Benutzer:ACTIF/NQR in AT

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der nationale Qualifikationsrahmen in Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entwicklung eines Nationalen Qualifikationsrahmens in Österreich (NQR) führt zurück auf die Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einrichtung eines Europäischen Qualifikationsrahmens für Lebenslanges Lernen im Jahr 2008. (http://ec.europa.eu/education/lifelong-learning-policy/doc44_de.htm). Bereits im Kontext der Ratssitzung von Lissabon (2000) wurde vom Europäischen Rat die Notwendigkeit einer größeren Transparenz der europäischen Befähigungsnachweise festgehalten. Die durch den Bologna Prozess (1999) im Bereich der Hochschulbildung stark vorangeschrittene Idee eines Europäischen Bildungsraumes, wurde im Jahr 2002 durch den Kopenhagen Prozess auf die berufliche Bildung ausgeweitet. Durch die Implementierung der EQR-Empfehlung sollen Transparenz und Mobilitätsförderung nun vor allem im Bereich der Berufsbildung forciert werden.

Die Europäische Union rät ihren Mitgliedstaaten zur Entwicklung und Implementierung von Nationalen Qualifikationsrahmen und empfiehlt, diese bis 2010 an den Europäischen Qualifikationsrahmen zu koppeln. Aktuell arbeitet ein Großteil der EU Mitgliedstaaten sowie einige Kandidatenländer an der Umsetzung dieser Empfehlung, und setzt mit der Entwicklung und Implementierung nationaler Qualifikationsrahmen klare Zeichen in Richtung eines europäischen Bildungsraumes.


Zielsetzung und Nutzen des NQR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In erster Linie soll der Nationale Qualifikationsrahmen Systematik in der Komplexität der österreichischen Bildungslandschaft schaffen, anhand welcher nationale Qualifikationen zueinander in Verbindung gestellt und miteinander verglichen werden können. Ziel ist es, zwischen den verschiedensten Niveaus und Bereichen des nationalen Qualifikationssystems zu ‚übersetzen‘, und somit für Klarheit und Verständlichkeit über die verschiedensten Bildungsabschlüsse zu sorgen.

Zusätzlich ergeben sich durch die Koppelung des NQR zum Europäischen Qualifikationsrahmen zahlreiche Vorteile. Für europäische BürgerInnen bestehen diese vor allem in einem europaweiten Verständnis für Umfang und Qualität seiner Qualifikation, gesteigerter Mobilität und erweiterter Möglichkeiten, sowohl in der europäischen Bildungslandschaft als auch auf dem europäischen Arbeitsmarkt. Für europäische Unternehmen ergibt sich eine vereinfachte Nutzung nationaler und internationaler Qualifikationen und Potentiale, ein verbesserter grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch, und somit eine potentielle Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.


Struktur und Aufbau des NQR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der österreichische Nationale Qualifikationsrahmen entspricht in seiner Struktur jener des EQR. Er besteht aus 8 Niveaustufen und den entsprechenden Deskriptoren in drei Dimensionen, welche direkt vom EQR übernommen wurden. Der österreichische Nationale Qualifikationsrahmen umfasst sämtliche Ebenen und Bereiche des österreichischen Bildungssystems, von der allgemeinen und beruflichen Aus- und Weiterbildung, bis hin zur hochschulischen Bildung und der nicht formalen und informellen Bildung. Um die Komplexität der österreichischen Bildungslandschaft zu durchbrechen, wurde diese in drei Korridore unterteilt. Korridor 1 umfasst das formale Bildungs- und Schulsystem, Korridor 2 das System der nicht-formalen Bildung (z.B. Erwachsenenbildung) und Korridor 3 meint den gesamten informellen Bereich (z.B. Fertigkeiten, die erst durch Arbeitserfahrung erworben werden, ‚Learning on the Job‘). Während in der aktuellen Implementierungsphase vor allem Qualifikationen aus dem Korridor 1 eine primäre Rolle spielen, so sollen durch deren Zuordnung im Sinne der Förderung Lebenslangen Lernens zum einen Leitprinzipien für eine mögliche Vorgehensweise für die Validierung und Zuordnung von Qualifikationen aus dem Korridor 2 erarbeitet werden, zum anderen sollen im Rahmen einer sogenannten Simulationsphase Referenzqualifikationen verankert werden, die den Prozess der Zuordnung künftig erheblich erleichtern sollen.

