat das katarische Ministerium für Gemeinde und Umwelt Kampagnen zur Wiederherstellung der Mangroven gestartet, die an der Nordküste reichlich wuchsen.[19] Rund 13 Hektar Mangroven findet man in ar-Ruwais.[20]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ar-Ruwais-Moschee

Moschee von ar-Ruwais[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ar-Ruwais beherbergt die vermutlich älteste erhaltene Moschee Katars. Ursprünglich um das 17. Jahrhundert erbaut, wurde die Ruwais-Moschee in den 1940er Jahren saniert.[21] Nach einem Blitzeinschlag im Jahr 1970 wurde die Minarettwand mit Muschelziegeln rekonstruiert. Aufgrund des sich verschlechternden äußeren Zustands der Moschee startete die Qatar Museums Authority 2014 ein Restaurierungsprojekt.[22] Dabei legten Archäologen den östlichen Teil der Moschee frei und stießen auf Artefakte (Tonscherben, Tierknochen und Münzen).[23] Die Moschee hat eine rechteckige Form mit einem offenen Innenhof und hat Platz für etwa 100 Gläubige.[24] Das Tourismusministerium und die Gemeinde Al Shamal koordinieren den Erhalt der Moschee und ihre Förderung als Touristenattraktion.[25]

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daus im Hafen von ar-Ruwais

Hafen von ar-Ruwais[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stand 2017 kann der Hafen von Al Ruwais etwa 57 Schiffe mit einer Gesamtkapazität von 10.745 Tonnen aufnehmen.[26] Da der Hafen ein Flachwasserhafen ist, ist er nur für Schiffe mit einem maximalen Tiefgang von 4,8 Metern und einer Länge von 100 Metern befahrbar.[27] Die Hafenbehörde begann ab dem Jahr 2015 den Hafen und angrenzende Infrastruktur auszubauen. So wurden über mehrere Jahre und Ausbauphasen ein 233.000 Quadratmeter großen Lkw-Parkplatz mit 585 Stellplätzen geschaffen. Ab 2020 kann der Hafen außerdem bis zu 20.000 Schiffscontainer jährlich löschen.[28][29]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Al Ruwais, Qatar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 2010 population census. Qatar Statistics Authority, archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 2. Juli 2015.
  2. Economical and Social Infrastructures in the State of Qatar. Al Noor Pub., Doha 1984, S. 12 (google.com).
  3. Sachin Kumar: Container traffic rises 37% at Ruwais Port. The Peninsula Qatar, 21. Juli 2021, abgerufen am 9. April 2022.
  4. GIS Portal. Ministry of Municipality and Environment, archiviert vom Original am 22. Oktober 2020; abgerufen am 10. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/geoportal.gisqatar.org.qa
  5. Mark Hobbs: George Barnes Brucks and the First English Survey of the Gulf. Qatar Digital Library, abgerufen am 19. Januar 2019.
  6. G.B. Brucks, Robert Hughes Thomas: Historical and other information connected with place in the Persian Gulf. Bombay Education Society's Press, 1856, S. 561;. This article incorporates text from this source, which is in the public domain.
  7. The Persian Gulf pilot: comprising the Persian Gulf, Gulf of Omán; and Makran coast. Hydrographic Dept, Great Britain 1890, S. 127 (google.com). This article incorporates text from this source, which is in the public domain.
  8. 'Gazetteer of Arabia Vol. II' [1599] (678/688). Qatar Digital Library, abgerufen am 28. Juli 2015. This article incorporates text from this source, which is in the public domain.
  9. 'Persian Gulf Gazetteer, Part II: Geographical and descriptive materials, Section II: Western Side of the Gulf' [56v] (112/280). Qatar Digital Library, abgerufen am 21. August 2018.
  10. Abdulla Juma Kobaisi: The Development of Education in Qatar, 1950–1970. Durham University, 1979, S. 38, abgerufen am 19. Dezember 2015.
  11. Qatar Year Book: 1982. Press and Publications Department, Ministry of Information, Doha 1982, S. 21 (google.com).
  12. The era of reform. Permanent Mission of the State of Qatar to the United Nation, 1973, S. 8;.
  13. MoJ opens office in Ruwais. Qatar e-Government, 20. Juli 2014, abgerufen am 2. Juli 2017.
  14. Premier launches Al Ruwais Port development project. Qatar Is Booming, 10. Januar 2015, abgerufen am 2. Juli 2017.
  15. Opening of Al Shamal Corniche Development Project. Ashghal, 13. Mai 2018, abgerufen am 22. Juni 2018.
  16. همزة وصل .. مدينة الرويس. Al Raya, 28. Januar 2015, abgerufen am 2. Juli 2017 (arabisch).
  17. John Whelan: Qatar, a MEED practical guide. Middle East Economic Digest, London 1983, ISBN 0-9505211-9-1, S. 160.
  18. Marhaba Desk: Marhaba’s Guide to the Natural World and Nature Reserves in Qatar. In: Marhaba Qatar. 18. Dezember 2015, abgerufen am 27. September 2022 (britisches Englisch).
  19. The Peninsula Newspaper: MME restores mangroves in Al Ruwais coastal area. 18. Mai 2018, abgerufen am 27. September 2022 (englisch).
  20. MME restores mangroves in Al Ruwais coastal area. The Peninsula, 18. Mai 2018, abgerufen am 25. Juni 2018.
  21. New life for old Qatar. Qatar Museums, abgerufen am 2. Juli 2017 (englisch).
  22. A. Al Moslemani, F. Al Naimi, F. Sakal, A. Bianchi, M. Arslanagic Knezevic, S. Barchiche, R. Carter, Chr. Gerber, K. Pfeiffer: Latest News and Research in Qatar. In: The British Foundation for the Study of Arabia Bulletin. 20. Jahrgang, 2015, S. 27 (academia.edu [abgerufen am 2. Oktober 2020]).
  23. متاحف قطر تنظم خمسة معارض في برنامج الربيع. Al Raya, 26. Februar 2015, abgerufen am 19. Juli 2018 (arabisch).
  24. Nasser Al Hamwi: بالصور.. "مسجد الرويس".. عراقة التراث المعماري القطري تستعيد بريقها وألقها. Al Sharq, 18. Juni 2017, abgerufen am 2. Juli 2017 (arabisch).
  25. Mohammed Al-Jabali: الميناء الجديد ومسجد الرويس وقلعة الزبارة و13 قرية تؤهل الشمال لاحتلال موقع سياحي ريادي. Al Arab, 9. Januar 2013, abgerufen am 2. Juli 2017 (arabisch).
  26. Qatar seaports enjoy the largest trade share. Qatar e-Government, 6. Juni 2017, abgerufen am 2. Juli 2017.
  27. Al Ruwais Port Information Guide. Mwani Qatar, November 2018, S. 11, abgerufen am 19. Februar 2019.
  28. Truck parking facility in Al Shamal opens. The Peninsula, 11. März 2018, abgerufen am 25. Juni 2018.
  29. Sachin Kumar: PM reviews work progress at Ruwais Port. The Peninsula, 28. Dezember 2018, abgerufen am 19. Februar 2019.