Es ist hervorzuheben, dass Bologna Qualifikationen (Bachelor, Master, PhD) auf Grundlage der Dublin-Deskriptoren zu den Niveaus 6, 7 und 8 zugeordnet werden. Im Sinne des Durchlässigkeitsprinzips des NQR soll und darf jedoch nicht von vornherein ausgeschlossen werden, dass diese höheren NQR Niveaus auch auf anderen Bildungswegen erreicht werden können. Das Design des NQR spiegelt diese ‚Zweiteilung‘ in den oberen Rängen wider, indem er Bologna Qualifikationen und jene höheren Qualifikationen die außerhalb der Hochschulen erworben werden in zwei separaten, parallel verlaufenden ‚Strängen‘ behandelt, und respektive anhand der definierten Deskriptoren zuordnet (d.h. Bologna Qualifikationen anhand der Dublin-Deskriptoren, alle anderen anhand der EQR Deskriptoren).


Funktionsprinzipien und Schlüsselkonzepte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zuordnung von Qualifikationen zum NQR erfolgt unter besonderer Berücksichtigung einiger Funktionsprinzipien und eigens definierter Schlüsselkonzepte.

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Qualifikation im Sinne des NQR ist ein Abschlusszeugnis oder Zertifikat, das den positiven Abschluss einer Qualifikation bezeugt und von einer offiziellen Stelle bestätigt und beglaubigt wurde. Am Ende einer Qualifikation steht demgemäß ein sogenanntes Feststellungsverfahren, in dem objektiv und standardisiert überprüft wird, ob ein Lernender die im Curriculum seiner Ausbildung definierten Lernziele erreicht hat.

Lernergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Entwicklung und Implementierung des lernergebnisorientierten NQR vollzog sich auch im österreichischen Schulsystem ein Paradigmenwechsel von der Input- zur Output-Orientierung, was unter anderem durch eine stattfindende Adaption der Lehrpläne (‚Neue lernergebnisorientierte Lehrpläne‘) erkennbar wird. Qualifikationen werden dem NQR einzig und allein auf Basis ihrer Lernergebnisse zugeordnet, was zu einer Irrelevanz von Dauer, Ort, Inhalt und anderer Input-Faktoren für die Niveauzuordnung führt. Es folgt eine erhöhte Durchlässigkeit im österreichischen Schul- und Bildungswesen, welche ein Erreichen der einzelnen NQR Niveaus auf einer Vielzahl von Bildungsschienen ermöglicht.

Kenntnisse, Fertigkeiten, Kompetenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lernergebnisse im weiteren Sinne beschreiben, was ein Lernender als Resultat des vorhergegangenen Lernprozesses wissen, oder im Stande zu tun sein sollte. Im Detail unterscheidet der NQR 3 Dimensionen von Lernergebnissen. Die erste Dimension ‚Kenntnisse‘ umfasst Wissen und Verständnis in einem spezifischen Lern- oder Arbeitsbereich (z.B. Wissen über Theorien und Praxis, Fähigkeit dieses Wissen in einen Kontext zu betten). Die zweite Dimension ‚Fertigkeiten‘ umfasst praktische, kognitive und soziale Kompetenzen, über die der Lernende am Ende seines Bildungsweges verfügen sollte (z.B. Problemlösungs-kompetenz, Kommunikationsfähigkeit). Die dritte und letzte Dimension der ‚Kompetenzen‘ repräsentiert das Maß an Selbständigkeit, Autonomie und Verantwortung, das ein Lernender am Ende der Qualifikation in der Lagen sein sollte zu übernehmen, das heißt, die Fähigkeit seine erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten in einer Lern- oder Arbeitssituation einsetzen und anwenden zu können. Für jede dieser drei Dimensionen sieht der NQR allgemein und verhältnismäßig abstrakt formulierte Deskriptoren auf jeder Niveaustufe vor. Die erzielten Lernergebnisse werden mit diesen Deskriptoren abgeglichen und in der Folge im Sinne des ‚Best Fit Principles‘ der entsprechenden Niveaustufe zugeordnet.


Der EQR als Übersetzungsinstrument[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die europäische Bildungslandschaft ist geprägt durch eine ausgebildete Heterogenität nationaler Qualifikationssysteme. Mit dem EQR soll Transparenz auf allen Bildungsebenen geschaffen werden. National erworbene Qualifikationen sollen europaweit sichtbar, verständlich und vergleichbar gemacht werden. Transnationale Mobilität, Lebenslanges Lernen, Beschäftigungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit sollen auf diesem Wege gefördert und ausgebaut werden. Der EQR beabsichtigt dabei nicht, in nationale Bildungssysteme einzugreifen, bzw. entgegen des Subsidiaritätsprinzips die Kompetenzen der Mitgliedstaaten im Bildungsbereich zu verändern. Wesentliches Ziel ist die Schaffung einer ‚Zone gegenseitigen Vertrauens‘, in der Qualifikationen und die damit verbundenen Kompetenzen transnational verstanden und transparent dargestellt werden können. Somit soll ein wesentlicher Beitrag zur Mobilitätssteigerung und zum grenzüberschreitenden Erfahrungs- und Ressourcenaustausch geleistet werden. Im weiteren Sinne leistet der EQR in seiner Zielsetzung einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Benchmarks von ET 2020 (Mobilität, Transparenz, Qualität, Förderung von Lebenslangem Lernen…) und zur weiteren Stärkung von Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigungsfähigkeit und sozialem Zusammenhalt der einzelnen Mitgliedstaaten sowie der gesamten Union im Sinne der übergreifenden Strategie von Europa 2020.

Die Europäische Union empfiehlt daher den Mitgliedstaaten, den Europäischen Qualifikationsrahmen als Referenzinstrument für den Vergleich der Niveaus verschiedener Qualifikationssysteme zu verwenden und ihre Nationalen Qualifikationsrahmen an den Europäischen Qualifikationsrahmen zu koppeln. Bis 2012 sollen alle Qualifikationsnachweise mit einem Hinweis auf das entsprechende EQR Niveau versehen werden. Die EQF Advisory Group, bestehend aus VertrerInnen der Mitgliedsstaaten und der Sozialpartner, stellt sicher, dass dieses Referenzieren im Sinne der ‚Zone gegenseitigen Vertrauens‘ transparent, kohärent, und gemäß den dafür definierten Richtlinien geschieht.

National erworbene Qualifikationen können so sichtbar gemacht und am europäischen Bildungs- und Arbeitsmarkt positioniert werden. Es entsteht ein länderübergreifendes Verständnis sowie maximale Transparenz von Bildungsabschlüssen und den damit verbundenen Lernergebnissen.


Weiterführende Informationen:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

http://www.lebenslanges-lernen.at/home/nationalagentur_lebenslanges_lernen/nqr_koordinierungsstelle/

http://www.bmukk.gv.at/europa/eubildung/nqr/nationaler_qualifikationsrah.xml

http://erwachsenenbildung.at/themen/nqr/

http://www.bmwf.gv.at/startseite/studierende/studieren_in_oesterreich/nqr/

http://bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Berufe/Ausbildung_Weiterbildung/Nationaler_Qualifikationsrahmen_NQR